Industry around the clock

Industrie ist nicht alles – aber ohne Industrie ist alles nichts, heißt es. Wie wichtig ist die Industrie eigentlich für unser Leben? Für VIVID hat unsere Autorin Maria Leipold einen Tag lang die Augen offengehalten nach Düsseldorfer Industrieprodukten in ihrem Alltag.

Left: Name Stefan Kirmse Job Global Brand Activist Company WacomRight: Name Rainer Kunst Job Publisher of VIVID

In unserem alltäglichen Sprachgebrauch ist der Begriff „Industrie“ oft etwas negativ besetzt. Viele Menschen verbinden damit anonyme Massenproduktion – laut, schwer und dreckig. Stimmt das? Gibt es nicht auch jede Menge regionale, saubere Industrieprodukte, die uns tagtäglich begleiten? Das wollte ich wissen und habe mich auf die Suche gemacht.

Der Morgen: 

Verschlafen schlurfe ich ins Badezimmer und drehe den Wasserhahn auf. Dabei fällt mein Blick auf die Armatur: Grohe. Da ist es also schon: das erste Düsseldorfer Produkt meines Tages. Und ich bin gerade mal eine Minute lang wach. Ich putze mir die Zähne und gehe duschen. Das Shampoo ist von L’Oréal, das Duschgel von Henkel – beides große Düsseldorfer Namen. Ich ziehe mich an und greife zielsicher zur Strumpfhose von Calzedonia. Auch hier sitzt die Deutschland-Zentrale in Düsseldorf. Schnell noch einen Tee aufsetzen, bevor es losgeht zur Arbeit. „Spanische Orange“ trinke ich zurzeit besonders gern. Von Teekanne, seit 66 Jahren in Düsseldorf zu Hause.Bevor ich das Haus verlasse, desinfiziere ich meine Hände und packe sorgfältig meinen Mundschutz in die Handtasche. Dabei wird mir bewusst, wie einige Industrieunternehmen meiner Heimatstadt in den ersten Monaten der Corona-Pandemie Engagement gezeigt haben: Indem sie zum Beispiel außerplanmäßig 

Desinfektionsmittel produziert und bereitgestellt haben – BASF und Henkel etwa. Auf dem Weg zur Arbeit fährt vor mir ein Mercedes-Sprinter: ein Ur-Düsseldorfer. Schon seit seiner Markteinführung im Jahr 1995 wird der Sprinter im Mercedes-Benz-Werk in Düsseldorf-Derendorf gebaut. Seit wenigen Monaten übrigens auch als Elektrovariante. Bis zu 700 Sprinter verlassen täglich das Düsseldorfer Werk. So viele begegnen mir auf dem Weg ins Büro zwar nicht, aber fünf sind es bestimmt. Außerdem fällt mein Blick auf riesige Baustellenkräne. Demag steht daran. Ein Name, der in Düsseldorf schon seit rund 100 Jahren ein fester Begriff ist.Ich komme auf der Arbeit an und nehme unseren schicken Glasaufzug in die siebte Etage. Der wurde gebaut von Windscheid & Wendel, Deutschlands ältester Aufzugfabrik. Seit mehr als 150 Jahren setzt dieses Düsseldorfer Unternehmen auf Spezialanfertigungen made in Germany.

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Der Mittag: 

Ich schmiere mir ein Brötchen mit Buko-Frischkäse, anschließend gibt es noch Skyr mit frischem Obst. Beides kommt von Arla, einem skandinavischen Unternehmen mit Deutschland-Zentrale bei uns am Rhein. Mit einem Blatt Küchenpapier wische ich anschließend die letzten Frischkäse-Reste vom Küchentisch. Auch davon stammt etwas aus unserer Region. Denn seit mehr als 130 Jahren produziert die Papierfabrik Julius Schulte aus Bilk unter anderem Karton für Küchenpapier-Innenrollen. Aus 100 Prozent Altpapier.

Der Nachmittag: 

Kaffeepause! Ich nutze die Gelegenheit und schaue, was in meinen Social-Media-Accounts so passiert ist. Mein Smartphone ist von HUAWEI. Chinesisch also. Aber auch bei HUAWEI werden die Deutschland-Aktivitäten von Düsseldorf aus gesteuert. Und selbst bei meinem Kaffee komme ich an der Düsseldorfer Industrie nicht vorbei: Jede dritte Kaffeeverarbeitungslinie stammt vom Düsseldorfer Maschinen- und Anlagenbauer GEA.

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Der Abend:

Wieder zu Hause stelle ich schnell eine Maschine Wäsche an. Das Waschmittel ist Persil von Henkel. Zur Toilette muss ich auch – und finde dabei schon das nächste Produkt. Denn schon im Jahr 1928 produzierte Hans Klenk, Namensgeber der Traditionsmarke Hakle, hier sein erstes Toilettenpapier. Dann heißt es umziehen und fertig machen, denn ich bin noch mit Freunden an der Rheinpromenade verabredet. Meine Kosmetikprodukte stammen wieder einmal von L’Oréal, doch noch etwas anderes fällt mir auf: Sogar mein Parfumflacon könnte Düsseldorfer Ursprungs sein. Von Gerresheimer, einem Traditionsunternehmen, das seit fast 150 Jahren unter anderem Kosmetikverpackungen herstellt. Mit der Straßenbahn fahre ich in die Innenstadt; nicht zuletzt dank elektrischer Ausrüstung der Düsseldorfer Firma Kiepe Electric. Auf dem Weg zum Rheinufer gönne ich mir noch ein Frikadellenbrötchen to go – natürlich mit Düsseldorfer Löwensenf. Dazu ein leckeres Altbier. Ein Leben ohne Industrie? Ohne abgepackte Lebensmittel, Pflegeprodukte, Beförderungsmittel, Waschmaschinen, Elektrogeräte und Frikadellenbrötchen? Undenkbar! Ich bin im Nachhinein überrascht, wie viele Produkte des täglichen Bedarfs tatsächlich eine Verbindung zu unserer Region haben. Darauf einen Killepitsch! •

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Words: Tom Corrinth

Pictures: PR