The 15-Minute Quarter
Das Bauvorhaben METRO Campus ist für die Stadt Düsseldorf ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität. Das Quartier, das auf dem METRO-Gelände in Flingern entstehen soll, setzt gleich in mehreren Bereichen neue Standards.
Im Jahr 2019 setzte sich Düsseldorf das ehrgeizige Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden. Seit vielen Jahren ist die Stadt schon im Klimaschutz aktiv, ruft viele Initiativen ins Leben oder ist Kooperationspartner bei nachhaltigen Projekten. „Hierzu wird neben der Strategie der Ressourcenschonung insbesondere die Strategie des gemischten Quartiers der kurzen Wege und der nachhaltigen, zukunftsorientierten Gestaltung verfolgt“, so ein Sprecher der Stadt.
Ein Großprojekt in diesem Sinne ist die Planung des METRO Campus, das sich derzeit schon in der fortgeschrittenen Konzeptionsphase befindet und auf dem Metrogelände im Stadtteil Flingern entstehen soll. Aufgrund der Dimension des Projekts hat der Bauherr METRO Properties, Immobilienunternehmen des Konzerns, vorsorglich die Zusammenarbeit mit der Stadt gesucht. „Wir setzen in engem Austausch mit der Landeshauptstadt Düsseldorf auf gemeinschaftliche Prozesse, Beteiligung und Akzeptanz aller Akteure und Stakeholder. Alle Perspektiven wurden im kollaborativen städtebaulichen Wettbewerbsprozess gehört“, so Jürgen Schwarze, CFO von METRO Properties.
Im Fokus der Planungen sind dementsprechend nicht nur Klimaschutzaspekte, sondern auch der demografische Wandel und dynamische Arbeits- und Lebenswelten im urbanen Raum. Der globale METRO-Konzernsitz ist über Jahrzehnte innerhalb des Düsseldorfer Stadtteils Flingern gewachsen. Beim Ankauf im Jahr 1967 lag das Areal noch in einem Industriegebiet am Rande der Stadt; inzwischen glänzt es mit perfekter Lage zwischen Innenstadt, Grafenberger Wald und Düsseltal. Aus städtebaulicher und immobilienwirtschaftlicher Sicht hat die 9,2 Hektar große Fläche des Campus daher sehr hohes Entwicklungspotential. Den konzeptionellen Grundstein für die Entwicklung des Quartiers legte das Architekturbüro ACME, London, einstimmiger Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs. Die bauliche Umsetzung wird ein Investor übernehmen, Start soll im Jahr 2027 sein. „Innerhalb der METRO besteht für das Projekt großes Interesse. Gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf freuen wir uns auf die Auswahl des finalen Investors und Entwicklers – die formalen Gremienentscheide und die darauffolgende Transaktion werden für Frühsommer erwartet“, erklärt Jürgen Schwarze.“
„Alle Generationen und die gesamte Bandbreite der Gesellschaft sollen hier ihren Platz finden.“
Da das städtebauliche Konzept nachhaltige Aspekte stark in den Vordergrund stellt, will man in diesem Zusammenhang neue Standards setzen. Möchte Düsseldorf mittelfristig mit Städten wie Oslo, Paris oder Kopenhagen gleichziehen? „Das Gelände ist Beispiel für die schrittweise Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie, die auch in anderen städtebaulichen Entwicklungen innerhalb der Stadt ablesbar wird. Die Themen Klimaschutz, Klimaanpassung und die Mobilitätswende sind wichtige Themenschwerpunkte für die Gegenwart und die Zukunft“, so die Stadt.
Aber ist nachhaltiges Bauen bzw. Wohnen nicht extrem teuer? In Düsseldorf ist knapper Wohnraum ein sehr großes Thema, vor allem, weil viele Neubauprojekte eher für Besserverdiener geplant und umgesetzt werden. Wer ist in diesem Zusammenhang die Zielgruppe des METRO Campus? Angedacht ist ein Nutzungsmix in der Tradition bzw. als eine Art Ergänzung des angrenzenden Stadtteils Flingern-Nord. Dementsprechend sind die neu geplanten öffentlichen Räume wie drei Kindergärten, eine Grundschule oder Spielplätze nicht nur für die künftigen Bewohner, sondern auch für die angrenzende Nachbarschaft gedacht. Dazu sollen Ateliers, Gewächshäuser, Werkstätten, Büroflächen und Co-Working-Spaces, Mobility-Hubs, eine Vielzahl von Einkaufs- und Erholungsmöglichkeiten wie öffentliche Parks und Gärten sowie diverse Gastronomieangebote entstehen. Alle Generationen und die gesamte Bandbreite der Gesellschaft sollen hier ihren Platz finden. Auch sozialer Wohnungsbau ist lt. METRO Properties fest eingeplant, das Handlungskonzept Wohnen der Landeshauptstadt Düsseldorf wird Anwendung finden.
Die geplante Mischung erinnert an die Idee der „Stadt der 15 Minuten“, die man in Paris entwickelt hat: das urbane Leben soll sich in einem Viertel abspielen können, in dem alles, was man zum täglichen Leben braucht wie auch die Arbeitsstelle und die soziale Infrastruktur, fußläufig in 15 Minuten zu erreichen ist. „In diesem Sinne soll der neue Metro Campus ein belebender und ergänzender Stadtbaustein auch für die umgebenden Quartiere sein. Die Qualität dieses durchmischten Viertels und der Nachbarschaft kann in Zukunft Leitbild für andere große Entwicklungen in der Stadt sein“, so ein Sprecher der Stadt.
„Mit dem urbanen Quartier schaffen wir einen Raum, der über klassische Wohngebiete mit hoher Dichte hinausgeht und vielfältige Nutzungen zulässt – ein diversifiziertes, inklusives und lebendiges Quartier inmitten der Rheinmetropole Düsseldorf“, so Jürgen Schwarze und weiter: „Wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Im Mittelpunkt steht also nicht nur Wirtschaftlichkeit, sondern vor allem Qualität.“
„Wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Im Mittelpunkt steht also nicht nur Wirtschaftlichkeit, sondern vor allem Qualität.”
Passend dazu stellt sich der Metro Campus auch den Herausforderungen des Klimawandels sowie veränderten Mobilitätsanforderungen. Der städtebauliche Entwurf beinhaltet eine intensive Begrünung der Dachflächen und öffentlichen Plätze sowie ein Regenwassermanagement und die klimatische Optimierung der Baublöcke. Das alles soll dem „Heat-Island-Effekt“ entgegenwirken und für ein komfortables Mikroklima sorgen. Hinzu kommen artenreiche Vegetationsflächen und vielfältige Habitate für Pflanzen und Tiere, wo möglich werden Dachflächen als Solargründächer angelegt. Abgerundet wird das Konzept durch die Vision eines autoarmen Viertels, in dem die Bewohner durchdachte Mobilitätslösungen wie eine gute Anbindung an das ÖPNV-Netz, Car- und Bikesharing-Angebote sowie Packstationen und Fahrradgaragen in Form von Mobility Hubs nutzen können. Die öffentlichen Räume des Metro Campus sollen vor allem Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung stehen.
Zudem ist der Erhalt von METRO-Bestandsgebäuden wie das der Hauptverwaltung und weiterer METRO Gesellschaften sowie eine Verpflechtung mit den benachbarten Flächen und Nutzungen geplant. Der Markt wird allerdings bei Realisierung des Bauprojekts an einen neuen Standort auf dem Großmarktareal an der Ulmenstraße umziehen. So möchte man Raum schaffen für den Fokus des Bauprojekts: mehr Lebensqualität und Klimaschutz in der Landeshauptstadt. •
Words Katja Vaders
Pictures Metro Properties