Mindful Leadership

 

Zu einer Zeit, in der viele Beschäftigte von zuhause arbeiten, muss Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) neu gedacht werden. VIVID hat die drei Düsseldorfer Unternehmen Henkel, ARAG und apoBank befragt, wie das gehen kann.

 
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Die Investition in die Gesundheit der Mitarbeitenden lohnt sich immer. Weil jeder eingesetzte Euro sich mehrfach auszahlt: Die Beschäftigten sind seltener krank, ihre Motivation und Produktivität steigen, die Bindung zum Arbeitgeber wird größer und auch das Betriebsklima wird besser“, sagt Stephan Jäger, Beratung Fachkräftesicherung bei der IHK Düsseldorf. „Auch wenn das betriebswirtschaftlich nicht immer sofort messbar ist – mittel- und langfristig aber schon.“ Längst sei BGM mehr als ein „nice-to-have“ und durchaus ein wichtiges Instrument des Employer Branding bei der Suche von Fachkräften, denen Work-Life-Balance immer wichtiger wird. Diese Bedeutung dürfte in den letzten anderthalb Jahren noch einmal gestiegen sein.

Kurz vor der Öffnung: das Henkel-Impfzentrum am Standort Düsseldorf (hier mit einigen Teammitgliedern des werksärztlichen Dienstes). 

Kurz vor der Öffnung: das Henkel-Impfzentrum am Standort Düsseldorf (hier mit einigen Teammitgliedern des werksärztlichen Dienstes). 

Kurz vor der Öffnung: das Henkel-Impfzentrum am Standort Düsseldorf (hier mit einigen Teammitgliedern des werksärztlichen Dienstes). 

Wie Mitarbeitergesundheit auch in Pandemie-Zeiten im Fokus steht, zeigt sich besonders eindrücklich bei einem der größten Arbeitgeber Düsseldorfs – Henkel. Vom Werksgelände in Holthausen aus setzt ein 30-köpfiges Team, bestehend aus Allgemeinmedizinern, Arbeitsmedizinern, Physiotherapeuten und Sozialem Dienst, die globalen Mindeststandards für das BGM im weltweit agierenden Konzern. Dafür wird Hand in Hand mit den anderen Unternehmensbereichen, zum Beispiel mit der Unternehmenskommunikation, zusammengearbeitet. „Wir haben insgesamt in den letzten Jahren einen sinkenden Krankenstand erlebt und das hat sich tatsächlich auch in Corona-Zeiten fortgesetzt, auch im Bereich psychische Gesundheit“, erklärt Dr. Andreas Bauck, Director Corporate Health bei Henkel. Zu einem Zeitpunkt (12. Mai 2021, Anm. der Red.), an dem sich rund 90 Prozent der 5.600 Henkel-Mitarbeiter in Düsseldorf im Homeoffice befinden, wurde frühzeitig ein digitaler Hub installiert, über den das Corona-Management schwerpunktmäßig koordiniert wird. In puncto Bewegung wurde zum Beispiel das bereits bestehende große virtuelle Angebot um mehrere Hundert On-Demand-Videos eines externen Anbieters ergänzt. Über den internen Henkel-Podcast teilen die Werksärzte hilfreiche Infos und Psychotherapeuten berichten, was man auch für seine mentale Gesundheit machen kann. Zum Thema Achtsamkeit etwa bietet Henkel verschiedene Formate – von kurzen Lerneinheiten bis hin zu mehrstufigen Blended-Learning-Angeboten. „Es ist ein großer Vorteil, dass wir als Hausservice in einem riesigen Unternehmen vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bereits bekannt sind. Dadurch fällt es ihnen leichter, auch virtuell individuelle Termine mit unserem Team zu vereinbaren und über die aktuellen Herausforderungen zu sprechen“, sagt Bauck.


„Dabei geht es nicht nur um Sport. Es ist auch ein Social Event zum Austauschen, bei dem das für uns so wichtige Wir-Gefühl gestärkt wird“


Auch beim ARAG Konzern, Deutschlands größtem Versicherungsunternehmen in Familienbesitz, hat die Verlagerung des BGM ins Virtuelle offensichtlich gut funktioniert. Die insgesamt über 2.000 Beschäftigten in Düsseldorf und München (ca. 350 Beschäftigte) können auf diese Weise ortsunabhängig erreicht werden. Ein Beispiel: Ein Bewegungsprogramm mit wechselnden Schwerpunkten, angeleitet durch einen Personal Trainer, findet mehrmals wöchentlich statt – und hat mehrere Hundert Fans. „Dabei geht es nicht nur um Sport. Es ist auch ein Social Event zum Austauschen, bei dem das für uns so wichtige Wir-Gefühl gestärkt wird“, erklärt Thomas Schmidt, Leiter Personalentwicklung. Als Bestandteil von ARAGcare, einem großen Rahmenprogramm zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, hat BGM eine lange Tradition in dem Düsseldorfer Versicherungskonzern und ist zum Beispiel auch wichtiger Bestandteil des Führungskräftetrainings. Speziell zur mentalen Unterstützung der Belegschaft hat ARAG ein niederschwelliges „Covid-Aid-Paket“ entwickelt, eine Kombination aus kurzen Keynotes und vertiefenden Webinaren. „Thematisiert wurden dort zum Beispiel Gesundes Führen im Homeoffice, Resilienz oder die Vereinbarkeit von Homeoffice und Familie. Allein mit diesem Angebot haben wir fast 450 Personen erreicht“, sagt Katharina Kamps, Fachreferentin Personalentwicklung. Über einen externen Kooperationspartner bieten die Düsseldorfer ihren Mitarbeitern zudem Services wie virtuelle Kinderbetreuung oder eine Experten-Hotline für anonyme Beratungen. Mit Blick in die Zukunft sagt Thomas Schmidt: „Mit einer Betriebsvereinbarung zum Thema mobiles Arbeiten haben wir weitestgehend schon die Arbeitsformen für die Zukunft definiert. Als Familienunternehmen ist uns dabei eine gute Mischung aus Homeoffice und Präsenz wichtig. So können wir auf der einen Seite die Flexibilität mitnehmen und auf der anderen Seite das Wir-Gefühl im Konzern gewährleisten.“ 


„Achtsamkeit ist besonders für Führungskräfte ein
wichtiges Thema.”


Die Zentrale der apoBank in Düsseldorf-Lörick 

Die Zentrale der apoBank in Düsseldorf-Lörick 

Als „Bank der Gesundheit“ ist die apoBank nicht nur Finanzdienstleister für Ärzte, Apotheker und Zahnärzte. Dieses Selbstverständnis möchte sie auch bei ihren rund 2.500 Mitarbeitern, davon rund 700 in der Düsseldorfer Zentrale, umsetzen. „Gerade in dieser Zeit gilt es, die Kolleginnen und Kollegen für unser BGM zu sensibilisieren, deswegen posten wir unsere Angebote zum Beispiel verstärkt im Intranet, sagt Birgit Müller, Referentin Personalentwicklung. Die E-Learnings, die über den virtuellen apoCampus zur Verfügung stehen, reichen von „Stress-Soforthilfe“ und „Umgang mit Ängsten“ über „Selbstmotivation“ und „Burnout-Prävention“ bis hin zu „Achtsamkeit“. Jährlich bekommen alle apoBank-Mitarbeiter zudem einen Gutschein über 120 Euro für Präventionskurse. „Achtsamkeit ist besonders für Führungskräfte ein wichtiges Thema. Denn nur wenn sie auf ihre eigene Gesundheit achten und diese Haltung vorleben, können sie auch langfristig auf ihre Mitarbeiter achten und diese zu einer gesunden Lebensweise animieren“, sagt Personalleiter Dr. Joachim Goldbeck.

Gezielt wurde im Frühjahr 2020 das BGM-Angebot dann noch um Themen über mobiles Arbeiten und Online-Meetings erweitert. Bei psychischen Herausforderungen können die Beschäftigten auch eine externe Experten-Hotline nutzen. Führungskräfte finden dort ebenso Unterstützung, wenn sie psychische Auffälligkeiten bei Mitarbeitenden entdecken. Mit Blick in die postpandemische Arbeitszeit sagt Dr. Goldbeck: „Es wird ein hybrides Modell aus Präsenz und Homeoffice geben, das auch zu den individuellen Ansprüchen der Mitarbeiter passt und gesetzliche Rahmenbedingungen berücksichtigt. Es wird kein „one size fits all“ mehr geben.“ •


Services zur Mitarbeitergesundheit

Die IHK Düsseldorf sensibilisiert und unterstützt Unternehmen beim Thema BGM, indem sie vor allem den Austausch bei Veranstaltungen und in Netzwerken fördert. Oft werden dabei gute Praxisbeispiele vorgestellt, von denen andere Unternehmen lernen können. Ein beliebtes Angebot zur Bewegungsförderung ist etwa „10.000 Schritte Düsseldorf“. 

Das IHK-Forum bietet den Zertifikatslehrgang Fachfrau/-mann für Betriebliches Gesundheitsmanagement an. Teilnehmenden ermöglicht es, ein Betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen zu entwickeln und es erfolgreich einzuführen. Außerdem unterstützt die IHK das Beratungs- und Informationsportal „BGF-Koordinierungsstellte NRW“ von den gesetzlichen Krankenkassen.

www.duesseldorf.ihk.de


Words: Tom Corrinth
Pictures: iStock, Henkel, ARAG, apoBank


2021/03, BusinessVIVID Magazin