Kunst trifft Andreas Rebbelmund
Die Marke Breuninger steht seit 140 Jahren für hochwertige Mode. Im Düsseldorfer Kö-Bogen ist sie seit 2013 im zweitgrößten Flagship Store Deutschlands zu erleben. Andreas Rebbelmund, der Geschäftsführer dort, sprach mit VIVID-Herausgeber Rainer Kunst bei einer Joggingrunde über Leadership, Multichannel-Strategien und persönliche Learnings während der Corona-Zeit.
Die Corona-Pandemie hat auch den Einzelhandel schwer getroffen. Ende März 2020 musste ebenso Breuninger die Geschäfte für mehrere Wochen schließen. Wie empfindest Du persönlich diese besondere Zeit?
Es ist eine unwirkliche Zeit, irgendwie skurril. Aber man lernt doch ganz schnell sich damit auseinanderzusetzen, weil es weitergehen muss. Und das haben wir bei uns im Breuninger-Team dann auch relativ schnell gemacht. Ich persönlich habe diese Situation in ihrem Ausmaß so nicht erwartet und nicht geglaubt, wie lange wir uns damit beschäftigen müssen. Aber wie gesagt: Wir haben gelernt, uns damit auseinanderzusetzen.
„Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes und wertvollstes Gut. Das hat sich gerade in der Lockdown Phase Gezeigt.“
Leadership ist derzeit besonders gefragt in den Unternehmen. Wie holst Du als Führungskraft Deine Mitarbeiter dabei ab?
Ich glaube, gute Kommunikation ist das Gebot der Stunde. Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes und wertvollstes Gut. Das hat sich gerade in der Lockdown-Phase gezeigt, als viele ja im Homeoffice gearbeitet haben. Wir mussten schnell reagieren, agil sein und uns neue Dinge einfallen lassen. Wir haben zum Beispiel eine Corona-Hotline für die Beschäftigten eingerichtet, wir haben WhatsApp-Gruppen in unseren Teams, um Informationen schnell zu verbreiten. Als gute Führungskraft muss man besonders jetzt Transparenz zeigen gegenüber den Mitarbeitern und nah an ihnen dran sein. Bei Breuninger leben wir von positiven Emotionen und die in dieser besonderen Situation aufrechtzuerhalten – das nenne ich Leadership.
Wie war das nach dem Lockdown genau, als Ihr Euer Flagship Store wiedereröffnet habt?
Tag 1 war ja mit großen Beschränkungen verbunden: Von den 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche durften wir nur 800 Quadratmeter öffnen. Auch da ist wieder Agilität gefragt: Welche Bereiche genau sollen geöffnet werden? Wie viele Menschen dürfen ins Haus kommen? etc. Das Wichtigste in dieser Phase war es, Präsenz zu zeigen und klar zu machen: „Wir sind wieder da.“
„Das wichtigste in dieser Phase war es Präsenz zu zeigen und klar zu machen: Wir sind wieder da.“
Breuninger war schon vorher im Hinblick auf Multichannel-Marketing gut aufgestellt. Hat sich das in der Pandemie-Situation bemerkbar gemacht?
Auf jeden Fall! Unsere Online-Kanäle haben der Marke Breuninger und auch dem stationären Handel im Nachgang sehr geholfen, vor allem während des Lockdowns. Weil sich unsere Kunden auch währenddessen positiv mit der Marke auseinandersetzen konnten. Mit vielen Kunden standen und stehen wir auch über Facetime und die Breuninger App in Kontakt. Das soll aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Besucherfrequenz in unseren Stores zurückgegangen ist. Sie nimmt nun wieder leicht zu, aber es ist weniger als vor Corona. Kunden kommen nun auch viel zielgerichteter zum Einkaufen und sie flanieren weniger, lassen sich weniger treiben. Man spürt die Unsicherheit noch.
Mit welchen Formaten und Kanälen wollt Ihr in den kommenden Monaten Eure Kunden erreichen?
Grundsätzlich arbeiten wir stark über unsere Breuninger Card. Wir haben weiterhin new arrivals und die kommunizieren wir selbstverständlich auch. Aber natürlich leben wir stark von Emotionen und es ist wichtig, sich Gedanken zu machen, wie man diese Emotionen trotz der Situation weiter an die Kunden vermitteln kann. Zukünftige Formate dafür müssen einfach ein bisschen anders aussehen, sie müssen vielschichtiger sein. Für den Herbst und Winter 2020 planen wir zum Beispiel kleinere Veranstaltungsformate, um unseren Kunden ein Stück Normalität und Sicherheit zurückzugeben.
Welche Learnings ziehst Du persönlich aus den letzten Monaten?
Wir sind in dieser Pandemie-Situation und wir müssen uns daran gewöhnen und uns damit auseinandersetzen – das ist das größte Learning für mich. Es ist sehr hilfreich, dass wir ein Multi-Channel-Unternehmen sind, denn das hält unsere Marke im Gespräch, sowohl betriebswirtschaftlich als auch imagemäßig. Zudem hat sich bestätigt, dass Kommunikation das höchste Gut ist, das wir haben. Vor allem die Kommunikation zu unseren Teams. Das erfordert auch Stabilität, dass man mit seinen Teams mitgeht. Und ich habe gelernt, dass man sich neu ausprobieren muss – schnell werden, agil sein – ohne zu wissen, ob die neuen Wege wirklich funktionieren werden.
Das alles fordert Dich als Führungskraft sehr stark. Woher holst Du Dir die Kraft und Energie dafür?
Ich mache zum Beispiel viel Sport. Drei Mal wöchentlich gehe ich laufen – schon um 6 Uhr morgens. Und ich habe vor kurzem angefangen Golf zu spielen. Das hilft mir sicherlich auch dabei, in der aktuellen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren.
„Ich brenne für Düsseldorf.
Ich mag die Grösse und Zentralität dieser Stadt.“
Wünschst Du Dir seitens der Stadt vielleicht bestimmte Aktionen, die den Handel unterstützen?
Von der Stadt würde ich mir wünschen, dass sie dem Handel und der Gastronomie noch mehr entgegenkommt. Indem sie vielleicht zum Beispiel den ein oder anderen Sonntag in der Vorweihnachtszeit für den Verkauf öffnet. Das würde auch dem Kunden mehr Sicherheit geben, weil es die Besuchsfrequenzen in der Stadt entzerrt und es würde mehr Umsätze für die Unternehmen bedeuten.
Was unterscheidet Düsseldorf von anderen Städten, in denen Du gelebt hast?
Ich komme ursprünglich aus dem Ruhrgebiet und bin vor acht Jahren für den Job nach Düsseldorf gezogen. Ich habe schon in anderen schönen Städten gelebt, aber ich muss sagen: So schnell kriegt man mich nicht mehr weg aus Düsseldorf. Ich brenne für Düsseldorf. Ich mag die Größe und Zentralität dieser Stadt. Man ist sehr offen und man lernt sich schnell kennen – die rheinische Mentalität ist der des Ruhrgebiets sehr ähnlich, finde ich. Wir fühlen uns als Familie hier pudelwohl. •
Andreas Rebbelmund
• Since 2013: Managing Director Breuninger Flagship Store Düsseldorf; since 2008: working for Breuninger
• 2004 -2008: Purchasing, sales, marketing and personnel manager, Prokura Behrens & Haltermann GmbH & Co.KG, Itzehoe
• 1995-2004: Konen Bekleidungshaus KG, Munich, lastly as purchasing manager (boys- and menswear) and Marketing Manager, previously Coordination Central Purchasing Menswear, Assistant to the Purchasing and Sales Management
• Before 1995: Sales – sales representative; Sales – office service for the Bäumler Group
• Personal passions: Diving, skiing, running, fitness training, Kite surfing
About BREUNINGER
Das Fashion- und Lifestyle-Unternehmen Breuninger wurde 1881 gegründet und zählt heute zu den führenden Multichannel-Department-Stores in Europa. Mit einer exklusiven Auswahl an internationalen Designermarken und ausgesuchten Newcomer Brands setzt Breuninger hohe Maßstäbe in den Bereichen Fashion, Accessoires und Schuhe, sowie Beauty, Sport und Home & Living. Im Breuninger Flagship Store Düsseldorf im Kö-Bogen inszeniert man seit 2013 internationale Marken auf über 15.000 Quadratmetern. Der im Jahr 2008 gestartete Online-Shop www.breuninger.com zählt zu den erfolgreichsten im Premiumsegment.
Words: Tom Corrinth
Pictures: Frank Beer