Made in Asia

Die Großregion Düsseldorf ist beliebter Wirtschaftsstandort für internationale Unternehmen im Gesundheitssektor. Auch immer mehr Firmen aus Asien entscheiden sich für die Landeshauptstadt als europäischen Hauptsitz. VIVID stellt drei von ihnen vor. 

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Rund 20.000 internationale Unternehmen haben sich in NRW niedergelassen. Viele von ihnen kommen aus China, Japan oder Korea. Einige sind auf dem Gesundheitsmarkt vertreten, der Wachstumsmotor der Region ist und innovative Forschungen in vielen Bereichen durchführt. Die Medizintechnik nimmt laut NRW.invest in NRW sogar eine internationale Spitzenstellung ein: Rund 200 Firmen machen hier einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Mit verantwortlich für diese Unternehmenskultur ist die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, von der aus sich wichtige Impulse und Synergieeffekte mit Unternehmen aus der Gesundheitsbranche, auch aus asiatischen Ländern, entwickeln. VIVID stellt drei von ihnen vor. 

So funktioniert eine Symbiose aus Medizin und Robotik: Das japanische Unternehmen Medicaroid stellt chirurgische Roboter her. Gegründet wurde es bereits im Jahr im Jahr 2013 vom Industrierobotik-Pionier Kawasaki und dem Medizintechnikunternehmen Sysmex in Kobe. Sein europäisches Hauptquartier hat Medicaroid seit April 2020 in Düsseldorf. „Unser wichtigstes Produkt ist der chirurgische Roboter Hinotori, der seit letztem Jahr August in Japan auf dem Markt ist. In Europa und den USA warten wir noch auf die Zulassung“, erzählt Alexander Schwarz, Head of Business Development bei Medicaroid. 

 

„wir sind die einzigen auf dem Markt, die einen robotischen Hintergrund haben.“

 

Hinotori unterstützt Chirurgen bei der Arbeit: „Unser System kann minimal invasiv operieren. Der Chirurg sitzt dabei an einer Konsole und steuert von hier Instrumente, die am Patienten angeschlossen sind. Über ein 3D-Bild kann er in die Patient:innen schauen. Simultan werden so die Instrumente innerhalb des Körpers bewegt“, erklärt Schwarz. 

Der Chirurgie-Roboter Hinotori unterstützt Operateure bei der Arbeit und wird über eine Konsole gesteuert. Der Chirurg sieht simultan ein 3D-Bild vom Körperinneren der Patient:innen. 

Der Chirurgie-Roboter Hinotori unterstützt Operateure bei der Arbeit und wird über eine Konsole gesteuert. Der Chirurg sieht simultan ein 3D-Bild vom Körperinneren der Patient:innen. 

Hinotori ist allerdings nicht der einzige seiner Art. „Den Marktführer in dem Bereich gibt es bereits seit zwanzig Jahren. Was uns ausmacht ist, dass wir die einzigen auf dem Markt sind, die einen robotischen Hintergrund haben.“ Die Entwicklung von Hinotori findet zwar nicht in Europa statt, einen Hauptsitz für den Vertrieb braucht man dennoch. „Düsseldorf hat die größte japanische Community außerhalb Japans, Kawasaki Robotics ist dementsprechend schon lange in Neuss ansässig“, so Alexander Schwarz. Neben Hinotori hat Medicaroid noch ein weiteres Produkt in seinem Portfolio: einen OP-Tisch, der an einem Roboterarm befestigt ist. „Dieser Tisch kann sich in alle Richtungen bewegen, Patienten umlagern, zur Seite drehen oder kippen. So etwas gibt es bisher noch bei keinem anderen Unternehmen. Die Zulassung ist in Europa gerade noch in der Prüfung“, so Schwarz. Bei Medicaroid ist man fest davon überzeugt, dass die Roboterchirurgie die Medizin revolutionieren wird. 

Das koreanische Unternehmen Seegene schreibt mit einer ganz anderen Mission eine der größten Erfolgsgeschichten der Corona-Pandemie: Es ist Erregern auf der Spur. Die Koreaner sind im Bereich der Molekularen Diagnostik und der PCR-Testverfahren tätig, die derzeit weltweit jeden Tag vielfach durchgeführt werden. See-gene wurde bereits im Jahr 2000 in Südkorea gegründet und ging 2010 an die koreanische Börse. „Inzwischen haben wir einen Umsatz von einer Milliarde Dollar weltweit“, erzählt Dr. Lothar Kruska, Geschäftsführer Seegene Germany. Das Unternehmen konzentriert sich seit 2000 auf PCR-Tests und hatte lange vor Covid 19 bereits über 180 Erreger im Portfolio, „darunter so ziemlich alles, was ein Mensch bekommen kann“, erklärt Dr. Kruska. 

Das Seegene Führungsteam (v.l.n.r.): Dr. Jong-Yoon Chun, Gründer und CEO von Seegene Inc., Herr Sung-Zun Steven Park, Stellvertretender Geschäftsführer/Prokurist Seegene Germany und Dr. Lothar Kruksa, Geschäftsführer Seegene Germany.

Das Seegene Führungsteam (v.l.n.r.): Dr. Jong-Yoon Chun, Gründer und CEO von Seegene Inc., Herr Sung-Zun Steven Park, Stellvertretender Geschäftsführer/Prokurist Seegene Germany und Dr. Lothar Kruksa, Geschäftsführer Seegene Germany.

Im Februar 2020 entwickelte Seegene den weltweit ersten CE-IVD zertifizierten 2019-nCoV Test. Normalerweise ist dies ein langwieriger, manuell ausgeführter Vorgang. Bei Seegene übernimmt dies jedoch eine Software, die KI verwendet. „Das ist der Schlüssel. Die KI ermöglichte, dass man innerhalb eines Monats die Tests validieren, CE-zertifizieren und auf den Markt bringen konnte“, erzählt Lothar Kruska. Mit Erfolg: Von 2019 zum Jahr 2020 haben die Koreaner ihren Umsatz verzehnfacht, jetzt möchte sich Seegene Germany vergrößern: In den Räumen des Life Science Centers in Bilk soll eine Testentwicklung sowie eine eigenständige Produktionsanlage für den europäischen Markt entstehen. Dr. Lothar Kruska sieht dafür den Standort Düsseldorf als ideal an. „Der internationale Flughafen, die Nähe zur Uni, das Life Science Center: Wir brauchen demnächst sehr viel Fachpersonal – von Chemikern bis zu IT-Leuten. Hier ist Düsseldorf sehr gut aufgestellt. Für uns ist zudem die gut vernetzte koreanische Community in der Stadt wichtig“, so Lothar Kruska. 

Ultraschall als Diagnosehilfe – das ist das Metier von SonoScape, einem weiteren Unternehmen mit asiatischen Wurzeln: Im Jahr 2002 wurde es im chinesischen Shenzhen gegründet. Seitdem beschäftigt es sich mit der Entwicklung medizintechnischer Geräte. „Ende 2018 wurde dann eine eigene Tochterfirma in Düsseldorf gegründet“, erzählt Thomas Lüppertz, Verkäufer bei SonoScape. „Unsere Kunden sind niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser.“ 

Das Ultraschallgerät P-60 von SonoScape arbeitet mit künstlicher Intelligenz, die die behandelnden Ärzt:innen bei der Diagnostik wie der Handhabung des Geräts unterstützt. 

Das Ultraschallgerät P-60 von SonoScape arbeitet mit künstlicher Intelligenz, die die behandelnden Ärzt:innen bei der Diagnostik wie der Handhabung des Geräts unterstützt. 

Zum Kerngeschäft von SonoScape gehören Ultraschallgeräte sowie Geräte für Endoskopien wie Gastro- oder Koloskopien (Magen- und Darmspiegelungen) „Unsere Produkte sind eine Art Fusion aus Koloskopie und Ultraschall. Hierbei kann durch kleine Löcher in den Körper des Patienten geschaut werden – eine Schlüsseltechnologie.“ Dabei haben die Chinesen aus Shenzhen ein Alleinstellungsmerkmal zu bieten: in die Ultraschallgeräte integrierte KI bei Brustuntersuchungen. „Unsere Geräte können einen Tumor erkennen, klassifizieren und lernen aus den Ergebnissen: eine Diagnosehilfe für den Arzt“, erklärt Thomas Lüppertz. 

Derzeit bekommt SonoScape die Folgen der Pandemie zu spüren: Die Krankenhäuser erlauben nur sehr eingeschränkt Besuch, und auch der Warentransport ist ein großes Problem. Die Geräte von SonoScape werden ausschließlich in China hergestellt. „Der Flugverkehr läuft gerade erheblich eingeschränkt. Daher transportieren wir hauptsächlich mit Containerschiffen, die aber vier Wochen brauchen und gerade wenig Kapazitäten haben.“ Man sei froh, bald wieder vermehrt mit dem Flugzeug transportieren zu können – nicht zuletzt habe man daher mit Düsseldorf und seinem Flughafen einen idealen Standort gefunden. „Auch die logistische Lage ist sehr gut für uns. Containerschiffe fahren nämlich bis Rotterdam, das ist sozusagen um die Ecke“, freut sich Thomas Lüppertz. •

seegene.de
medicaroid.com
sonoscape.de


Words: Katja Vaders
Pictures: SonoScape Biomedical Corp. Shenzhen, Medicaroid, Seegene Germany GmbH