Digital helpers for the industry

Von den Möglichkeiten der Digitalisierung kann die Industrie in vielen Bereichen profitieren – tut sie aber oft noch nicht. Einige Start-ups aus Düsseldorf helfen dabei. Zum Beispiel FoxBase und Fero Labs.

Left: Name Stefan Kirmse Job Global Brand Activist Company WacomRight: Name Rainer Kunst Job Publisher of VIVID

Lasst uns mal vernetzen!“ Auf zwischenmenschlicher Ebene ist das heute leicht gesagt und getan. Wenn sich dieser Satz aber auf betriebliche Prozesse im Sinne von Industrie 4.0 bezieht, haben manche Unternehmen damit noch ihre Probleme. Das bestätigen auch viele Studien. Laut dem aktuellen Industrie 4.0 Barometer, das die Porsche-Management- und IT-Beratung MHP und die LMU München herausgegeben haben, ist die Thematik bei den Firmen zwar angekommen, aber an der Umsetzung hapert es. Das liegt zum Beispiel an einem Mangel an Fachkräften und an der Unsicherheit, ob sich die Investitionen wirklich lohnen. Aber auch fehlende Kapazitäten und die Tatsache, dass bereits etablierte IT-Systeme die Integration erschweren, sind große Hemmnisse. Warum da nicht mit jemandem zusammenarbeiten, der sich mit der Digitalisierung von Prozessen auskennt? In und um Düsseldorf haben sich einige findige Firmen angesiedelt, die sich genau darauf spezialisiert haben.

„Nirgendwo sonst ist die Dichte an potentiellen Kunden für uns höher als in und um Düsseldorf.“

Bietet mit seinem Unternehmen Software für die digitale Produktberatung: Benjamin Dammertz von FoxBase.

Bietet mit seinem Unternehmen Software für die digitale Produktberatung: Benjamin Dammertz von FoxBase.

Leitet den europäischen Sitz von Fero Labs in Düsseldorf: Maschinenbauingenieur Tim Eschert.

Leitet den europäischen Sitz von Fero Labs in Düsseldorf: Maschinenbauingenieur Tim Eschert.

Fero Labs beispielsweise unterstützt Unternehmen aus der industriellen Produktion darin, ihre Herstellungsprozesse besser zu verstehen. Mithilfe einer speziellen Machine Learning (ML) Software können sie ihren Rohstoffverbrauch senken, ihre Emissionen minimieren und die Effizienz und Qualität ihrer Prozesse kontinuierlich steigern. Transparenz ist dabei ein großes Anliegen des Start-ups: Alle Analyseschritte und -ergebnisse lassen sich für den Anwender genau nachvollziehen. Die Kunden von Fero Labs kommen aus unterschiedlichen Industrien: von der chemischen Produktion über Stahlunternehmen bis hin zu Automobilherstellern. Das Start-up hat seinen Hauptsitz in New York. Den europäischen Sitz am Standort Düsseldorf leitet Tim Eschert, der auch schon am Department of Computer Science der Columbia University (New York) und im Robotiklabor der Rio de Janeiro University geforscht hat. Von Düsseldorf aus hat der Maschinenbauingenieur unter anderem bereits Henkel beraten: Die Ingenieure des Konzerns nutzen heute die Software von Fero Labs, um Prozesse bei der Herstellung von Spülmaschinentabs besser zu verstehen und ihre Planungen entsprechend zu optimieren. Gerdau, Volvo Trucks und Covestro gehören ebenfalls zum Kundenstamm des fünf Jahre alten Start-ups. „Nirgendwo sonst ist die Dichte an potentiellen Kunden, Corporate Headquarters aber auch relevantem Talent für uns höher als in und um Düsseldorf. Und wenn wir einmal nicht direkt hier finden, was wir suchen, bringt uns die Infrastruktur so komfortabel wie nirgendwo sonst nach Deutschland, Europa und den Rest der Welt", so Eschert. In Bezug auf Änderungen durch Corona kann der Standortleiter sagen: „Die Volatilität der Märkte in Corona-Zeiten bedeutet auch, dass der Zwang für Unternehmen, ihre Prozesse im Detail zu verstehen, noch gestiegen ist. Das bringt eine weitere Beschleunigung von Automatisierung und Digitalisierung mit sich. Für unser eigenes Business bedeutet diese Zeit vor allem, Innovationen wortwörtlich von der Couch aus zu betreiben, weil Reisetätigkeiten für uns wegfallen.“

Auch FoxBase bietet etablierten Unternehmen Nachhilfe in Sachen Digitalisierung. Das Start-up hat sich den Vertrieb vorgeknöpft. In diesem Bereich haben es viele B2B-Anbieter heute schwer: Denn mit der Fülle an Produktangeboten im Internet wächst auch der Wunsch der Kunden nach schnellen, kompetenten Antworten. Unternehmen stehen da vor der Herausforderung, ihre Produkte online möglichst einfach, verständlich und effizient zu vermarkten. Die Lösung, die die FoxBase-Gründer Benjamin Dammertz und Carsten Dolch zusammen mit ihren Kunden entwickelt haben: eine Software, mit der User eine digitale Produktberatung bekommen. Mit Hilfe eines interaktiven Fragebogens überträgt der „Digital Product Selector“ das analoge Vertriebsgespräch ins Digitale. Die Empfehlungslogik, die hierbei zum Einsatz kommt, orientiert sich an möglichen Fragen, die ein guter Verkäufer im Kundengespräch in der Regel stellen würde, und ermittelt die Produkte, die zu den Bedürfnissen des Kunden passen. Die Software wird dazu in die schon bestehenden Websites des Kunden integriert und eignet sich für verschiedene Branchen und Unternehmensgrößen. Auch für FoxBase ist Henkel ein Hauptkunde: Im Geschäftsbereich Industrieklebstoffe des Konzerns unterstützt der „Digital Product Selector“ Kunden und Vertriebsmitarbeiter bei der Suche nach dem richtigen Produkt. Mittlerweile sind verschiedene „Henkel Adhesive Selectors“ weltweit in mehreren Sprachen im Einsatz. Auch die Telekom nutzt die Software, um Geschäftskunden zu ihren Festnetz- und Internettarifen zu beraten. Mittelständler unterschiedlicher Branchen setzen die Lösung ebenfalls bereits ein. Seit seiner Gründung vor vier Jahren konnte sich das Start-up auf diese Weise ein großes Netzwerk aufbauen. Dabei schätzen die Gründer vor allem den Standort Düsseldorf: „Hier sind viele etablierte Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen ansässig, von „Hidden Champions“ bis zu großen Konzernen“, sagt Benjamin Dammertz. „Viele sind offen für die Zusammenarbeit mit Start-ups wie uns und haben die Digitalisierung als eines der Top-Themen auf ihrer Agenda stehen.“

In der aktuellen Krise kristallisierte sich nochmal heraus, wie deutsche Unternehmen der Digitalisierung gegenüberstehen. „Wir erleben gerade zwei unterschiedliche Szenarien. Die einen Unternehmen schließen alle Schranken, reagieren mit Investstopp und wollen erst mal den Markt beobachten. Andere wiederum, was wir auch in der Mehrzahl erleben, haben noch mehr Interesse an der Digitalisierung ihres Vertriebs und sagen: Ja, lasst uns schnell starten. Die Relevanz der Digitalisierung ist in den letzten Monaten vielen deutlicher geworden.“ •

Weitere Beispiele:

Zahlreiche weitere Düsseldorfer Start-ups zeigen der Industrie, wie sie die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen kann. 

fastersolutions.de
Faster Solutions unterstützt Unternehmen bei der Planung und Umsetzung von Robotik Projekten.


www.roambee.com
Roambee vereinfacht Kunden die Kontrolle über ihre Waren und Vermögenswerte. 

www.vathos-robotics.com
Vathos Robotics ist Spezialist für maschinelles Sehen und Lernen mit Anwendungen in der Robotik und Industrieautomation. 


www.aconno.de
Aconno entwickelt vernetzte Sensoren und Hardwarelösungen. 


Words: Elena Winter
Pictures: PR