Out of the Box

Immer mehr Unternehmen richten Innovationslabore ein, die zur Entwicklung von neuen Produkten oder Konzepten beitragen sollen. VIVID schaute sich die drei Düsseldorfer Ideenschmieden von IOX Lab, Henkel und Vodafone einmal genauer an. 

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Im digitalen Zeitalter ist jedes Unternehmen auf der Suche nach Innovationen. Hierzu muss man ausgetretene Pfade verlassen, um die Ecke denken und auch mal verrückte Ideen zulassen – letztere sollten vor der konkreten Umsetzung allerdings ausgiebig getestet werden. 

Da dies nicht im Großraumbüro passieren kann, richten sich immer mehr Unternehmen sogenannte Innovationslabore, kurz InnoLabs, ein, in denen sie ihre Ideen durchspielen können. Egal, ob es um Technologien, Dienstleistungen oder Prozesse geht – wichtig ist eine freie Arbeitsweise, die Raum für den Blick „out of the Box” bieten kann. 

Egal, ob es um Technolo-gien, Dienstleistungen oder Prozesse geht – wichtig ist eine freie Arbeitsweise, die Raum für den Blick „out of the Box” bieten kann. 

Die Henkel Beauty Care Content Factory in Düsseldorf ist ein zentraler Arbeitsort für das „Fritz Beauty Lab“ – dort entstehen kreative Ideen, Produkt- und Kampagnenshootings

Die Henkel Beauty Care Content Factory in Düsseldorf ist ein zentraler Arbeitsort für das „Fritz Beauty Lab“ – dort entstehen kreative Ideen, Produkt- und Kampagnenshootings.

Ein Unternehmen, das auf interne Ideenfabriken setzt, ist Henkel. Der Konzern mit Hauptsitz in Düsseldorf-Holthausen hat sich gleich mehrere InnoLabs eingerichtet, um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle voranzutreiben. Im Beauty Care-Inkubator „Fritz Beauty Lab“ versuchen verschiedene Teams, Trends zu identifizieren und daraus völlig neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. 

Dazu beobachten die Innovatoren die Bedürfnisse der Kund:innen und den Markt, erstellen entsprechende Businessmodelle, aus denen dann Prototypen entstehen. Über E-Commerce und Online-Plattformen bietet man die fertigen Produkte Endkund:innen an; wird ein Produkt gut angenommen, platziert man es sofort breiter auf dem Markt. 

Ähnlich geht man in der Ideenfabrik „Laundry & Home Care“ vor, dessen Team vor allem an nachhaltigen Lösungen für Wasch- und Reinigungsmittel sowie neuen Technologien und Geschäftsmodellen aus diesem Bereich arbeitet. Auch hier möchte man natürlich Prototypen schnellstmöglich auf den Markt bringen. Das gelingt u.a. über einen „Co-Kreation-Ansatz“: Das Unternehmen bezieht in die Produktentwicklung Kund:innen, passende Influencer:innen und Expert:innen mit ein. Zusätzlich betreibt Henkel noch ein Digital Innovation Hub in Berlin, wo man mit einem eigenen Entwicklerteam an digitalen Projekten in den Bereichen Marketing, Technologie, Venture Fonds und Innovation arbeitet. 

Auch der Mobilfunkanbieter Vodafone setzt auf Innovationslabore. Im Mai 2018 eröffnete er das seinerzeit weltweit erste 5 G Lab in Düsseldorf. Wichtiger Faktor des Labors ist die 5G Testing Area, eine 20 Quadratmeter große Messkammer, in der neue Technologien getestet werden. Außerdem werden im 5G Lab zusammen mit Partnern komplexe und innovative Lösungen entwickelt. In der Anfangszeit lag der Fokus vor allem auf Forschung und Entwicklung, um das neue Mobilfunknetz praxistauglich zu machen. Inzwischen kommt 5G in immer mehr Unternehmen und ersten Industrie-Projekten zum Einsatz. 

Digital Innovation Hub in Berlin

Digital Innovation Hub in Berlin

5G ist die Basis für Anwendungen im „Internet der Dinge“ (IoT) und um ein Vielfaches schneller als sein Vorgänger – nämlich genauso schnell wie das menschliche Nervensystem. Das ermöglicht Anwendungen in Echtzeit. Viele Innovationen sind überhaupt erst mit dem neuen, extrem leistungsfähigen Netz möglich, wie der europaweit erste 5G-Medizincampus, der mit schneller, digitaler Technik Leben rettet und der seit Anfang Mai am Universitätsklinikum Düsseldorf entsteht; Vodafone ist neben der NRW-Landesregierung wichtiger Partner für dieses Schlüsselprojekt. Neben dem 5G Lab betreibt der Mobilfunkanbieter in einem sog. Innovation Park noch weitere Think Tanks, wie das IoT Future Lab sowie die Innovations-Garage. 

Im Düsseldorfer Hafen hat das IOX LAB die Suche nach Innovationen gleich zum Unternehmenskonzept erhoben. Die IOX GmbH wurde 2015 von Robert Jänisch und Andreas Bell gegründet. Schon vor sechs Jahren waren sie sich sicher, dass intelligente, vernetzte Technologien der Schlüssel für viele Unternehmen und Herausforderungen unserer Gesellschaft sein werden. Inzwischen sind in dem jungen IOX-Team 30 Mitarbeiter beschäftigt, die maßgeschneiderte IoT-Lösungen und Produkte entwickeln. 

Vodafone 5G Lab: Der Roboter Pepper ist per 5G vernetzt.

Vodafone 5G Lab: Der Roboter Pepper ist per 5G vernetzt.

Aber was genau steckt eigentlich hinter „IoT“? „IoT heißt ‚Internet of Things‘, auch ‚Internet der Dinge‘ genannt. Es bezeichnet die Vernetzung der physischen und der virtuellen Welt. Dabei werden physische Objekte mit Sensoren, Software und einer Netzwerkverbindung ausgestattet, um Daten zu erfassen und auszutauschen“, so Robert Jänisch.

Im neuen Vodafone 5G Lab kann ein Kran via Mobilfunk in 60 Kilometer Entfernung gesteuert werden. 

Im neuen Vodafone 5G Lab kann ein Kran via Mobilfunk in 60 Kilometer Entfernung gesteuert werden. 

IoT gilt in der Informations- und Kommunikationstechnik-Branche als Haupttreiber der Digitalisierung und steckt voller neuer Möglichkeiten: Die Verknüpfung von Maschinen, die Automatisierung in der Produktion, smarte Geräte. „Das Potenzial des Internets der Dinge wird zudem durch den Bereich der Künstlichen Intelligenz auf eine neue Stufe gesetzt. Die intelligente Steuerung und Auswertung von Datenprozessen hilft bei der Vernetzung der Dinge.“ Da das alles sehr komplex ist, bietet IOX seinen Kunden Workshops an, die herausarbeiten, wie man IoT in Unternehmen integrieren kann oder die bei den Projekt-Vorbereitungen helfen. „Danach geht es an das Prototyping und die Produktentwicklung“, erklärt Jänisch. Für die Umsetzung arbeitet IOX selbstverständlich mit modernsten Technologien wie 3D-Druck, Lasertech oder KI. 

Wichtig für das IOX-Team ist vor allem, immer offen zu bleiben, visionär zu denken und viel Innovationsfreude mitzubringen. „Mit den Erfahrungen aus der Vergangenheit lassen sich neue Anforderungen nur noch schwer lösen. Wir arbeiten mit verschiedenen Zukunftstechnologien und nutzen einige Methoden, mit denen Projekte ausprobiert und Innovationsprozesse gelernt werden können. Diese Dynamik ist Beschleuniger für Innovation“, freut sich Robert Jänisch.

In den letzten fünf Jahren hat IOX Projekte begleitet, nun entwickelt das Team seine ersten eigenen Produkte. „Eins davon ist der smart.click. Dabei handelt es sich um einen IoT-Button, mit dem sich Prozesse innerhalb kürzester Zeit verkürzen und optimieren lassen.”

Das Team bei IOX ist auffallend jung, setzt sich aber aus Spezialisten verschiedener Sparten zusammen. Cedric Knez ist Hardware-Entwickler bei IOX. 

Das Team bei IOX ist auffallend jung, setzt sich aber aus Spezialisten verschiedener Sparten zusammen. Cedric Knez ist Hardware-Entwickler bei IOX. 

IOX bringt Technologie und Nutzererlebnis zusammen. Bei der Umsetzung werden modernste Technologien wie z. B. 3D-Drucker verwendet.

IOX bringt Technologie und Nutzererlebnis zusammen. Bei der Umsetzung werden modernste Technologien wie z. B. 3D-Drucker verwendet.

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IOX begleitet nicht nur Projekte, sondern entwickelt nun auch eigene Produkte, wie z. B. den smart.click, ein IoT-Button, mit dem sich Prozesse innerhalbkürzester Zeit verkürzen und optimieren lassen. 

IOX ist offizieller Partner von Vodafone, das Unternehmen arbeitet zudem noch an verschiedenen innovativen Forschungsprojekten mit. Düsseldorf ist dafür ein perfekter Ort für Robert Jänisch. „Als wichtiger Standort für die Kommunikations- und Digitalwirtschaft sind viele Unternehmen in Düsseldorf und NRW sehr offen für Innovationen. Das gute Netzwerk von Geschäftsleuten, die im Technologiebereich angesiedelt sind, macht die Landeshauptstadt als Firmensitz für uns attraktiv.“ •

www.henkel.de
www.vodafone.de
www.ioxlab.de


Interview Katja Vaders
Pictures istock, Thomas Knieps/Henkel, Carolin Weinkopf/Henkel, Vodafone, IOX lab