Ruling the marathon

Sonja Oberem war unter anderem dreifache Juniorenweltmeisterin auf der Triathlon-Kurzdistanz und zweifache Olympionikin im Marathon. Beim Uniper Düsseldorf Marathon 2025 macht sie sich als Renndirektorin für den Laufsport stark. Mit VIVID-Herausgeber Rainer Kunst sprach sie über ihre sportliche und berufliche Karriere, die Besonderheit von Düsseldorf als Marathon-Standort und Erfahrungen als Spitzensportlerin, die im Job hilfreich sind. 


Du hast schon in den 1980er Jahren mit Triathlon angefangen. Wie kamst Du zu der damals noch relativ exotischen Sportart? 
Wie die meisten Triathlet:innen damals kam ich ursprünglich vom Schwimmsport. Mein damaliger Freund und heutiger Ehemann hatte mit dem Triathlon begonnen und ich wollte das auch ausprobieren. 1989 habe ich dann meinen ersten Wettbewerb gehabt. Da bin ich offensichtlich schon positiv aufgefallen und wurde zum Deutschland-Kaderlehrgang eingeladen. Ein Jahr später, im September 1990, bin ich in Florida dann das erste Mal Junioren-Weltmeisterin geworden. Da war ich 17 Jahre alt und hatte nicht mal ein Nationalmannschafts-Trikot. Ich fand das aber alles sehr aufregend und witzig. 

Und in den nächsten beiden Jahren hast Du diesen Junioren-Weltmeistertitel nochmal geholt. Gab es für Dich eigentlich irgendwelche Vorbilder? Was hat Dich angetrieben? 
Nein, ein Vorbild hatte ich ehrlich gesagt nie. Ich hatte einfach Talent und es hat mir großen Spaß gemacht, drei verschiedene Sportarten zu kombinieren. Von der Körperstatur her – ich bin “nur” 1,70 Meter – habe ich beim Schwimmen ja eigentlich nicht so gute Voraussetzungen. Da passte das Laufen besser. Und durch das Laufen konnte ich auch relativ gut Radfahren. Das war für den Triathlon super: Selbst wenn ich jetzt nicht als eine der Ersten aus dem Wasser kam, konnte ich den Abstand beim Radfahren und erstrecht beim Laufen wieder gut aufholen. 

Warum bist Du dann zum Marathon gewechselt? 
Ich wollte unbedingt bei den Olympischen Spielen teilnehmen, aber im Gegensatz zum Marathon war der Triathlon 1996 noch nicht olympisch. Deswegen habe ich mich dann 1993 zum Berlin Marathon angemeldet und bei der Anmeldung eine Zeit unter drei Stunden angegeben. Ich hatte mir keinerlei Gedanken gemacht, was das eigentlich heißt, denn bis dato war ich nur 20 Kilometer gelaufen – die Marathondistanz liegt aber bei rund 42 Kilometern. Schließlich bin ich dann bei meinem ersten Marathon Zehnte geworden mit einer Zeit von 2 Stunden 38 Minuten. Ein Jahr später habe ich erneut in Berlin teilgenommen und wurde Fünfte in 2 Stunden 31 Minuten – und damit vornominiert für die Leichtathletik-WM 1995 in Göteborg. Dort erreichte ich dann 2 Stunden 32 Minuten – leider zwei Minuten zu langsam für die Olympia-Qualifikation. Im Frühjahr 1996 konnte ich diese Grenze aber beim Boston Marathon knapp unterbieten und hatte meine ersehnte Olympia-Teilnahme in Atlanta. Dort wurde ich Achte. 


Einen Stadtlauf zu gewinnen ist grossartig, aber bei einer Meisterschaft eine Einzelmedaille zu gewinnen, das ist glaub ich etwas ganz Besonderes.

Vier Jahre später in Sydney warst Du dann nochmal bei den Olympischen Spielen dabei, allerdings weniger erfolgreich. Bei der Leichtathletik-EM 2002 hast Du eine Bronzemedaille geholt, außerdem hast Du diverse Straßenläufe gewonnen. Was ist für Dich persönlich der schönste sportliche Erfolg? 
Es gibt mehrere. Olympia – egal ob man eine Medaille holt oder nicht – ist immer ein ganz besonderes Erlebnis. Herausragend für mich waren auch der Sieg beim Hamburg Marathon in persönlicher Bestzeit und natürlich die Bronzemedaille bei der Leichtathletik-EM in München. Einen Stadtlauf zu gewinnen ist großartig, aber bei einer Meisterschaft eine Einzelmedaille zu gewinnen, das ist glaub ich etwas ganz Besonderes. 

Wie oft läufst Du heute noch? 
So durchschnittlich 60 bis 80 Kilometer in der Woche. Das ist für mich aber kein Training mehr, sondern das mach ich just for fun. Und es ist überhaupt nicht vergleichbar mit früher, wo ich in der Spitze bis zu 240 Kilometer in der Woche gelaufen bin. Gemessen daran würde ich das Laufen heute eher als Gesundheitssport bezeichnen (lacht). 

Kommen wir zu Deiner beruflichen Karriere. Du bist Diplom-Betriebswirtin und nach Deiner Sportkarriere ins Business rund um den Laufsport eingetreten. Hattest Du diesen Weg schon langfristig geplant? 
Nein. Ich komme aus einer Kaufmannsfamilie, wir hatten einen Eisenwaren- und Holzgroßhandel – traditioneller geht es kaum. Eigentlich war der Plan, dass ich in den Betrieb gehe. Nach meiner sportlichen Karriere hat sich für mich aber schnell die Möglichkeit ergeben weiter im Sport tätig zu sein. Das habe ich dann immer weiter ausgebaut und mich im Veranstaltungsmanagement etabliert. Zuerst habe ich in Düsseldorf verantwortlich den Triathlon und Rhein-City-Run und ab 2018 auch den Marathon organisiert. 


Und dann bekamst Du ein Angebot von D.LIVE für die Mitorganisation der Invictus Games, die im September 2023 in Düsseldorf stattfanden. 
Genau. Das konnte ich mir sehr gut vorstellen, zumal ich auch viele im Team bei D.LIVE schon kannte. Im August 2021 habe ich dort – erstmals in meinem Leben als Angestellte – angefangen. Ein sehr interessantes und auch herausforderndes Projekt, was ich sehr gerne gemacht habe. 

Nun bist Du Renndirektorin für den Uniper Düsseldorf Marathon, der am 27. April 2025 stattfinden wird. Diesen Marathon bist Du als Aktive selbst ja auch schon gelaufen. Was zeichnet diesen Lauf speziell in dieser Stadt für Dich aus? 
Für mich als gebürtige Mönchengladbacherin ist er sowas wie der Heimatmarathon, allein schon aufgrund der Nähe. Ich habe einen engen Bezug zu den Veranstaltern und auch zu der Stadt selbst, weil ich mich schon immer häufig, beruflich und privat, gerne hier aufgehalten habe. Und Düsseldorf ist einfach eine sehr schöne Kulisse für ein solches Event. 


SONJA'S TOP 10 MARATHON TIMES 

  1. Hamburg Marathon 2001: 02:26:12 (1st place) 

  2. Hamburg Marathon 2002: 02:26:21 (1st place) 

  3. Berlin Marathon 2004: 02:26:53 (3rd place) 

  4. Vienna City Marathon 2000: 02:27:25 (3rd place) 

  5. London Marathon 1997: 02:28:02 (4th place) 

  6. World Athletics Championships 2001: 02:28:17 (5th place) 

  7. European Athletics Championships 2002: 02:28:45 (3rd place) 

  8. Osaka Women's Marathon 2001: 02:28:50 (4th place) 

  9. World Athletics Championships 1999: 02:28:55 (6th place) 

  10. Amsterdam Marathon 1998: 02:28:02 (4th place) 

    For comparison, the current women's marathon world record was set by Tigist Assefa of Ethiopia in 02:11:53 at the 2023 Berlin Marathon. 


Beim Uniper Düsseldorf Marathon verfolgt Ihr das neue Konzept „Run to the beat“. Was versprecht Ihr Euch davon? 
Zum einen wollen wir den Lauf durch elektronische Musik und DJ´s attraktiver machen, vor allem auch für jüngere Teilnehmende und natürlich auch für die Zuschauer:innen. Das ist organisatorisch aufwändig, keine Frage. Aber am Ende wird es sich lohnen: Je mehr Belebungspunkte wir an der Strecke haben, desto attraktiver ist das Event. Zum anderen unterstreicht der Ansatz: Der Leistungsgedanke zählt zwar immer noch, aber er ist nicht mehr so bestimmend wie noch vor 20 Jahren. Das sieht man zum Beispiel an den Finish-Zeiten. Vor 20 Jahren war mit Sicherheit die Hälfte der Marathonläufer beim Zieleinlauf schneller als drei Stunden, heute schaffen diese Zeiten nur noch vielleicht 15 Prozent der Teilnehmenden. Es geht nun mehr darum, überhaupt die Strecke zu schaffen und dabei Spaß zu haben. Das finde ich auch gut, denn es muss ja nicht immer Höchstleistung sein. Noch wichtiger ist, dass die Menschen sich bewegen. Und das spricht insgesamt auch mehr Menschen an. 

Inwiefern hilft Dir Deine Erfahrung im Spitzensport heute bei Deinem Job? 
Ich bringe dadurch sicher Ausdauer mit. Denn es gibt ja, wie im Sport auch, nicht immer nur Hochphasen im Job. Wenn man zum Beispiel stundenlang durch den Regen läuft, macht das keinen Spaß, aber am Ende ist man froh, dass man es gemacht hat. Meine sportliche Erfahrung hilft mir, fokussiert auf ein Ziel zu sein. Wenn wir nun den Düsseldorf Marathon auf die Straße bringen wollen, gibt es dafür einen fixen Termin, an dem alles stehen muss. Das kann man nicht vorher üben. • 


ABOUT Sonja Oberem


• August 2021 to present: D.LIVE GmbH & Co. KG, Senior Manager Sports Competition 

• July 2018 to July 2021: rhein-marathon Düsseldorf GmbH, Managing Director 

• January 2016 to June 2018: Dammann Absperrung GmbH, Managing Director 

• 2012 to present: Oberem Event Service GmbH, Managing Partner 

• 1999 to 2021: Authorised Signatory Carl Ridder KG 

• 1993 to 1999: Degree in Business Administration (UAS) 


Ich bringe dadurch sicher Ausdauer mit. Denn es gibt ja, wie im Sport auch, nicht immer nur Hochphasen im Job.

Interview: Rainer Kunst, Words: Tom Corrinth
Pictures: Celine Al-Mosawi