Kunst trifft Marie-Eve Schröder
„Bei uns ist es immer noch ein bisschen wie bei einem Start-up“
Nach mehr als 20 Jahren Karriere in der Beauty-Branche wechselte Marie-Eve Schröder im Jahr 2019 zu Facebook, jetzt Meta. Als Group Director DACH-Region gehört sie zum Top-Management des Weltkonzerns. Seit 14 Jahren lebt die gebürtige Französin in Düsseldorf und hat hier ihre Heimat gefunden. Bei einem Spaziergang im Benrather Schlosspark mit VIVID-Herausgeber Rainer Kunst sprach sie über Pläne und Visionen von Meta und dem Metaversum, über Datenschutz und Fake News im Internet, die Rolle von Nachhaltigkeit in einem Tech-Konzern – und über ihre Liebe zur Landeshauptstadt.
Wie war das für Dich, als Du nach mehr als 20 Jahren Karriere im Bereich Beauty zum Tech-Konzern Meta gewechselt bist?
Nach einer tollen Zeit in Industrieunternehmen in der echt spannenden Beauty-Branche, die ich auf keinen Fall missen möchte, erwartete mich bei Meta eine komplett andere Welt. Was mich dort sofort fasziniert hat, ist die Unternehmenskultur: Dinge wie respektvolles Miteinander und echte Kollaboration stehen dort nicht nur in Corporate Guidelines, sondern werden auch wirklich gelebt. Diese Faszination hält bis heute an, muss ich sagen. Die Menschen, die bei Meta arbeiten, sind extrem offen, denn es gilt das Prinzip “sharing is caring”. Wissen wird geteilt, man unterstützt sich gegenseitig, wo immer es geht. Dadurch lernt man ständig dazu. Obwohl wir rund 68.000 Beschäftigte weltweit haben, hat das Unternehmen immer noch einen gewissen Start-up-Charakter – das finde ich super!
Vor einigen Monaten ist aus Facebook Meta geworden. Was heißt das für die User?
Ich denke, dass der Neuauftritt uns extrem in der Kommunikation hilft. Die Menschen verstehen dadurch noch besser, was wir genau machen, welche einzelnen Produktlösungen wir anbieten und wie diese sich ergänzen und komplementär miteinander vernetzt werden können. Auch andere Plattformen machen das sehr gut mit komplementären Angeboten. Unser Vorteil ihnen gegenüber ist aber unsere enorme Größe: Wir haben jetzt aktuell schon rund 200 Millionen Unternehmen auf unserer Plattform und erreichen täglich 2,7 Milliarden User. Mit dieser Reichweite kann man sehr viel Gutes bewegen.
„Wir haben jetzt aktuell schon rund 200 Millionen Unternehmen auf unserer Plattform und erreichen täglich 2,7 Milliarden User. Mit dieser Reichweite kann man sehr viel Gutes bewegen.“
Ihr habt kürzlich das Metaversum angekündigt, eine Art Paralleluniversum im Internet. Second Life ist mit der Idee bereits vor fast 20 Jahren gestartet. Wie lassen sich Metaversum und Second Life miteinander vergleichen?
Die Analogie liegt vor allem in Deinem Avatar. Das heißt, Du kannst dich im Metaversum in eine virtuelle Welt projizieren und hast dort eine aktive Rolle in dieser Parallelwelt. Du kannst dort Dein Umfeld definieren, gestalten, Dinge personalisieren und so weiter. Das ist ähnlich wie bei Second Life. Der große Unterschied ist, dass Second Life ein Game war und Metaversum nicht nur als Game gedacht ist. Man kann damit zum Beispiel auch virtuelle Business-Meetings organisieren, in denen die Teilnehmenden durch die Stimuli über die VR-Brille ein Gefühl von Dreidimensionalität bekommen, es ist sehr realitätsnah. Für die nähere Zukunft könnte ich mir zum Beispiel auch einen Einsatz im Bildungsbereich vorstellen, indem etwa Kinder, die nicht zur Schule gehen können, über das Metaversum lernen und andere Orte aus der Entfernung erleben. Meta wird in den nächsten Jahren 150 Millionen US Dollar in den Aufbau eines Ökosystems investieren, das sich dem Lernen im Metaversum widmet, um gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern das Metaversum weiterzuentwickeln.
Ein Thema, das mit Social Media immer wieder verbunden wird, ist der Datenschutz. In Europa wird er anders behandelt als zum Beispiel in den USA. Wie arbeitet Ihr da konzernübergreifend zusammen?
Beim Datenschutz haben wir einen globalen Approach. Der Vorteil in Europa ist, dass das Thema ja ganz klar geregelt ist durch die Datenschutzgrundverordnung. In den USA ziehen sie in puncto Datenschutz immer mehr nach. Konzernübergreifend hat Privacy bei uns Top-Priorität: Es gibt keinen anderen Arbeitsbereich, der mehr Mitarbeiter:innen hat. Letztendlich kann jeder User auf jeder Ebene genau einstellen, was er oder sie von sich preisgeben möchte. Eine unserer größten Aufgaben sehe ich darin, unsere User noch besser über diese bereits bestehenden Möglichkeiten aufzuklären.
Wie funktioniert eigentlich Eure interne Kommunikation bei rund 68.000 Mitarbeitenden weltweit? Sprichst Du auch regelmäßig mit Mark Zuckerberg?
Bei uns ist es immer noch ein bisschen wie bei einem Start-up: Als Mitarbeiter:in ist man auch in direktem Austausch mit der Führungsebene. Mark Zuckerberg macht zum Beispiel jede Woche ein aktives Q and A mit allen Beschäftigten und spricht zum Beispiel über seine Strategie und seine Visionen. Dabei wird auch – unabhängig von der Hierarchie der Beteiligten – sehr kontrovers diskutiert, weil eben die Offenheit im Konzern sehr groß ist.
Social Media kann auch stark polarisieren. Wie geht Meta zum Beispiel mit dem aktuellen Thema Corona und der Impfdebatte um?
Beim Thema Corona und Impfen haben wir uns von Beginn an ganz klar positioniert und mit der Weltgesundheitsorganisation WHO kooperiert, um immer sicherzustellen, dass alle von uns vermittelten wissenschaftlichen Informationen auf dem aktuellsten Stand sind. Das machen wir bis heute so und das wird uns hoch angerechnet. Wir entfernen Falschinformationen, die zu unmittelbar drohendem körperlichen Schaden führen könnten, mithilfe von KI und unserem Sicherheitsteam, das wir seit 2016 auf 40.000 Mitarbeiter:innen verdreifacht haben. Außerdem reduzieren wir die Reichweite von Beiträgen, die von unseren Fact-Checking-Partnern als falsch eingestuft wurden. Null Prozent Fehlinformation werden wir nie erreichen können, aber wir sind sehr nah an diesem Wert dran.
„Studien zeigen, dass viele Verbraucher von uns grossen Tech-Firmen erwarten, dass wir Antworten für ein nachhaltigeres Leben haben.“
Nachhaltigkeit spielt für Dich persönlich eine wichtige Rolle und Du machst Dich auch bei Meta stark dafür. Wie kann ein Tech-Konzern nachhaltig(er) sein?
Studien zeigen, dass viele Verbraucher:innen von uns großen Tech-Firmen erwarten, dass wir Antworten für ein nachhaltigeres Leben haben. Und diese Erwartung nehmen wir und auch unser Wettbewerb sehr ernst und bieten Lösungen an. Als Tech-Konzern produzieren wir ja nichts wie in der Industrie, haben also zum Beispiel keine Produktion und Logistik. Deswegen ist die Vorgehensweise in puncto Nachhaltigkeit bei Meta etwas anders. Wir reduzieren unseren CO2-Fußabdruck auf verschiedene Weise. Die Versorgung unserer Rechenzentren mit 100 Prozent erneuerbarer Energie und die Einsparung von Energie und Wasser durch effiziente Konzepte sind die Grundlagen unserer Strategie zum Betrieb nachhaltiger Rechenzentren. Was wir nicht aus eigener Kraft weiter reduzieren können, kompensieren wir durch unser Engagement in weltweiten Projekten und Initiativen.
Wie sieht Eure Zusammenarbeit mit Start-ups aus?
Wenn man sich die vielfältige Entwicklungsgeschichte von Meta bzw. Facebook anschaut, haben Start-ups dabei immer eine große Rolle gespielt. Wir sind heute zwar riesengroß, aber haben immer noch diese Start-up-Mentalität. Unsere Zusammenarbeit mit anderen Start-ups wird in Zukunft noch stärker sein, gerade durch das Metaversum und Themen wie Virtual Reality oder Augmented Reality. Hinter diesen neuen Lösungen stehen meist sehr innovative Start-ups, die noch sehr klein sind. Die Menschen dort wollen wir unterstützen und fördern, sowohl finanziell als auch mit Ausbildungen und Trainings. Das ist einer der größten und wichtigsten Bestandteile unseres Business-Modells.
Wie ist Dein persönlicher Bezug zu Düsseldorf?
Ich lebe seit 14 Jahren in Düsseldorf und ich liebe diese Stadt. Das ist meine Heimat, hier bin ich glücklich. Auch meine Kinder sind hier groß geworden. Ich finde diese Stadt hat die perfekte Größe. Du hast hier Kultur, Sport, Shoppingmöglichkeiten, interessante und nette Leute. Durch den Flughafen ist man sehr gut auch international angebunden, ich kann zum Beispiel auch schnell Frankreich, Belgien oder die Niederlande erreichen. Düsseldorf ist für mich ein zentraler Ort mitten in Europa. •
About Marie-Eve Schröder
since 07/2019
Group Director and EMEA GMS Sustainability Leader at Meta / Facebook10/2007 - 06/2019
CMO-CDO / Senior Vice-President – Henkel Beauty Care06/1997 - 09/2007
Sales / Marketing Global roles at Procter & Gamble / WellaBorn in 1970 in Mâcon (France), living in Düsseldorf since 2007 with her husband, 3 children and Snoopy (pictured)
Member of the Board of Directors and Advisory Board at Accenture, Kühne and Plastic Bank
Mentor and faculty member at Leadership Next Academy (female empowerment)
Words Tom Corrinth
Pictures Frank Beer