E-Sports ist in Deutschland ein seit Jahren stark wachsender Markt und mit seiner jungen Zielgruppe eine der spannendsten Plattformen für Werbetreibende. Nicht nur die Fortuna spielt in der virtuellen Bundesliga, auch Düsseldorfs Venues sind begehrte Veranstaltungsorte internationaler Gaming Turniere. Immer mehr Unternehmen zocken selbst digital – als emotionale Teambuilding- und Recruitment-Maßnahme.

Die E-Mannschaft von Fortuna Düsseldorf: Coach Corvin „Deter" Deterding, Spieler Joe „JH7“ Hellmann und Kai „Hensoo“ Hense und Content Creator Jan „Packsi" Dreker. (v.l.n.r.) Nicht im Bild: E-Spieler Michael ”Deos“ Haan.

Fortuna ist längst im (E-)Game: In der Saison 2023/24 nahm der Düsseldorfer Fußballverein erstmals an der Virtual Bundesliga (VBL) teil, die für alle deutschen Mannschaften aus der 1. und 2. Liga verpflichtend ist. Die so genannten Club Championship werden im Videospiel EA Sports FC 24 auf der PlayStation 5 ausgetragen und sind in zwei Divisionen aufgeteilt: Nord-West und Süd-Ost. Drei E-Sportler vertreten Fortuna an der Konsole, darunter mit dem Erstzugang Kai „Hensoo“ Hense auch ein großer F95-Fan, der neben seiner Leistung als Zocker volle Identifikation mit dem Verein mitbringt. Content Creator und Fortuna-Fan Jan „Packsi“ Dreker kommentiert die Spiele auf dem im September 2022 lancierten offiziellen Twitch-Kanal der Fortuna, streamt Content live und geht in den direkten Austausch mit der F95-Community – Authentizität und Nahbarkeit sind wichtige Pfeiler des E-Sports. „Die auf Twitch gestreamten Spiele generieren viel Reichweite und erschließen für Fortuna eine neue, junge, digital affine Zielgruppe. E-Sports ist nicht nur spannend für den authentischen Austausch mit Fans, sondern als Plattform für bestehende und neue Werbepartner“, sagt Sandro Calabruso, bei Fortuna zuständig für die Bereiche E-Sports und Gaming. So konnte Fortuna für den Gaming-Sektor Sponsoring Partner wie den Soft- und Hardware Hersteller Nacon und die AOK gewinnen. Zusätzlich zum VBL Zuschuss von 75.000 Euro von der DFL konnte der Verein so bereits in der ersten E-Saison schwarze Zahlen schreiben. Spielerisch liegt man im digitalen Mittelfeld: In der Division Nord-West traf die Fortuna in ihrer ersten Saison auf Gegner wie den 1. FC Köln, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund und erreichte mit seinen E-Spielern den 9. Tabellenplatz von 18.

Gamification and Recruting

Die begeisterte E-Sports Zielgruppe ist für Unternehmen nicht nur für Werbezwecke interessant, sondern vor allem für Recruiting und Teambuilding. Auf die Emotionen des Gaming setzt die Werksliga – die erste kontinuierliche E-Sport- und Gaming-Liga für Unternehmen in DACH. Gegründet wurde die Werksliga von Stefanie Waschk und Arne Gels von der Düsseldorfer Unternehmensberatung und Gamification Agentur Fusion Campus. Firmen stellen hierfür eine eigene Werkself, die auf Wunsch durch E-Sport-Talente ergänzt wird, die sich für einen Platz im Team bewerben – sie sind auch potentielle Kandidaten für Stellen im Unternehmen. Im Oktober 2023 fiel der Startschuss zur ersten offiziellen Werksliga Saison, bei der Unternehmen wie Medion, Ubisoft Düsseldorf oder Infosys teilnehmen. Insgesamt werden drei Saisons pro Jahr online gespielt, mit einem großen Finalturnier- Tag der besten Mannschaften aus ganz Deutschland vor Ort. Jede Woche findet eine Live-Übertragung von zwei Spielen in der eigenen "Die Werksliga"-Sportschau statt. Ein Unternehmen, das sich bereits in der Games-Branche als Arbeitgeber positioniert, ist die DZ Bank, die in der Werksliga mit 50% Mitarbeitenden und 50% Bewerbenden spielt. Für Melanie Steinmetz, Personaleferentin der DZ Bank und u.a. für die Abteilung Corporate Finance am Standort Düsseldorf zuständig, passen Bank und E-Sport auf jeden Fall zusammen: „Wir ziehen unheimlich viele Elemente aus der Werksliga, kombinieren Gaming & Recruiting. Das Prinzip: Du zockst gemeinsam, sammelst erste Erfahrungen mit dem potentiellen neuen Arbeitgeber und findest ohne großen Aufwand einen direkten Zugang“.

Gaming als Recruting Tool: Das Düsseldorfer Unternehmen Fusion Campus hat die Werksliga ins Leben gerufen.

E-Sports Live

Nicht nur Unternehmen nutzen den Gaming-Hype, auch lokale Veranstalter wie D.LIVE setzen auf E-Sport Events. „In der Branche ist eine wachsende Begeisterung für neue Event-Formate, wie beispielsweise Live-Streaming-Events, erkennbar. Unsere Venues sind multifunktional und maximal flexibel bespielbar. Daher können wir sie dynamisch an die Anforderungen dieser Formate anpassen“, sagt Jele Schuh, Senior Manager Booking D.LIVE. Vergangenen August etwa fand mit der Rocket League Championship Series (RLCS) das Turnier einer der bekanntesten E-Sports-Ligen der Welt live im PSD Bank Dome in Düsseldorf statt – mit über 10.000 angereisten Fans aus aller Welt. Zusätzlich zu den drei ausverkauften Tagen des Main Events im Dome, verfolgten durchschnittlich 150.000 Zuschauer:innen das Geschehen live von Zuhause aus. Zum großen Finale verzeichnete der Livestream des Rocket League Kanals auf Twitch in der Spitze sogar knapp 500.000 Live-Zuschauer:innen. Viel Reichweite für den Standort Düsseldorf, die durch die Austragung der Euro 2024 noch getoppt wird. Die EM ist prädestiniert für E-Sports Events in der Stadt. So wird das eSports-Turnier 11vs11 gemeinsam mit der Solinger Agentur ’E-Sport Manager‘ für die Fan Zone am Burgplatz entwickelt. Das ’Final Four‘ bringt die vier besten E-Fußball-Vereine aus dem Fußballverband Niederrhein auf die Euro-Bühne. Auch die Stadtbüchereien Düsseldorf veranstalten zur UEFA Euro 2024 ein großes eSports-Turnier für junge Teilnehmende zwischen 14 und 25 Jahren. Das Finale findet am 25. Mai in der Zentralbibliothek statt und wird live gestreamt. Währenddessen haben auch Zuschauer:innen die Möglichkeit, gegen E-Sports-Profis anzutreten – den drei E-Sport Stars von Fortuna Düsseldorf. •

Mit Teamspirit ins Finale: Die Werkself der DZ Bank bei der ersten Werksliga Saison.

Words: Karolina Landowski
Pictures: F95/David Matthäus, Werksliga

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