Revolution in der Stammzellforschung

Das Düsseldorfer Unternehmen UriCell nutzt Urin als Quelle für die Gewinnung von Nierenzellen mit Stammzelleigenschaften.
Daraus ergibt sich für Forschung und Medizin ein unglaublicher Nutzen.

Beim Get-together nach der Diskussion steht das Networking im Fokus.
 

Firma UriCell
 Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

www.uricell.de

Circa 10 Prozent der Weltbevölkerung sind von Nierenproblemen betroffen, Tendenz steigend, dadurch ist die Niere auch in den vergangenen Jahren verstärkt zum Forschungsobjekt geworden. Unternehmen sowie akademische und klinische Forschungseinrichtungen suchen vermehrt nach Nierenzellen zum Zwecke der besseren Testung von Medikamenten und zu weitergehenden Forschungen. Besonderes Augenmerk liegt momentan auf der personalisierten Medizin und Forschung mit dem Ziel, individuelle Diagnose, Therapie 
und Medikamentenversorgung zu gewährleisten, dafür werden menschliche (Stamm)-Zellen benötigt.

Bisher werden in der Pharmaindustrie neben Tierversuchen menschliche Zellen genutzt, um Medikamente zu testen.
Das Team von UriCell: (v.l.) Wissenschaftler Lucas-Sebastian Spitzhorn, Bioinformatiker Wasco Wruck, Institutsleiter Prof. Dr. James Adjaye, MTA Martina Bohndorf und Wissenschaftlerin Audrey Ncube.

Das Team von UriCell: (v.l.) Wissenschaftler Lucas-Sebastian Spitzhorn, Bioinformatiker Wasco Wruck, Institutsleiter Prof. Dr. James Adjaye, MTA Martina Bohndorf und Wissenschaftlerin Audrey Ncube.

„Bisher werden in der Pharmaindustrie neben Tierversuchen menschliche Zellen genutzt, um Medikamente zu testen. Für Tests an der Niere werden Nierenzellen angewendet, die aus Biopsien von kranken Menschen gewonnen werden, die im Zuge ihrer Behandlung und im Diagnoseprozess eine Biopsie durchlaufen müssen. Dieses invasive Verfahren erfordert einen Arzt, ist sehr kostenaufwendig, risikobehaftet, und das Zellmaterial ist nicht perfekt, da es sich um erkranktes Gewebe handelt“, erklärt Lucas-Sebastian Spitzhorn, Mitinhaber von UriCell. Genau dafür hat UriCell eine Lösung gefunden, das Unternehmen gewinnt vereinfacht gesagt Stammzellen aus dem Urin, es ist also eine nicht-invasive Quelle, um menschliches Biomaterial zu erhalten. So ist für die Probengewinnung kein Arzt mehr nötig, Schmerzen und Risiken fallen weg. Dadurch entsteht ein enormer Vorteil für die Forschung und Entwicklung, „bessere Qualität der Zellen, schnelle Zellgewinnung, kostengünstige Produktion, keine Sicherheitsbedenken, einfacher Zugang zu Biomaterial, niedrige Hemmschwelle der Probanden und Patienten, an Studien teilzunehmen und die Möglichkeit, durch zukünftige Entwicklungen die Gesundheit der Patienten zu verbessern“, erläutert Spitzhorn.

Zunächst hatte das Team, übrigens ein Ausgründungsprojekt aus dem Institut für Stammzellforschung und Regenerative Medizin des Universitätsklinikums Düsseldorf, an Stammzellen aus dem Knochenmark und dem Fruchtwasser geforscht. 2016 begann dann, inspiriert von einer wissenschaftlichen Veröffentlichung aus China, die Arbeit an der Isolation von Nierenvorläuferzellen mit Stammzelleneigenschaften aus dem Urin. Das Forschungsfeld um die Isolation von Stammzellen aus dem Urin ist relativ neu, weltweit arbeitet eine begrenzte Anzahl an Forschungseinrichtungen daran. UriCells Ziele sind ambitioniert, das Unternehmen will die personalisierte Medizin und Forschung revolutionieren, den Einsatz invasiver Verfahren zur Stammzellengewinnung unnötig machen und eine breite Verfügbarkeit von personenspezifischen Nierenzellen erreichen. Durch zukünftige Entwicklungen sollen neue diagnostische Verfahren etabliert und innovative Möglichkeiten für die Regeneration von Organen und Geweben eröffnet werden. •

Auszeichnungen

Das UriCell-Konzept wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet:

2016 mit dem Publikumspreis des HHU-Ideenwettbewerbs, es war ebenfalls 2016 unter den Gewinnern von BioRiver Boost!.

2017 erhielt es den zweiten Preis und Publikumspreis im NUK-
Businessplan-Wettbewerb.

2018 Rheinischer 
Innovationspreis.


Autorin: Britt Wandhöfer


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VIVID 03 | 2019

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