Import/Export: Sport

Immer mehr asiatische Unternehmen siedeln sich in Düsseldorf an – und bereichern die Sportstadt am Rhein mit ihrer Leidenschaft für asiatische Sportarten und dem Sponsoring lokaler Mannschaften wie der Fortuna. Die Symbiose aus Wirtschaft und Sport fördert mit Teamgeist, Motivation und Corporate Social Responsibility.


Japanisches Fußballtalent: Ao Tanaka aus Kawasaki spielt seit 2021 für Fortuna Düsseldorf.


Düsseldorf ist attraktiver Wirtschaftsstandort für asiatische Unternehmen. Von derzeit fast 650 in NRW ansässigen japanischen Unternehmen befinden sich 410 im Düsseldorfer Stadtgebiet, darunter Namen wie Mazak (Werkzeugmaschinenkonzern), Toshiba (Digitale Technologien und Elektronik), Wacom (Hersteller von Grafiktablets) oder Kikkoman (Lebensmittelkonzern, bekannt für seine Sojasaucen). Chinesische Tech-Unternehmen wie Vivotech (Smartphone- Hersteller), ZTE (Telekommunikationssysteme) oder Huawei (Informationstechnologie) haben hier ihren Deutschland- und sogar Europasitz. Daneben sind rund 40 indische Global Player wie Tata Consultancy Services (IT-Services) , Infosys (digitale Dienstleistungen), Wipro (IT-Consulting) und Tech Mahindra (IT- und Kommunikationsunternehmen) in Düsseldorf angesiedelt. Zur asiatischen Kultur gehört Sport als Beitrag zur geistigen und körperlichen Gesundheit. Er fördert Teamgeist, Eigenverantwortung und Motivation und steht bei vielen Unternehmen auf der Agenda der Corporate Social Responsibility. Im Sinne des interkulturellen Austauschs bieten Unternehmen Mitarbeiter:innen eine Bandbreite an sportiven Betätigungen, unterstützen lokale Vereine und importieren die Leidenschaft für traditionelle asiatische Sportarten nach Düsseldorf.


KONNICHIWA, FORTUNA!

Kyudo hat in Japan eine lange Tradition.

Unter den 8.500 in Düsseldorf lebenden Japanerinnen und Japanern sind viele begeisterte Fußballfans. Fortuna Düsseldorf verfügt sogar über ein Japan Desk mit einem japanischen Fanclub und eigener Internetseite auf japanisch – einmalig in der Bundesliga. Seit 2008 gelang es Fortunas damaligem „Japan-Beauftragten“ Gengo Seta durch sein gutes Netzwerk innerhalb der japanischen Community, japanische Sponsoren wie Toyo Tires oder Hitachi zu gewinnen. Ein weiterer Aufgabenbereich des Japan Desk ist die Betreuung der japanischen Spieler, wie ehemals Takashi Usami oder aktuell Ao Tanaka und Takashi Uchino. Darüber hinaus veranstalten die aktuellen Mitarbeiter:innen des Japan Desks, Hayato Yakumaru und Taiki Hirooka, zahlreiche Corporate Social Responsibility Aktivitäten in der japanischen Gemeinde, wie etwa „Wissenswertes über Fortuna Düsseldorf“ in der Japanischen Schule oder Stadionführungen für Mitarbeitende japanischer Unternehmen. Die japanische Liebe zum Fußball geht über das Fortuna-Fanherz hinaus: Neben japanischen Spitzenspielern beim Profiverein gibt es in Düsseldorf sogar zwei japanische Amateur-Fußballmannschaften: die „Reds“ und den „FC Gatz“. Auch der Japanische Club Düsseldorf e.V. bietet verschiedene sportliche Angebote für die mehrheitlich japanischen Mitglieder an – von Tai Chi bis zur japanischen Kampfsportart Kendo, die mit Schwertern ausgetragen wird. Auch hier sind zwei japanische Sportvereine aktiv: der Basketballverein Galitz und der Volleyballverein Japan Rhein Attakers85. Auch Golf gehört zu den beliebtesten Sportarten der japanischen Community in Düsseldorf, gespielt wird besonders gerne im internationalen Golfclub Kosaido. Der Verein Kyudo hingegen hat sich ganz der Kunst des japanischen Bogenschießens verschrieben. Am Vollmerswerther Deich lernen Interessierte in Anfängerkursen die Einführung in die Etikette und Grundlagen des Schießens sowie Materialkunde. Übungen mit Gomiyumi und Leerbogen, Grundlagen der Bewegungsform und Makiwara-Schießen – das Schießen auf kurze Distanz.•

Die hohe Kunst des Bogenschießens schärft Konzentration und Körperwahrnehmung – trainiert wird im Düsseldorfer Kyudo Verein.


SPORTING SPIRIT

Cricket ist eine der beliebstesten Sportarten in Indien. Düsseldorf hat mit den Blackcaps einen erfolgreichen Cricket-Club.

Nicht nur japanische Sportarten prägen das Angebot der Sportstadt Düsseldorf. Cricket gehört zu den wichtigsten Sportarten in Indien und wird in Düsseldorf seit 1990 vom Cricket-Club Blackcaps vertreten – dem einzigen Cricket-Club in der Landeshauptstadt. Im Laufe der Jahre wurde der Verein sechsfacher NRW-Bundesliga-Meister und ist mit 56 aktiven Spieler in drei Teams einer der größten, bekanntesten und erfolgreichsten Cricketvereine in ganz NRW. Mit Mitgliedern aus mehr als acht verschiedenen Nationen fördert er Vielfalt und Integration und wurde 2017 sogar Deutscher Meister. Man sieht: Top-Unternehmen und Hobby-Vereine der asiatischen Community bringen die Vielfalt asiatischer Sportangebote nach Düsseldorf. Umgekehrt haben aber auch Sportexporte aus Düsseldorf in Asien Kultstatus. Der Tischtennisprofi und Top- Spieler von Borussia Düsseldorf Timo Boll etwa ist in China ein absoluter Superstar, wird von Fans umlagert und wurde sogar schon mal zum attraktivsten Sportler weltweit gewählt. So geht interkultureller Austausch. •


JUDO FOR KIDS

Sport ist ein wesentlicher Bestandteil der Philosophie des japanischen Technologieunternehmens Asahi Kasei. Als aktiver Förderer von Leichtathletik und Judo nehmen Mitarbeitende regelmäßig an Sportveranstaltungen weltweit teil – von lokalen Marathons und nationalen Turnieren bis hin zu den Olympischen Spielen. Das geht sogar so weit, dass japanische Leistungssportler:innen gleichzeitig Angestellte des Unternehmens mit festen Arbeits- und Trainingszeiten sind. Ihr Anstellungsverhältnis hat auch nach der aktiven Karriere weiterhin Bestand. Für das Unternehmen bedeutet das beste Werbung und für die Sportler eine finanzielle Absicherung nach der aktiven Karriere – gerade im Breitensport eine Besonderheit. Asahi Kasei Europe mit Sitz am Medienhafen hat es sich als Partner der „Sportstadt Düsseldorf“ zur Aufgabe gemacht, auch Sportaktivitäten in Düsseldorf aktiv zu fördern. Um die kommenden Generationen in Japan für traditionellen Sport zu begeistern, veranstaltet Asahi Kasei bereits seit vielen Jahren landesweit regelmäßig Judo-Camps in Schulen – und seit 2017 auch in Düsseldorf. Zusammen mit dem Düsseldorfer Judoclub JC71 und dem Lessing-Gymnasium, veranstaltet Asahi Kasei jährlich einen eintägigen Kurs für Anfänger:innen und international erfolgreichen, professionellen Judoka, etwa Kenzo Nakamura, Goldmedaillensieger bei den Olympischen Spielen von Atlanta 1996 und heute Head Coach des Asahi Kasei Judo Teams. Der „Asahi Kasei Europe Judo Workshop“ ist mittlerweile ein etabliertes Sportereignis in Düsseldorf. Die 6. Ausgabe im August 2023 zählte bereits 120 Teilnehmende und viele Kinder und Jugendliche haben über diese Veranstaltung den Weg zum Judosport gefunden. Nachwuchs-Judoka können Techniken und Trainingsmethoden zudem in den zahlreichen Düsseldorfer Kampfkunstschulen erweitern. Neben Judo gehören Jiu Jitsu, Aikido, Karate oder Kendo zu den traditionellen asiatischen Kampfkünsten, die Körper und Geist gleichermaßen trainieren und die man in der Landeshauptstadt erlernen kann – von der Akademie für Kampfsport bis zur Kampfkunstschule Düsseldorf e.V. Seit über 30 Jahren unterrichtet das Bujinkan Dojo Düsseldorf mit Ninjutsu eine Kriegskunst aus Japan, die vor ungefähr 800 Jahren entstanden ist. Fast ebenso lang kann man in der Sportschule Yong-Ho Kwan asiatische Kampfkünste wie Tae Kwon-Do und Kick-Boxing lernen. •

Der jährliche Judo-Workshop von Asahi Kasei soll Düsseldorfer Kindern und Jugendlichen den japanischen Kampfsport nahebringen.


Words: Karolina Landowski
Pictures: F95/David Matthäus, Kyudo, Stephanie Wunderl/D.SPORTS