The art of investing
Kunst hat nicht nur ästhetische und emotionale Komponenten – neben der Option, sie aus Leidenschaft zu kaufen und zu sammeln, sehen immer mehr Menschen den Erwerb von Kunstwerken auch als eine Investitionsmöglichkeit.
Ralph Kleinsimlinghaus hat schon Höhen und Tiefen des Kunstmarkts erlebt. Er ist Kunsthändler und Geschäftsführer der 1988 gegründeten Artax Kunsthandel KG, die in 700 Quadratmeter großen Räumlichkeiten in Derendorf zu finden ist. Artax hat hier Kunst aus dem 20. und dem 21. Jahrhundert auf Lager. Aktuell sind das etwa 6.500 Objekte, die sich Interessenten jederzeit vor Ort anschauen können; verkauft wird aber auch über die Website. Das Unternehmen möchte so die Demokratisierung der Kunst vorantreiben, denn auch Kunstinteressierte mit weniger Geld können hier eine der Arbeiten erstehen, die preislich zwischen 50 und 20.000 Euro liegen. Es kämen natürlich auch immer wieder Kund:innen, die Geld in Kunst investieren wollten. So eine Anlage sei jedoch immer mit einem gewissen Risiko verbunden. „Wir haben auf dem Kunstmarkt seit der Finanzkrise im Jahr 2008 eine kleine Delle“, erklärt Ralph Kleinsimlinghaus. Solche Dellen habe man auch schon vorher erlebt, 1988/89 oder 2001, und sie könnten jederzeit wiederkommen. Seit der letzten Krise prosperiere der Markt jedoch, was ungeahnte Preisregionshöhen mit sich bringe und zur Folge habe, dass immer mehr Menschen ihr Geld in Kunst investieren wollten. Viele interessierten sich vor allem für die Blue Chips, Künstler:innen mit großer Bekanntheit, die derzeit auf einem sehr hohen Preisniveau operierten. „Wir bei Artax geben unseren Kund:innen allerdings einen Gesamtblick auf die Kunst, zeigen Alternativen zu teuren Künstler:innen auf, das ist uns wichtig“, so Ralph Kleinsimlinghaus.
Preissteigerungen, so ist er sich sicher, hätten vor allem mit dem Marketing eines Kunstschaffenden, z. B. auf Social Media, sowie den Reaktionen der Museen und der Kunstkritik zu tun. Hinzu käme ein sehr schnellebiger Kunstmarkt, der durch Galerien charakterisiert werde, die immer wieder neue Stars und junge Künstler und Künstlerinnen aufbauten, die aber genauso plötzlich wieder vom Markt verschwunden seien. Das habe auch Auswirkungen auf die aktuellen Sammler:innen. „Es kommt mir so vor, als bedienten sie sich an der Kunst wie in einem übervollen Supermarkt. Daher sind Sammlungen, die heute entstehen, oftmals sehr disparat angelegt.“ Gerade bei Besserverdienenden habe sich Kunst als eine Art „Savoir Vivre“ etabliert, ihr Kauf sei dann oft eine sehr bewusste Investitionsentscheidung, gerade bei Jüngeren.
Als Händler weiß er aber auch, dass in einem Kunstwerk einige finanzielle Positionen stecken, die vielen Käufer:innen nicht bewusst sind wie Künstlersozialabgaben, Urheberrechte oder Mehrwertsteuer, Transportund Lagerkosten. „Kunst ist ein nicht direkt konvertierbares Handelsgut und dann sinnvoll als Investition, wenn ich bereit bin, sie mehrere Jahre dem Kunstmarkt zu entziehen. Erst dann kann sie einen Status von Begehrlichkeit erreichen“, erklärt Ralph Kleinsimlinghaus. Es gehört bei Artax daher zum Kundenservice, auch über aktuelle Entwicklungen auf dem Kunstmarkt und zu Investitionen zu beraten. „Wenn Kunst keine sinnliche Erfahrung bei mir auslöst, wird eine hohe Investition immer zu einem Risikofaktor werden. Denn wenn ich etwas kaufe, das mich wirklich überzeugt, tut es mir nicht weh, falls es irgendwann weniger wert sein sollte.“ Das weiß auch Peter Toffel. Der gelernte Banker und Finanzplaner ist selbst sehr kunstaffin, Sammler und spricht daher aus Erfahrung. Er ist Leiter des Ganteführer Family Office mit Sitz am Düsseldorfer Rathausufer, das sich auf die Verwaltung von privaten Großvermögen spezialisiert hat. Zu dem gehören neben Wertpapieren, Immobilien und Schmuck auch immer wieder Kunstsammlungen. Wie sieht er den momentanen Stellenwert von Kunst als Investitionsobjekt? „Wichtig ist, dass mir die Kunst gefallen muss, bevor ich in sie investiere.
Wenn man sie zusätzlich unter dem Wertsteigerungsaspekt sehen möchte, sollte man sich an großen Namen orientieren - junge Künstler:innen werden nicht zwangsläufig erfolgreich sein.“ Galerist:innen seien dementsprechend Stakeholder am Markt, die ihn mitbestimmten. „Der Kunstmarkt ist unverändert gut, allerdings gibt es Sujets, die mit Vorsicht zu genießen sind, wie NFTs, bei denen es Preisrückgänge von bis zu 80 Prozent gab“, erklärt Peter Toffel. „Dass hingegen Preise von bereits hochpreisigen Künstler:innen sinken, habe ich noch nicht erlebt.“ Auch er ist sich sicher, dass ein Kunstinvestment langfristig angelegt sein sollte, „man findet im klassischen Kunstmarkt mit wenigen Ausnahmen nur Sammler, die das klassische ‚buy and hold‘ praktizieren“. Außerdem sei der Kunstmarkt in den letzten Monaten ruhiger geworden, man spüre die Krise und eine damit verbundene Unsicherheit und Zurückhaltung beim Kauf, die sich aber wieder auflösen werde.
Eine echte Alternative zum klassischen Kunstmarkt sieht Peter Toffel in Online-Investmentportalen wie Arttrade mit Sitz auf der Düsseldorfer Immermannstraße. „Arttrade bietet die Möglichkeit, sich auch mit geringeren Beträgen an einem Kunstwerk zu beteiligen; neben den klassischen Investments ein hervorragender Ansatz, wenn man es als unabhängige Anlageklasse im Portfolio sieht.“ Beachte man die Besonderheiten, sei ein Kunstinvestment in klassische Kunst oder Contemporary Art nämlich ähnlich sicher wie der Kauf von Luxusuhren, bei denen es große Wertsteigerungen gebe. •
Words: Katja Vaders
Pictures: ARTAX, GANTEFÜHRER FAMILYOFFICE