Ein Realist mit Visionen

Valentin Schütt lebt und arbeitet seit 18 Jahren in Düsseldorf. Mehr als zehn 
Unternehmen betreut er in den unterschiedlichsten Positionen. Sein bekanntester 
Erfolg: das Unternehmen Wunschgutschein. Sein Ziel: neue Ideen, die seine Branche nach vorne bringen, und die revolutionäre Zeit so nutzen, wie sie es möglich macht.

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Seine Karriere verdankt er dem Fahrrad. Ohne seinen Nebenjob als Fahrradkurier wäre er mit 16 Jahren vielleicht nicht auf den Großhändler getroffen, mit dem Valentin Schütt seine ersten kleinen Schritte im E-Commerce machte. Damals mit der Idee, einen Teil der Ware versuchsweise im Internet zum Kauf anzubieten. Zu einer Zeit, als eBay in Deutschland noch kein Begriff war und die Deutschen auch wochenlang freudig auf ein Paket warteten und glücklich waren, dass die lang ersehnte Ware tatsächlich ankam.

Das ist 25 Jahre her. Nach dem ersten kleinen – erfolgreichen – Schwimmversuch im Onlinehandel startete Valentin Schütt auf der Plattform Offerto, einem Vorgänger von eBay, als Händler, grub sich tiefer in die E-Commerce-Welt und entschied sich schließlich nach dem Abitur für ein berufsbegleitendes Studium an der FOM Hochschule für Ökonomie und Marketing.

Heute sitzt Valentin Schütt in einem Backsteinhaus im Hinterhof der Adersstraße im Schatten des Stresemannplatzes. Im Büro des Geschäftsführers von Digital Wishes. Hier arbeiten 30 Webdesigner, Marketingprofis und E-Commercer an Schütts wohl bekanntestem Produkt. Über der Eingangstür prangt der Schriftzug „Wunschgutschein“ – die Idee von Digital Wishes, mit der Schütt und sein Partner großen Erfolg feiern. Hinter dem Namen steckt ein Universal-Geschenk-Shoppinggutschein, der bei über 500 Partnern, darunter Amazon, C&A oder Zalando, einlösbar ist. Er kann online oder bei dm, Rossmann oder Aral gekauft werden. Insgesamt 30.000 Verkaufsstellen weist das Unternehmen aus. Dieses Jahr wird Digital Wishes laut Schütt ein Gutscheinvolumen im mittleren zweistelligen Millionenbereich umsetzen.

Dass man in einer 
solchen Zeit lebt, in 
der man so viel bewegen kann, passiert vielleicht alle hundert Jahre 
einmal.

Digital Wishes ist aber nur eines von mehr als zehn Unternehmen, in denen Schütt direkt oder mit Investments aktiv ist. Das Unternehmen ist Teil der Beteiligungsgruppe Seven Miles, zu der ebenfalls die Lottowelt AG zählt – eine Onlineplattform, die sich zum führenden gewerblichen Vermittler von staatlichem Lotto entwickelt hat und durch die erstmals auch Lottospielen bei ALDI und Penny angeboten wurde. Weitere Namen in Schütts Portfolio: die Beteiligungsgesellschaft Nexec Holding und die ViA-Online GmbH. Mit seiner Beteiligung an dem Krefelder Unternehmen wurde Schütt dort vom ehemaligen Geschäftsführer zum Eigentümer. ViA-Online bietet mit Afterbuy eine Multi-Channel-Software für Onlinehändler an, die mittlerweile von mehr als 120.000 Händlern genutzt wird. 50 Leute arbeiten an dem Produkt. Dahinter steckt quasi eine All-in-one-Lösung, mit der Händler ihre Onlineverkäufe nahezu voll automatisiert steuern und managen können – also verschiedene Plattformen wie eBay und Amazon einbinden, Kommunikation mit dem Kunden abwickeln und Kaufprozesse steuern.

Seine Vita und vor allem sein Portfolio zeigen: Valentin Schütt ist im E-Commerce zu Hause, nirgendwo kennt er sich besser aus. Sein Erfolg verspricht: Auch seine nächste Idee wird funktionieren. Nicht zuletzt, weil Schütt kein Träumer, sondern ein Realist ist, der die Zeichen der Zeit sieht und sie zu nutzen weiß. „Dass man in einer solchen Zeit lebt, in der man so viel bewegen kann, auch mit wenigen Ressourcen, passiert vielleicht alle hundert Jahre einmal.“ Und genau das tut Schütt. Das Schöne am Unternehmersein für ihn: „Ich kann sehr stark nach meinen eigenen Überzeugungen arbeiten und die Dinge, an die ich glaube und in denen ich das meiste Potenzial sehe, selber voranbringen.“

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“Menschen sollten für den Erfolg am besten das tun, worin sie gut sind.”

Gründen ist für ihn eine Tätigkeit, kein Berufsstand. Sein Mantra lautet: Menschen sollten für den Erfolg am besten das tun, worin sie gut sind. „Ich bin ein Fan davon, dass Menschen dort arbeiten, wo sie ihre Talente haben – das gilt sowohl für mich selbst als auch für meine Mitarbeiter“, sagt Schütt. Das wichtigste sei Motivation und Spaß am Produkt und der Arbeit.

In Düsseldorf sieht sich Schütt etwas fern des Hypes, der in der Start-up-City Berlin umgeht. „Sie ist unbestritten beim Onlinegeschäft die deutsche Nummer eins“, sagt Schütt.

Die Hauptstadt habe den Vorteil eines kompletten Ökosystems mit Infrastruktur, Gründern, Investoren und vielen Veranstaltungen. „In Düsseldorf ist es definitiv geerdeter, wenn man so will“, meint Schütt. „Wo wir in Berlin vielleicht mehr auf Netzwerktreffen und Events wären, verbringen wir hier mehr Zeit im Büro und arbeiten konkret an unseren Projekten.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Wir sind vielleicht die solideren Unternehmer.“ Das spricht für Schütt. Er ist ein realistischer Visionär – ein Mann mit neuen Ideen, dem Planungssicherheit wichtig ist.

Schütts ganz persönliche Vision für die Zukunft: In zehn Jahren möchte er weniger arbeiten, noch einmal weniger in das Tagesgeschäft seiner Unternehmen eingebunden sein. Zwar auch, um mehr Freizeit zu haben, aber auch, um den Realisten in den Urlaub zu schicken und dem Visionär mehr Freiraum zu lassen. „Mein Traum wäre es, dann mal mehr Ideen auszuprobieren, bei denen ich viele der dafür notwendigen Fähigkeiten neu lernen muss – etwa weil ich diesen Sektor nicht oder nur wenig kenne“, sagt Schütt. Am Ende also vielleicht doch vom Realisten zum Träumer – aber aus purem Spaß am Unternehmertum. ●

Mein Traum wäre es, dann mal mehr Ideen auszu-probieren, bei denen ich viele der dafür notwendigen Fähigkeiten neu lernen muss – etwa weil ich diesen Sektor nicht oder nur wenig kenne.

Text: Katja Joho