Fresh Ideas from Düsseldorf

In jeder VIVID stellen wir drei Start-ups aus Düsseldorf und Umgebung vor – meist passend zum jeweiligen Titelthema. Aber wie schaut es aus beim Thema Kunst? Gibt es auch hier Ansatzpunkte für fresh ideas from Düsseldorf? Fresh art ideas sozusagen? Aber sicher! Denn als Kunsthochburg NRWs bietet Düsseldorf nicht nur jungen Kunstschaffenden, sondern auch kunstbegeisterten Entrepreneur:innen einen reichen Nährboden. Wie präsent das Thema bei jungen Menschen in unserer Stadt ist, zeigt seit 2021 auch die Start Art Week – das erste Start-up-Event für Kunst- und Kulturschaffende. Mehr als 1.700 Menschen nahmen im ersten Jahr teil – Fortsetzung also höchst erwünscht. Auch in diesem (vierten) Jahr finden ab dem 23. August wieder zehn Tage lang Workshops, Konferenzen sowie Wissensund Netzwerkformate statt. Dabei dreht sich alles um die unternehmerischen Fragen und Herausforderungen, vor denen Akteur:innen der Kunstwirtschaft gerade am Anfang ihrer Karriere stehen. Diese drei haben die ersten Schritte bereits erfolgreich gemeistert: Hier kommen die Start-ups ARTPIQ, grotesk.group und Kunst100.



BOLD DESIGNS, FREE AND HEADSTRONG

Mit experimentellen Methoden schafft die grotesk.group sogenannte Post-Internet-Kunst. Hier: Still aus dem Ausstellungskunstwerk „The Divine Algorithm – Lust"

Was passiert, wenn vier technisch versierte, kreative Köpfe die Regeln ihrer Arbeit über Bord werfen und sich entscheiden, frei und eigensinnig Kunst zu schaffen? Das wollten Harald Schaack, Denis Sokolowski, Nelly Selcho und Tim Hunkemöller herausfinden und haben deshalb im Jahr 2022 die grotesk.group gegründet. Mithilfe verschiedenster digitaler und audiovisueller Medien schafft das kreative Kollektiv kühne Designs, in die auch neueste technische Entwicklungen wie generative KI oder computergestützte Datenverarbeitung einfließen. Die Arbeit der vier Düsseldorfer:innen erregt Aufmerksamkeit. In nur gut einem Jahr des Bestehens gab es bereits erfolgreiche Projekte mit bekannten Marken wie Nike, Mercedes, Iris van Herpen oder Beatport. „Wir sind stolz auf das Vertrauen unserer Kunden“, sagt Harald Schaack. „Unsere Herangehensweisen und Tools sind oft dermaßen neu und experimentell, dass man bereit sein muss, sich im (kreativen Schaffens-)Prozess auch mal auf ‚Unsicherheiten‘ einzulassen. Diese kreative Freiheit erweckt unseren Approach erst so richtig zum Leben.“ Ausstellungen und Installationen des Kollektivs sorgen für Gesprächsstoff und jüngst konnten die vier den „Best Austrian Animation Award“ für ihre Zusammenarbeit mit der österreichischen Band „Bilderbuch“ mit nach Hause nehmen. Im kommenden Jahr möchte die grotesk.group eine Art eigene Galerie eröffnen. „Je mehr Dialoge wir führen können, desto besser“, erklärt Harald. „So schaffen wir den Spagat zwischen modernen Techniken und der Kritik an eben diesen – und etablieren uns als post-internet Künstler:innen mit einem ausgeprägten Sinn für zeitgenössischen Stil.“ •

Still aus dem Musikvideo „neromun – moma“ der grotesk.group

GROTESK.GROUP
CRANACHPLATZ 1
40235 DÜSSELDORF
WWW.GROTESK.GROUP


JUMP-START FOR YOUNG ARTISTS

Mit ihrem Start-up ARTPIQ gibt Katharina Wenzel-Vollenbroich jungen Künstler:innen eine Plattform, um erfolgreich in der Kunstszene Fuß zu fassen.

Kunststudium abgeschlossen – und nun? „Selbst für wirklich talentierte Künstlerinnen und Künstler ist es schwierig, auf dem Kunstmarkt Fuß zu fassen“, weiß Kunstkennerin Katharina Wenzel-Vollenbroich. „Die meisten jungen Künstler:innen haben noch keine große Käuferbasis und oft auch keinen Plan für die eigene Vermarktung.“ Bereits während ihres Studiums gründete die Düsseldorferin darum ihr Start-up ARTPIQ, eine Online- Galerie für junge und zeitgenössische Kunst. „Mit ARTPIQ möchten wir jungen Kunstschaffenden den Start ins Berufsleben erleichtern und Kunst-Neulingen zeigen, dass man auch mit geringem Budget originale und einzigartige Kunstwerke kaufen kann.“ Wer sich nicht direkt zum Kauf entscheiden möchte, kann ein Kunstwerk übrigens auch erst einmal risikolos mieten. Nach rund sechs Jahren am Markt hat ARTPIQ seinen Platz in der Kunstwelt gefunden. Aus der reinen Online-Galerie ist eine Mischung aus Online-Sales-Plattform und Kunsthandel geworden. Die Sammlung beläuft sich auf mehr als 1.000 Werke. Und auch der Kundenkreis hat sich verändert: Während ARTPIQ zunächst hauptsächlich Privatpersonen angesprochen hat, statten Katharina und ihr Team heute immer mehr Arztpraxen, Hotels und Büroräume mit Kunst aus. Etwa 20 bis 30 ausgewählte Nachwuchstalente unterstützt Katharina aktiv bei der Vermarktung ihrer Kunst – sei es in der Online-Galerie, auf Instagram oder in Zukunft auch mit Präsenzveranstaltungen wie beispielsweise Collector’s Dinners. „Viele unserer ersten Künstler:innen sind heute von etablierten Galerien oder Institutionen vertreten und haben es geschafft, von ihrer Kunst zu leben“, sagt Katharina. „Das sind für mich die schönsten Erfolgsgeschichten.“ •

ARTPIQ GMBH
WWW.ARTPIQ.NET
INSTAGRAM: @ARTPIQ


GENUINE ART FOR EVERYONE

Bei Kunst100 gibt es „echte Kunst für alle“. Ein Beispiel ist das Werk „Flowerpot in light orange“ von Lily Gehrke.

Kunst ist nur was für Reiche? Stimmt nicht, sagen Lisa Kostenko und Niklas Mallmann. Mit ihrem Start-up Kunst100 möchten sie ihren Teil dazu beitragen, Kunst allen Menschen zugänglich zu machen. Bereits ab einem Einstiegspreis von 50 Euro lassen sich echte Kunstwerke in der Online-Galerie erwerben. „Kunst100 ist eine neue Art von Galerie“, sagt Gründer Niklas. „Bei uns gibt es echte Kunst für alle – und die muss nicht kompliziert sein. Wir präsentieren die Werke in unserer digitalen Galerie und erzählen zu jedem Kunstwerk eine kleine Geschichte. So bringen wir sie allen Interessierten näher. Digitale Technologien wie eCommerce, AR und Cloud Services helfen uns dabei.“ Passende Kunsttalente entdeckt das Team in Akademien, Ateliers und auf Social Media. Aber auch proaktive Bewerbungen sind herzlich willkommen, sagt Gründerin Lisa: „Es gibt keine bestimmten Bewerbungsvoraussetzungen. Wir möchten ganz einfach Kunstschaffende fördern und für mehr Diversität in der Kunstszene sorgen. Wir kennen alle unsere Künstler:innen persönlich und wählen jedes Werk einzeln aus.“ Neben der Präsentation der Kunstwerke in ihrer Online-Galerie lassen sich Lisa, Niklas und ihr Team immer wieder zusätzliche Aktionen einfallen, um die Kunstwerke angemessen in Szene zu setzen; z. B. Pop-up-Galerien in verschiedenen Metropolen oder den allwöchentlichen „Kunst Drop“. Dabei werden jede Woche neue Kunstwerke kuratiert und donnerstags zum Verkauf online gestellt. Ein Newsletter mit Infos begleitet die Aktion. Im vergangenen Jahr ist Kunst100 von Berlin nach Düsseldorf gezogen. Denn „auch wenn die Hauptstadt oft im Fokus steht – auch NRW ist eine wahre Kunstmetropole“, sagt Lisa. •

Jede Woche werden bei Kunst100 neue Kunstwerke kuratiert und donnerstags zum Verkauf online gestellt.

KUNST100 UG
HOFFELDSTR. 98
40235 DÜSSELDORF
WWW.KUNST100.COM


Words: Maria Leipold
Pictures: stink, florian huelbig, grotesk.group, ARTPIQ, Jana Stormanns