Ab in die Wanne

Das neue In-Hotel „25Hours“ feiert die deutsch-französische Freundschaft und hofft auf coole Badefotos auf Instagram.

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Napoleon Bonaparte besuchte 1811 Düsseldorf, das der französische Kaiser zuvor zur Hauptstadt des Großherzogtums Berg ernannt hatte. So begann die wunderbare Freundschaft zwischen Frankreich und Düsseldorf, die bis heute anhält. Und aus dieser Zeit stammt auch der von vielen Düsseldorfern gern genutzte Kosename „Klein Paris“ für die Rheinmetropole, der in anderen Städten oft ein wenig belächelt wird. Denkt man dazu noch an den Grand Depart der Tour de France im letzten Jahr, die Königs­allee mit ihren Hochglanzstores oder eben an die Eröffnung des 25hour Hotels „Le Tour“, scheint der Vergleich mit Paris gar nicht mehr so abwegig. Schon die Adresse, Louis-Pasteur-Platz 1 an der Toulouser Allee mitten im „Le Quartier Central“, legt einen Bezug zu Frankreich nahe. Das „Le Tour“ ist die siebte Dependance eines Erfolgskonzepts, das bereits in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Wien und Zürich internationale Urbans empfängt. Weitere sind in Planung.

Das „Le Tour“ wurde von dem renommierten Düsseldorfer Architekturbüro HPP entworfen: ein schlankes, weit hinaufragendes Hochhaus mit klar strukturierter Metallfassade, das schon von Weitem zu sehen ist. Bei der Gestaltung ließen sich die Macher von der Nähe Düsseldorfs zu Frankreich inspirieren und setzten sich dabei mit den unterschiedlichen Lebenswelten und Mentalitäten der Bewohner auseinander. Diese Idee griff die schwedische Design-Agentur Stylt Trampoli in ihrem Gestaltungskonzept auf und spielt dabei mit den Gegensätzen zwischen cleaner deutscher Ingenieurkunst und einem künstlerisch ausgerichteten französischen Flair, Funktionalität und Finesse, was sich z. B. im Eingangsbereich in dem in den Farben der Trikolore gegossenen Betonfußboden spiegelt. Das Spiel mit beiden Kulturen setzt sich in der Lobby fort, wo neben Gästen aus aller Welt auch Einheimische willkommen sind. Ein Kiosk im Erdgeschoss ist daher als eine Art Treffpunkt auch für die Anwohner zu verstehen. „Wir wollen das Wohnzimmer des neuen Quartiers sein, wo Menschen analog zusammenkommen“, erklärt dazu Christoph Hoffmann, Chef der Hotelkette. Zudem finden sich in der Lobby eine vom Eiffelturm inspirierte Treppe, ein Blumenladen sowie eine Fahrradwerkstatt. Die Gestaltung des Empfangs ist eine Reminiszenz an Düsseldorfs wohl bekannteste Band Kraftwerk. Die Rezeption mit ihren vier separaten Pulten wurde inspiriert von den Bühnenshows des legendären Quartetts. Ganz in der Tradition der französischen Grand Hotels liest hier ein Concierge seinen Gästen jeden Wunsch von den Augen ab. Zusätzlich kann man sich Minis oder Fahrräder ausleihen, um die Umgebung zu erkunden.

Auch beim Restaurant wird die Kombination aus Frankreich und Düsseldorf aufgegriffen: The Paris Club ist ein Restaurant-Bar-Konzept, das sich über den 16. und den 17. Stock erstreckt – den atemberaubenden 360°-Ausblick über „Klein Paris“ gibt’s gratis dazu. Neben einem Tagungs- und Eventbereich in der ersten Etage, stellt man seinen Gästen 198 Zimmer in unterschiedlichen Kategorien und in den gegensätzlichen Gestaltungskonzepten „French“, mit Terrakottafliesen, Holzböden und viel französischem Charme, oder „German“, im klaren und geradlinigem Design, zur Verfügung; einen Mix aus beiden Nationen bieten die so genannten „Melange Suiten“. Der Wellness-Bereich wurde im Design von der Tour de France inspiriert – ebenfalls mit Blick über die ganze Stadt und Schwallbrause auf dem Balkon für die nötige Abkühlung.

24 Zimmer auf der Südseite verfügen über ein besonderes Gimmick: eigene Balkone mit französischer Badewanne und Außenduschen. Die Wannen sind nicht nur Dekoelement, sondern funktionieren tatsächlich. Wer also schon immer mal ein Schaumbad im Freien nehmen wollte und keine Angst vor Spannern hat, sollte in einem dieser Zimmer einchecken. Im 25hours Hotel in Wien sind die Balkon-Badewannen längst ein beliebtes Motiv für Selfies, die dann auch immer wieder mal bei Facebook oder Instagram auftauchen. Unlängst wurde sogar ein Mitglied der Berliner Band Beatsteaks beim Entspannen in einer Freilichtbadewanne gesichtet.

Bis zum Jahr 2022 werden in Düsseldorf übrigens noch 25 weitere Hotels mit 5300 Zimmern gebaut. Deckt sich das Angebot denn überhaupt noch mit einer realistischen Nachfrage? Andreas Eberhöfer, Abteilungsleiter bei der Wirtschaftsförderung Düsseldorf, zeigt sich optimistisch: „In den letzten Jahren sind die Übernachtungszahlen bei uns stark angestiegen. Wir haben in Düsseldorf 4,6 Millionen Nachtgäste im Jahr. Außerdem gab es seit 2010 keine nennenswerten Fertigstellungen von Hotelneubauten. Das hat dazu geführt, dass die Bettenauslastung stark angestiegen ist, und zwar auf 50 Prozent.“ Auch Bruno Marti, Chief Brand Officer bei 25hours, ist zuversichtlich. „Düsseldorf erscheint zwar nicht auf jeder Hipster-Landkarte, liegt aber im Herzen einer der wichtigsten deutschen Wirtschaftsräume. Kunst, Mode und Musik spielen in der Region eine wichtige Rolle“, erklärt Bruno Marti. ●


Text: Katja Vaders
Fotos: Raphael Janzer