"We are working hard to create the best possible Framework conditions for business"

Seit August 2023 ist Christian Zaum Wirtschaftsdezer-nent von Düsseldorf, zuvor war er sechs Jahre lang Ordnungsdezernent der Stadt. VIVID sprach mit dem 46-Jährigen darüber, wie er einige seiner wichtigsten neuen Aufgaben angehen will: die Wirtschaftskraft in Polykrisenzeiten erhalten, Startups fördern und ausländische Fachkräfte gewinnen. 



Wie haben Sie Ihren Start als Wirtschaftsdezernent erlebt? 
Der Start war so vielseitig wie auch die Düsseldorfer Wirtschaft. Ich hatte viele Termine und Antrittsbesuche über alle Branchen hinweg. Dazu zählte auch der Besuch der Immobilienmesse Expo Real in München. Sie war für mich ein guter Gradmesser für eine Standortbestimmung, weil die Bauwirtschaft einen Motor der Wirtschaft darstellt. Und ich kann nun sagen: Die Rahmenbedingungen sind zwar gerade durchaus schwierig, aber Düsseldorf steht innerhalb dieser Krisensituation gut da! Bei all diesen Terminen wurde mir außerdem immer wieder gespiegelt, wie hervorragend sich das Team der Wirtschaftsförderung um die Unternehmen in Düsseldorf kümmert. Das macht mich auch ein bisschen stolz und deckt sich mit dem, was ich persönlich wahrnehme. 

Zuvor waren Sie Ordnungsdezernent und haben sich für die öffentliche Sicherheit in Düsseldorf stark gemacht. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit in den neuen Job? 
Es sind vor allem drei Dinge, von denen ich in meiner neuen Position profitiere: Erfahrung, Wissen und auch das nötige Netzwerk. Das Ordnungsamt hat ja eine ganze Reihe von Schnittstellen zur Wirtschaft. Zum Beispiel als Aufsichts- oder Genehmigungsbehörde für die Gastronomie, Hotellerie und Sicherheitsbranche oder für die Planung, Genehmigung und Umsetzung sämtlicher Großveranstaltungen im öffentlichen Raum. Wenn mir von Seiten der Wirtschaft jetzt in meiner neuen Position eine Idee oder ein Wunsch zugetragen wird, dann weiß ich, mit welchen Herausforderungen das verbunden sein kann, wie sich etwas realisieren lässt und wen man dafür einbinden muss. Und natürlich ist das Thema Sicherheit allgemein für die Wirtschaft ein ganz wichtiger Standortfaktor, vor allem bei der Ansiedlung von ausländischen Unternehmen. Es hat ja auch Unternehmer:innen beunruhigt, als wir hier während der Corona-Pandemie und auch danach in der Düsseldorfer Altstadt Auswirkungen hatten, wo sich viele Menschen in ihrer persönlichen Sicherheit beeinträchtigt fühlten. Diese Auswirkungen haben wir durch verschiedene Maßnahmen wieder in den Griff bekommen. 

Die aktuellen Krisen machen sich branchen-übergreifend bei den Betrieben bemerkbar. Wie wollen Sie die Düsseldorfer Wirtschaftskraft auch zukünftig erhalten und Betriebe unterstützen? 
Die Tatsache, dass wir von einer lebendigen Startup-Szene über eine vielfältige Dienstleistungsbranche bis hin zur industriellen Produktion alles in dieser Stadt haben, hat uns in den letzten Jahrzehnten gut durch die Krisen gebracht. Diese überaus breite und vielfältige Wirtschaftstruktur müssen wir erhalten. Deswegen gilt es auch vor allem Branchen zu unterstützen, die es gerade besonders schwer haben wie die Industrie oder dass mittelständische Handwerk. Wo wir als Stadt selbst keine Handlungsmöglichkeiten haben, versuchen wir unseren Einfluss geltend zu machen, um klare Rahmenbedingungen zu schaffen, an denen sich die Wirtschaft gut orientieren kann – zum Beispiel beim Städtetag. Natürlich setzen wir auch alles daran, unsere eigenen Rahmenbedingungen in der Stadtverwaltung für die Unternehmen weiter zu verbessern, vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Internationalisierung und Vernetzung der Unternehmen untereinander. Auch das Anwerben von Firmen aus dem Ausland, die unseren Standort gut ergänzen, – denn die Nachfrage ist ungebrochen – geht weiter, etwa durch Delegationsreisen. 

Apropos Digitalisierung: Laut aktuellem Smart City Index, dem alljährlichen Digitalranking der deutschen Großstädte, ist Düsseldorf aus den Top 10 im letzten Jahr nun auf Platz 21 abgerutscht. Woran liegt das und wie können wir wieder zur Spitze gehören? 
Zunächst einmal: Düsseldorf ist besser als dieses Ranking-Ergebnis vermuten lässt. Die Verwaltung steht auf dem dritten Platz. Im Rahmen der Schulen-Modernisierung beispielsweise treiben wir die Digitalisierung sehr stark voran und investieren damit auch in unsere Zukunft. Aber natürlich ist die Lage nicht zufriedenstellend und unseren Anspruch, dass Düsseldorf in puncto Digitalisierung bundesweit mit an der Spitze steht, erfüllen wir im Moment nicht. Das beginnt bei den digitalen Prozessen der Verwaltung, insbesondere bei den Services für unsere Bürger:innen. Nachholbedarf haben wir zum Beispiel auch beim Ausbau der digitalen Infrastruktur. Mein neuer Kollege Olaf Wagner geht das jetzt engagiert an: Der Oberbürgermeister hat erst gestern (25. Oktober, Anmerk. der Redaktion) einen Letter of Intent zum weiteren Glasfaserausbau geschrieben. Es wird gerade also eine ganze Menge unternommen, um diese Lücke zu schließen. Auch Projekte wie Smart City in Friedrichstadt gilt es nun im gesamten Stadtgebiet auszurollen und zu etablieren. 

Der Besuch der EXPO REAL war einer der ersten wichtigen Termine für Christian Zaum - und eine gute Standortbestimmung für Düsseldorf. 

In der Startup-Szene hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan, unter anderem durch die Startup- Woche, den Digi-Hub oder die Gründung des K67. Welche Pläne haben Sie, um dieses attraktive Ökosystem weiter auszubauen? 
Auf nationaler und durchaus auch auf internationaler Ebene wird mittlerweile anerkannt, dass Düsseldorf ein noch kleiner, aber sehr feiner Standort für Startups ist und dass die Dinge, die wir für die Szene machen, wirklich Hand und Fuß haben. Diesen Status gilt es zu sichern und weiter auszubauen. Das Land hat zum Beispiel bereits klar signalisiert die Erfolgsgeschichte Digihub auch weiter zu fördern. Auch den Tech-Hub K67 beispielsweise wollen wir weiter etablieren. Das ist nicht selbstverständlich, dahinter steckt harte Arbeit: Wir müssen immer wieder Förderer finden, die auch bereit sind, sich inhaltlich einzubringen und finanziell zu fördern. 

Ich bin überzeugt davon, dass es noch viel Potenzial gibt, wie wir New und Old Economy stärker zusammenbringen können. Das gilt auch für uns als Stadtverwaltung. Wenn wir zum Beispiel unsere Services für die Bürger:innen weiterentwickeln wollen, könnten uns die smarten Ideen von dynamischen Gründer:innen auf diesem Weg helfen. Das geschieht aus meiner Sicht noch zu wenig und das möchte ich in den nächsten Jahren verändern In unserer aktuellen Ausgabe geht es auch um das große Thema Fachkräfte. Vor allem Düsseldorf als internationales Wirtschaftszentrum ist auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen.

Was wird gemacht, damit die Stadt im internationalen Wettbewerb weiter bestehen kann? 
Was wir als Stadt machen können, das machen wir schon ziemlich gut. Ein Beispiel ist der Expat Service Desk, ein absolutes Leuchtturmprojekt, das mittlerweile von vielen Städten kopiert worden ist. Damit haben wir ein super Angebot geschaffen, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die aus dem Ausland kommen, einen guten Start hier in Düsseldorf zu ermöglichen. Expats sind übrigens der Hauptgrund dafür, warum Düsseldorf seit Jahren organisch wächst! Das Angebot für diese wichtige Zielgruppe werden wir kontiniuierlich weiterentwickeln. Innerhalb der Wirtschaftsförderung haben wir darüber hinaus beispielsweise mit dem Japan Desk oder dem China Desk spezifische Angebote für diese sehr großen Gruppen, um Anliegen sehr individuell bearbeiten zu können. Die größte Herausforderung, wie in anderen Städten auch, ist die Bewältigung der administrativen Prozesse in der Ausländerbehörde durch die vielen asylsuchenden Menschen in den letzten Jahren. Denn gerade in diesen Bereichen hatten wir intern selbst mit Fachkräfte- bzw. Personalmangel zu kämpfen. Diese Herausforderung haben wir mittlerweile wieder gut in den Griff bekommen. 
Wir arbeiten also konsequent daran, all diese Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in Düsseldorf so gut wie möglich zu gestalten. • 


PEOPLE

ABOUT CHRISTIAN ZAUM 

•Born 1977 in Wuppertal 

• Studied law at the Universities of Passau and Würzburg. Legal clerkship and second state examination in Düsseldorf 

• Subsequently held a management position in the insurance industry 

• Managing Director of the CDU parliamentary group in Düsseldorf since 2010 

• From June 2017 to July 2023 Head of the Department of Public Order of the state capital Düsseldorf 

• Since August 2023 Head of Economic Affairs of the state capital Düsseldorf with the following departments: Office for Economic Development, Legal Department, Fire Department, Rescue Service and Civil Protection, Health, Office for Statistics and Elections, Specialist Department of Compliance 

•Married, father of 2 children 44 


TEXT TOM CORRINTH
PICTURES MICHAEL LÜBKE, MESSE MÜNCHEN