Widening the view

Kunst und Wirtschaft: Wie geht beides zusammen? Eine Antwort können Unternehmenssammlungen sein, die für Firmen, Belegschaft und Öffentlichkeit wichtige Beiträge leisten.Unternehmen werben gern damit, wie offen, kreativ und vielseitig sie sind. Imagebroschüren unterschiedlichster Branchen sind gespickt mit diesen Schlagworten. Nur: Wie lassen sie sich zu einer Wertekultur formen, die auch gelebt wird? Und wie lässt diese sich glaubwürdig nach innen und außen kommunizieren?


Kunst könnte eine Antwort sein. Zum Beispiel in Form von firmeneigenen Sammlungen. Zahlreiche Unternehmen haben diese Möglichkeit für sich entdeckt – und untermauern mit dem Erwerb und dem Ausstellen von Kunstwerken ihre Kommunikationsstrategie. 37 dieser Unternehmen sind Mitglied im Arbeitskreis Corporate Collecting (ACC) des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft. „Durch Kunstsammlungen findet eine Image-Steigerung statt“, bestätigt Min-Young Jeon, Referentin für den Bereich Bildende Kunst und Corporate Collecting. Zugleich seien Kunstsammlungen Teil des gesellschaftlichen Engagements von Unternehmen. Je nachdem, wie hochkarätig die jeweilige Sammlung ist, werde sie noch dazu zum Wert- und Investitionsobjekt. Für die Pflege und den Ankauf der einzelnen Objekte existieren in Unternehmen in der Regel eigene Abteilungen.

„Bei Ausstellungseröffnungen von Unternehmenssammlungen kann man sich untereinander vernetzen“, sagt Min-Young Jeon vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft.

Die Art der Kunstwerke, die Bestandteil firmeneigener Sammlungen sind, leitet sich oft, aber nicht immer, aus der Geschäftstätigkeit des jeweiligen Unternehmens ab. So stellt das Europäische Patentamt Arbeiten von Kunstschaffenden aus ganz Europa aus und legt dabei einen Fokus auf Wissenschaft und Technik. Die Stadtsparkasse Düsseldorf setzt bei ihrer internen Sammlung vor allem auf Kunst, die einen Bezug zur Region Düsseldorf hat, darunter Werke der Künstlergruppe ZERO, von Bernd und Hilla Becher, Thomas Ruff und Katharina Sieverding. Die Werke befinden sich in Büros, Besprechungsund Veranstaltungsräumen sowie in den Geschäftsstellen. Aber auch im öffentlichen Raum sind sie zu sehen, beispielsweise die Arbeit von Beat Streuli an der Fassade der Hauptstelle der Stadtsparkasse Düsseldorf an der Berliner Allee oder eine Bronzeplastik von Henry Moore, die im Hofgarten aufgestellt ist. Für ihre externe Sammlung, die sich im Kunstpalast befindet, kauft die Stadtsparkasse Düsseldorf vor allem zeitgenössische fotografische Werke an. Entscheidend für den Aufbau der Kunstsammlung war in den 1970er Jahren nach Unternehmensangaben der damalige Vorstandsvorsitzende Fritz Kulins. Für ihn hing der Gedanke der Sparkassen an das Gemeinwohl damit zusammen, Kunst an die Gesellschaft heranzutragen. Ein Gedanke, der bis heute Bestand hat – und der im Übrigen auch die Belegschaft mit einbeziehen soll. So können sich die Mitarbeitenden Kunstwerke für ihre Büros aussuchen oder gelegentlich an Talks mit Kunstschaffenden oder Führungen durch Ausstellungen teilnehmen. Auch für viele andere Unternehmen sollen Kunstsammlungen nach innen wirken – und zugleich den Blick nach außen weiten.

Die Stadt-Sparkasse Düsseldorf hat 2023 die Ausstellung „Made in Düsseldorf“ im NRW Forum unterstützt, in der u.a. Donja Nasseri gezeigt wurde.

„Kunst regt die Kreativität von Mitarbeitenden an“, sagt Min-Young Jeon. „Noch dazu dient sie als Kommunikationsmittel. Ausstellungseröffnungen von Unternehmenssammlungen werden zu Events, auf denen man sich untereinander vernetzen kann.“ Zudem könnten Kunstobjekte, die sich in den Büroräumlichkeiten befinden, so manchen Gesprächseinstieg erleichtern. Warum also zu Beginn eines Meetings sich nicht erst einmal in lockerer Atmosphäre über das Gemälde an der Wand austauschen? Eine besonders prominente und umfangreiche Sammlung ist die der Düsseldorfer Mäzenin Gabriele Henkel. 2016 wurde ein Teil dieser Sammlung in der Ausstellung „Henkel – Die Kunstsammlung“ im Museum K20 gezeigt und so für eine breite Öffentlichkeit erlebbar gemachtMehrere tausend Werke hatte die Witwe von Konrad Henkel, dem Enkel des Firmengründers Fritz Henkel, für den Konzern zusammengetragen, bevor sie 2017 im Alter von 85 Jahren verstarb. Ihre Sammlung besteht aus hochkarätigen Werken internationaler Kunstschaffender und aus ethnografischen Exponaten aus der ganzen Welt. Sie befinden sich fast ausschließlich in den Räumen der Henkel-Unternehmenszentrale in Düsseldorf – in Büros, Fluren, Kantinen und Konferenzräumen – und entsprechen damit nach Unternehmensangaben auch einem wichtigen Ansinnen von Gabriele Henkel: Kunst den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugänglich zu machen und deren Motivation und Kreativität zu fördern. •


TEXT ELENA WINTER
PICTURES PR, Michael Lübke / tadtsparkasse Düsseldorf, Kulturkreis