Fashion – Behind the Scenes
Fotoshooting, Fitting oder Fashion Show – hinter dem „perfekten Look“ stecken viele talentierte Köpfe. VIVID stellt drei kreative Player und ihre Perspektiven auf die Prozesse hinter der Mode vor.
Düsseldorf ist auch ein attraktiver Standort für kreative Player hinter den Kulissen. Stylistinnen und Hair & Make up Artists setzen Kampagnen perfekt in Szene. Modefotografen wie der Düsseldorfer Alexander Schier inszenieren Editorials für internationale Magazine wie Vogue, Elle und Harpers Baazar. Sound Designer wie Lukas Heerich komponieren die Klänge zur Fashionshow. Agenturen wie Nina Klein haben sich auf die Vermittlung von Stylisten und Hair&Make Up Artists spezialisiert. Auch für die Auswahl an Fotografen gibt es Agenturen, eine der renommiertesten in Düsseldorf heißt Rockenfeller & Göbels. Internationale Modelagenturen wie IMM oder No Toys verleihen Marken die passenden Gesichter und Settings und manchmal einer ganzen Branche eine neue Ästhetik – wie die androgynen Männermodels von Tomorrow Is Another Day. Die Düsseldorfer Modelagentur von Eva Gödel stattet Schauen und Werbemotive für Balenciaga oder Prada mit individuellen Charakteren aus und gehört damit zu den begehrtesten Modelagentinnen auf dem internationalen Modemarkt.
Die Abläufe einer Agentur sind mittlerweile überwiegend digital. Booker treffen dabei die passende Modelauswahl, kümmern sich um den Aufbau des Model-Portfolios und die Planung von Fotoshootings. Am Set herrscht weitestgehend Teamarbeit unter selbstständigen Setbauern, Stylisten und Hair & Make Up Artists, die allesamt im Sinne der Bildsprache der Kunden agieren. Nach dem Shooting und der finalen Bildauswahl geht die Retusche ans Werk und kann den Fotos noch mehr Tiefe und Emotion verleihen.
Neben hochwertigen Kampagnen und Editorials für Magazine finden in Düsseldorf kontinuierlich Modeproduktionen statt. Den immensen Bedarf an Content für E-Commerce und Social Media generieren auch spezialisierte Studios wie das von Robin Brückmann gegründete 21 steps. Hier arbeiten alle kreativen Schrittstellen unter einem Dach: Fotografen, Video-Producer, Cutter, Art Direktoren, Social Media Manager, Retuscheure und Konzepter. Denn eine Konstante bleibt bei der Fashionproduktion: immer schneller zu werden.
Gina Romina Bock ist seit ihrem 15. Lebensjahr als Model tätig. Ihre erste Show lief sie für Prada Exklusiv in Mailand. Seitdem hat sie Shootings für Magazine und Designer und arbeitet international und full time als Model.
Wie sieht dein Modelalltag aus?
Mein Tag fängt schon um 7 Uhr an, denn die Arbeit als Model findet nicht nur vor der Kamera statt. Hinter den Kulissen arbeite ich an meinem Körper und halte mich fit in Form von kleinen Workouts und Yoga, gehe viel wandern in der Natur und achte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Vor der Kamera ist die Zusammenarbeit zwischen Fotograf:in und Model sehr wichtig. Ich liebe es, mit verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten, da man von jedem etwas lernen kann. Für mich persönlich ist es wichtig, mir selbst treu zu bleiben, denn die eigene Persönlichkeit spiegelt sich auch immer in den Bildern wider.
Welche positive Entwicklung hat der Umgang mit Modeln genommen?
Castings finden vermehrt digital statt. Somit habe ich die Chance, von zuhause aus internationale Jobs zu bekommen. Die Models sind vielfältiger geworden. Früher gab es nur ein Idealbild des Models, meist nur eine „Konfektionsgröße“. Heute sind Models in allen Körperformen und auch mit speziellen Makeln vertreten. Zum Glück zählt nun Individualität und Persönlichkeit. Der Look und die Einzigartigkeit eines Models sind entscheidend geworden – endlich!
Als Retouch Artist erschafft Jan Wischermann ganze Bildwelten und balanciert Farben, Licht und Schatten sowie das Color Grading der Bilder oder Kampagnen. Seinen Austausch mit inspirierenden Menschen teilt er in seinem Podcast „Creative Industry Radio“.
Welche Aufgabe hat ein Retoucher?
Es ist meine Aufgabe, die Details des Motivs und die Gefühle in den Motiven zu verstärken, die mit der Kamera nicht eingefangen werden können. Ich bin spezialisiert auf hochwertige Bildproduktionen im Bereich Beauty/Hair, Fashion und Commercial. Sei es ein komplexes Beauty/Hair-Keyvisual, eine moderne Fashion Kampagne oder ein anspruchsvolles Advertising Composing.
Welche Trends beobachtest du in der Fashion Fotografie?
Aktuell gibt es zwei sehr spannende Bewegungen in der internationalen Fashionwelt. Zum einen nehmen generative künstliche Intelligenzen immer mehr Einzug in professionelle Fashion Produktionen, wie zuletzt auf dem aktuellen Cover der italienischen Vogue. Ich selbst habe im Oktober 2022 damit begonnen, zusammen mit der Fotografi n Ava Pivot aus Berlin, an Fashion-Editorials als Fusion aus Fotografi e und AI-generierten Accessoires bzw. ganzen Sets zu arbeiten. Zum anderen kommen wieder analoge Print-Techniken auf, wie beispielsweise C-Printing oder PreFlash-Printing. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Prada-Kampagne.
Nicola Weidemann arbeitet als Hair& Make-Up Artist für Fashion und Werbung und führt einen Beautystore und die Make-up Academy Düsseldorf. 2012 gründete sie mit Weidemann Beautyline ihre eigene Marke.
Wie hat sich Beauty in den letzten Jahren verändert?
Als ich in 2002 begonnen habe, wurde immer mit vielen Extensions gearbeitet. Ich bin nie ohne riesige Tasche mit allen möglichen Haarfarben zu einer Produktion gegangen. Volumen war gefragt. Das Make-up war intensiver. Heute ist das anders. Haare sollen natürlich aussehen und ebenso das Make-up. Auch in der Kleidung spiegelt sich das wieder. Früher war alles extrem durchgestylt und eher chic. Heute ist es alles etwas lässiger, sportlicher. Durchdacht, aber entspannt.
Wie setzt du die neue Natürlichkeit in deiner Arbeit um?
Momentan regiert die Lässigkeit. Weniger ist mehr: Sowohl im Make-up, als auch bei den Haaren. Foundation soll so natürlich aussehen, als würde man keine tragen. Es dürfen aber Akzente gesetzt werden: starke Wimpern, glossy Lippen oder Rouge. Alles muss eine gewisse Coolness haben. Ich lasse mich für neue Looks von Modezeitschriften oder Social Media inspirieren, aber auch auf der Straße. Ich setze mich gerne mal in ein Café, oder eine Bar und schaue mir einfach die Leute an... •
Words Karolina Landowski
Pictures PR