Rolf Loves to Learn

Das neue Trivago-Gebäude im Medienhafen wirkt nicht nur von außen imposant. Ein riesiges Firmenlogo über einem galaktisch großen schneeweißen Empfangstresen empfängt die Besucher. Die offene Gestaltung mit einem neun Meter hohen Glasdach lässt schon auf den ersten Blick die Dimensionen des Komplexes erahnen. Das Gebäude ist einem Tropfen nachempfunden, man kann es umrunden, wie eine Südseeinsel. Hier arbeiten circa 1.300 Mitarbeiter. VIVID hat sich mit Rolf Schrömgens, Co-Founder und CEO von Trivago, zum Interview verabredet.

Trivago ist letztlich also aus einer Evolution entstanden.

Das neue Trivago-Gebäude im Medienhafen wirkt nicht nur von außen imposant. Ein riesiges Firmenlogo über einem galaktisch großen schneeweißen Empfangstresen empfängt die Besucher. Die offene Gestaltung mit einem neun Meter hohen Glasdach lässt schon auf den ersten Blick die Dimensionen des Komplexes erahnen. Das Gebäude ist einem Tropfen nachempfunden, man kann es umrunden, wie eine Südseeinsel. Hier arbeiten circa 1.300 Mitarbeiter. VIVID hat sich mit Rolf Schrömgens, Co-Founder und CEO von Trivago, zum Interview verabredet.

Guten Tag, wir haben um 10 Uhr einen Termin mit Herrn Schrömgens“, stellen wir uns vor. „Ich sage Rolf Bescheid“, antwortet der Empfangsmitarbeiter. Wäre das mal überall so unkompliziert. Rolf holt uns ab und zeigt uns das neue Gebäude des Reiseriesen. Im gläsernen Aufzug erzählt uns der Mitgründer, wie es eigentlich zum Namen Trivago gekommen ist. „Ich habe verschiedene Silben auf ein Blatt Papier geschrieben. Am Ende des Tages hatte ich einen Favoriten, TRA-VI-GO. Die Domain war belegt und der Besitzer der Seite wollte 100 Dollar haben, das wollte ich nicht ausgeben und deshalb habe ich mich für TRI-VA-GO entschieden. Das war reiner Zufall.“

TRI steht für Trip, VA für Vacation und das GO eben für „Auf geht’s“. Das ursprüngliche Geschäftsmodell war ein kommerzialisiertes Wikipedia für Reisen. Trivago begann als Content-Unternehmen und produzierte Reiseberichte über Sehenswürdigkeiten und Attraktionen. Die Geschäftsidee sah so aus: Werbeanzeigen von Hotels direkt neben den passenden Content zu platzieren. Es gab allerdings ein Problem: Niemand konnte damals, circa 2006, eine Schnittstelle liefern, mit der man die entsprechenden Hotels einbinden konnte. Also löste Trivago das Problem selber und baute eine Datenbank mit eigenen Informationen auf. „2006 haben wir dann unser Geschäftsmodell gefunden. Wir haben festgestellt, dass die Leute unsere Seite gar nicht mehr so sehr für den Content oder die Community benutzt haben, sondern für die Suchfunktion. 2008 haben wir den Schwerpunkt dann endgültig festgelegt und erkannt: Okay, wir sind ein Technologieunternehmen und es geht nicht mehr um Content. Trivago ist letztlich also aus einer Evolution entstanden“, erzählt uns Schrömgens.

 Menschen, die ein Hotel buchen möchten, werden an die entsprechende Industrie weitergeleitet, so verdient Trivago bis heute sein Geld. Die verschiedenen Hotelketten, Hotels und Reisebüros zahlen Geld dafür, dass Trivago den Hotelsuchenden an sie verweist. Dass Rolf Schrömgens mal ein Unternehmen, das börsennotiert ist, leiten wird, war nach seinem Abitur noch nicht absehbar. Er wuchs in Mönchengladbach auf, ging nach einem klassischen BWL-Studium nach Leipzig und studierte dort an der  privaten HHL Leipzig Graduate School of Management. Für sein Studium nahm er einen Kredit auf. Schon dort lernte er seine Partner kennen, mit denen er später Trivago gründete. Bei der Gründung von Trivago im Jahr 2005 lebte Schrömgens in Düsseldorf. „Wir haben nie einen Wert darin gesehen, irgendwann nach Berlin oder in die USA zu gehen. Wir haben hier immer sehr gute Leute gefunden, um uns weiterzuentwickeln. Wir haben den Standort Düsseldorf irgendwann zu unserer Stärke gemacht. Die Leute kommen wegen Trivago in die Stadt und nicht wegen Düsseldorf, dadurch ist die Bindung zum Unternehmen stärker. In Berlin kommen sie wegen Berlin und suchen sich dann einen Job. Wenn die Leute einmal nach Düsseldorf kommen, entdecken sie, wie schön die Stadt ist, und bleiben, auch wenn sie nicht mehr für uns arbeiten. Düsseldorf ist durch uns auch internationaler geworden. Wir stellen 80 Prozent Nichtdeutsche ein, von den 20 Prozent Deutschen, die wir rekrutieren, sind es noch mal zwei Drittel die nicht aus der Umgebung kommen. Wir rekrutieren weltweit.“

Apropos weltweit. Trivago ist in 52 Ländern mit eigenen Plattformen vertreten und vergleicht circa 1,8 Millionen Hotels auf über 250 Online Buchungsseiten in mehr als 190 Ländern. Laut Aussage des Unternehmens vermittelt das Portal Hotels an ungefähr 120 Millionen Reisende pro Monat. Zahlen, die sich andere Unternehmen nur wünschen können. Was ist also das Erfolgsgeheimnis von Trivago? „Ich habe keine große Idee gehabt, es ist viel unromantischer.  Wir haben immer versucht, gute Entscheidungen zu treffen, die kontinuierlich ein bisschen besser waren als die Entscheidung anderer. Wir hatten immer wenig Ego im Team und haben konsequent für die Sache gearbeitet. Das hat sich am Ende ausgezahlt“, erläutert Rolf. 

So ausgezahlt, dass die US-Reiseportal-Gruppe Expedia 61,1 Prozent von Trivago für 477 Millionen Euro kaufte. Das war 2012. Für Schrömgens und seine Mitgründer war das kein Exit, denn ihnen gehören immer noch mit fast 40 Prozent genauso viele Anteile wie vorher. Es ging stetig bergauf für den Reise­riesen aus dem Medienhafen. In letzter Zeit liest man allerdings auch öfter mal von sinkenden Aktienkursen und Sparplänen des Unternehmens. Dem CEO macht das keine Angst. Negative Schlagzeilen sieht er als unabhängige Bewertungen, genauso wie die positiven Nachrichten, die in den letzten Jahren deutlich überwogen. Für ihn sind das alles Dynamiken, aus denen man gemeinsam Schlüsse zieht und dann Handlungen ableitet. Er sagt: „Man muss die Bewertungen von außen und das, was man strategisch erreichen will, separieren. Man muss als Firma in der Lage sein, mit jeglicher Veränderung im Markt umzugehen und das Beste draus zu machen.“

Das Beste draus zu machen, ist auch Teil von Schrömgens’ Lebenseinstellung. Der Unternehmer versucht weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft zu leben, Entscheidungen werden heute getroffen. Er weiß nicht, wo Trivago in den nächsten zehn Jahren sein wird, daran denkt er aktuell nicht, die Veränderungsgeschwindigkeit hat sich so dramatisch erhöht, dass das niemand sagen kann. Der Mönchengladbacher machte vor einiger Zeit einen professionellen Persönlichkeitstest, daraus ergab sich folgende Headline: Rolf loves to learn. „Ich glaube, das ist für mich mein Lebensmotto. Die Kombination aus Liebe und Lernen. Passioniertes Lernen und kontinuierliche Weiterentwicklung.“ Oft wird er nach Tipps gefragt, wie man erfolgreich ein Unternehmen leitet oder ein erfolgreicher Unternehmer wird. „Alles eine Frage des Mindsets“, meint der 41-Jährige. „Es ist gar nicht so schwer. Man sollte deutlich stärker auf die Chancen anstatt auf die Risiken fokussiert sein. Eine positive Einstellung ist wichtig, durch Positivität kann man Dinge auslösen. Man sollte nicht nach Risiken suchen, man muss sie, um erfolgreich zu sein, bewusst eingehen.“ • 

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TRIVAGO FACTS

Gründung: 2005 in Düsseldorf

Geschäftsführer/Vorstand: Rolf Schrömgens, Malte Siewert, Peter Vinnemeier

Umsatz: 1,035 Milliarden Euro (2017)

Mitarbeiter: circa 1.300

Zahlen: 1,4 Milliarden Visits pro Jahr Trivago vergleicht 1,8 Millionen Hotels in 190 Ländern.


Text: Britt Wandhöfer

Fotos: Franz Schuier