Hidden Champions League

 

Die NRW-Landesregierung hat in ihrer landesweiten Studie allein 34 Hidden Champions in Düsseldorf identifiziert. Wie unterschiedlich die sind, zeigen allein diese drei Beispiele: Der Teebeutelhersteller TEEPACK Spezialmaschinen, der Anlagenbauer GEA mit Milliardenumsatz und das Start-up Volunteer World, ein Onlineportal für weltweite Freiwilligenarbeit, stellen sich vor.

 

TEEPACK:
The market leader in the background

Die neueste Spezialmaschine von Teepack stellt 450 Beutel in der Minute her. 

Teeabpackende Unternehmen wie die Düsseldorfer Teekanne sind weltweit bekannt – das Unternehmen, das die Maschinen zur Herstellung der praktischen Doppelkammer-Teebeutel herstellt, dagegen weniger: „In dieser Hinsicht sind wir ein „Hidden Champion“. Aber ehrlich gesagt freuen wir uns vor allem darüber, dass wir durch unsere Maschinen einen Teil zum Teegenuss beitragen können“, sagt Frank Wiedenmaier, Geschäftsführer der TEEPACK Spezialmaschinen GmbH & Co. KG. Der Vorläufer dieses Unternehmens entwickelte bereits im Jahr 1928 die sogenannte Pompadourmaschine (der Beutel erinnerte an das Handtäschchen der Madame Pompadour), die 35 Beutel in der Minute vollautomatisch herstellen konnte. Die neuesten Spezialmaschinen von Teepack schaffen 450 Beutel in der Minute – auch dank neuer Möglichkeiten der Industrie 4.0. „Das Hochhalten der Tradition bei gleichzeitiger Technologieführerschaft ist etwas, auf das wir sehr stolz sind“, so Frank Wiedenmaier. Über 90 Prozent der Teepack Spezialmaschinen werden exportiert. 

Durch das Bestreben der teeproduzierenden Länder, die Veredelung bereits im eigenen Land durchzuführen, wird diese Quote vermutlich noch weiter ansteigen. Mit einer durchschnittlichen Mitarbeiterzugehörigkeit von knapp 18 Jahren und einer jährlichen Fluktuationsrate von etwa 2 Prozent scheint das Unternehmen außerdem ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Dennoch: „Eine größere Bekanntheit würde uns sicherlich bei der Rekrutierung eines schlagkräftigen Teams für die Zukunft zusätzlich unterstützen“, schätzt Wiedenmaier. Was getan werden muss, damit derartige Hidden Champions in NRW weiter ihre wichtige Rolle für die Wirtschaft bewahren können? „Neben Förderung von „Klassikern“ wie Steuern, Standortattraktivität, Ausbildung oder Infrastruktur brauchen erfolgreiche, bodenständige Mittelständler im Maschinenbau auch mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Gerade für unsere jungen Auszubildenden aller Geschlechter und Gender wünschen wir uns, dass sie auf dem Heimweg im Blaumann mit Anerkennung angelächelt werden“, sagt der Geschäftsführer. •

www.teepack.com

„Das Hochhalten der Tradition bei gleichzeitiger Technologie-führerschaft ist etwas, auf das wir sehr stolz sind.“

Frank Wiedenmaier,
Managing Director of TEEPACK Spezialmaschinen


GEA: The unknown giant

GEA stellt unter anderem riesige Fermentationstanks her.

Zwar taucht GEA in der aktuellen Hidden Champions-Studie der NRW-Landesregierung noch auf, mit zuletzt 4,7 Milliarden Euro Jahresumsatz dürften die Düsseldorfer die Obergrenze 5 Milliarden Euro – ein Kriterium der Hidden Champions-Definition – aber bald geknackt haben. „Auch wenn wir nicht mehr in diese Kategorie passen, sind wir sicherlich noch ein „unbekannter Riese“. Dies ist sicherlich dem B2B-Umfeld geschuldet, in dem wir uns bewegen. Denn Konsumenten sehen unsere Anlagen nicht, in denen viele Produkte für den täglichen Bedarf entstehen“, sagt Anne Putz, Leiterin Media Relations.

Diese Anlagen kommen vor allem in der Nahrungsmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie zum Einsatz – rund 80 Prozent des Umsatzes konzentrieren sich auf dieses Geschäft. Bereits 1881 gegründet, gehört der Technologiekonzern mit mehr als 18.000 Beschäftigten in fünf Divisionen und 62 Ländern zu den größten Systemanbietern überhaupt. „Weltweit verbessern unsere Anlagen, Prozesse und Komponenten die Effizienz und Nachhaltigkeit von Produktionsprozessen: Sie tragen erheblich dazu bei, den CO2-Ausstoß, den Einsatz von Plastik und Lebensmittelabfall zu reduzieren“, erklärt Anne Putz. Der Weltmarktführer verlegte im Jahr 2011 seinen Hauptsitz von Bochum zur Airport City Düsseldorf aus verschiedenen strategischen Gründen. So ist Düsseldorf als Wirtschaftsstandort weltweit bekannt, die Zentrale ist gut angebunden für internationales Geschäft und auch die Attraktivität der Stadt ist bei der Mitarbeitersuche hilfreich. •

www.gea.com

„Konsumenten sehen unsere Anlagen
nicht, in denen viele Produkte für den
täglichen Bedarf entstehen.“

Anne Putz,
Head of Media Relations at GEA


Volunteer World:
The start-up on its way to becoming a champion

Reisen und etwas Gutes tun – das verbindet Volunteer World.

Start-up und gleichzeitig Hidden Champion sein – das geht auch: Volunteer World ist das einzige globale, digitale Vermittlungsportal für Freiwilligenarbeit, vergleichbare Mitbewerber sind nur regional unterwegs. Allein in diesem Jahr haben Menschen aus mehr als 100 Nationen über Volunteer World soziale Projekte auf dem gesamten Erdball gefunden, bei denen sie freiwillig „etwas Gutes“ tun können. Typischerweise sind es Twens, aber es gibt zum Beispiel auch spezielle Angebote für Familien mit kleinen Kindern und Solo Traveller jenseits der 40, die sich sinnvoll einbringen wollen. „Bei unserer Gründung im Jahr 2015 waren wir der allererste Marktteilnehmer, dem es gelungen ist, jedes einzelne Projekt den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen zuzuordnen. Entsprechend können wir auch unternehmensintern ein Reporting erstellen, wie viel Impact man über das jeweilige Projektziel erreicht. So können wir belegen, dass sich über 50 Prozent für den Umwelt- und Tierschutz einsetzen, gefolgt von gut 20 Prozent im Bereich Medizin, der restliche Anteil teilt sich dann über die weiteren Nachhaltigkeitsziele auf“, sagt Pascal Christiaens, Gründer und Geschäftsführer. Aktuell hat sein „Baby“ rund 400.000 Besucher im Monat, die in sieben möglichen Sprachen nach ihrem Wunschprojekt suchen können. Bald folgen noch Versionen in Dänisch, Schwedisch und Norwegisch.

Es geht wieder aufwärts bei Volunteer World, denn Corona hat auch dem Start-up ordentlich zugesetzt – allein Pascal war zwei Jahre in Kurzarbeit. „Aktuell stellen wir wieder Leute ein und wollen die Plattform mit zusätzlichen Ressourcen weiter skalieren“, sagt er. Allein in diesem Jahr werden nach seiner Schätzung über 10.000 Freiwillige über Volunteer World abgewickelt. Und was bedeutet es, als Hidden Champion in der Studie der Landesregierung aufzutauchen? „Für uns ist das ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir legen aber auch nicht wirklich großen Wert darauf, für immer „hidden“ zu sein. Wir sehen das gerade als Zwischenschritt zum bekannten Champion.“ • 

www.volunteerworld.com

„Bei unserer Gründung
im Jahr 2015 waren wir der allererste Marktteilnehmer, dem
es gelungen ist, jedes einzelne Projekt den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen zuzuordnen.“

Pascal Christiaens,
Founder and CEO Volunteer World


Words Tom Corrinth
Pictures TEEPACK: Christian Sauter // GEA // Volunteer World: Meaningful Travel GmbH