Der Ausstatter der Herren

Deutschlands Herrenmodespezialist wird 30. Die von Peek& Cloppenburg gegründete Anson’s Herrenhaus KG mit Sitz in Düsseldorf feiert 2019 runden Geburtstag. Vivid sprach mit Stefan Jakobs,
Divisional Director Buying, über die größten Herausforderungen der Branche und
das Shoppingerlebnis der Zukunft.

Leifhelm-Anson-s-EG-010.jpg


Seit ihrer Gründung 1989 hat sich die Anson’s Herrenhaus KG zu einem der größten deutschen Textileinzelhändler entwickelt: Mit 19 Häusern an insgesamt 16 Standorten, Verkaufsflächen zwischen 750 und 4.500 qm und einer Auswahl von Trend bis Klassik erwirtschaftete Anson’s im vergangenen Geschäftsjahr 155 Mio. Euro Umsatz. Ein Mix aus internationalen Designer-Labels, Streetwear und Eigenmarken, individuelle Beratung und überraschende Events sollen das Unternehmen auch in Zukunft konkurrenzfähig machen. Denn kaum eine Branche ist so sehr im Wandel, wie der Modehandel. Oder, Herr Jakobs?

Wie hat sich die Modelandschaft in den vergangenen 30 Jahren verändert? 
Die Digitalisierung hat, wie so viele Bereiche auch, die Modebranche stark beeinflusst und viele Herausforderungen mit sich gebracht. Heute ist der Online-Shop als Vertriebskanal nicht mehr wegzudenken. Der Kunde kann dadurch eine Shoppingtour erleben ohne auch nur vom Sofa aufzustehen. Um ihn dennoch in die stationären Verkaufshäuser zu locken, muss ihnen ein zusätzlicher Mehrwert geboten werden. Heute erwartet der Kunde bereits ein gewisses Maß an Entertainment oder besondere Kauferlebnisse im stationären Handel. 

Wie haben sich die Vertriebswege bei Anson’s umsatzanteilig verschoben? 
Der E-Commerce hat in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund überarbeitet Anson’s in naher Zukunft seinen Onlineshop. 

Wie reagieren Sie mit ihrem Sortiment auf die wachsende Beschleunigung der Branche? 
Wir planen vor allem in den modischen Bereichen vorsichtiger, um mit kurzfristigen Kundenwünschen so flexibel wie möglich umgehen zu können. Insbesondere die Anteile der Vororderkollektionen schieben wir immer weiter nach hinten und sprechen, falls notwendig, ggf. neue Lieferanten an, die uns die benötigte Ware liefern können. 

Was sind derzeit die größten Herausforderungen der Modebranche? 
Zu den wohl größten Herausforderungen zählt wohl das vielfältige Angebot auf dem Markt. Bei der täglichen Informationsflut und den unzähligen Rabattaktionen – online wie stationär – fällt dem Kunden die Orientierung schwer.  

Wie grenzen Sie sich gegen Vertikale und Online Pure Player ab? 
Wir schneiden unser Sortiment noch genauer auf die Zielgruppe zu, um für diese interessanter zu werden. Zudem bieten wir unseren Kunden besondere Kauferlebnisse in unseren Verkaufshäusern. Ob eine perfekte Rasur in einem Pop-up Barbershop, einen frisch gebrühten Kaffee von einem Coffee Bike oder zahlreiche Gewinnspiele – bei Anson’s kann der modeinteressierte Mann eine außergewöhnliche Shoppingtour erleben.  

Der Schlüssel zum Erfolg
heißt unserer Meinung nach Kundennähe.
Verkaufshaus Düsseldorf.jpg

Was sucht der Modekunde von heute? 
Der modische Mann von heute und Kunde von Anson’s sucht vermehrt nach einzelnen besonderen Artikeln, die ein klassisches Outfit individuell machen und hervorstechen lassen. 

Haben Sie einen absoluten Bestseller? 
Das hängt natürlich immer von der jeweiligen Kollektion ab. Momentan sind Streetwear-Artikel von Marken wir Ellesse, Nike, Alpha und Champion sehr beliebt. Insbesondere Sweatshirts mit großen Markenlogos sowie modische Hosen sind bei unseren Kunden gerade gefragt.  

Wie wichtig sind heute Marken? 
Namenhafte Marken, wie Lacoste, Gant, Tommy Hilfiger und Calvin Klein, um nur einige zu nennen, sind ein wichtiger Pfeiler für Anson’s. Unsere Kunden fragen gezielt nach diesen Artikeln und nicht selten gehören sie zu unseren Bestsellern. 

Wie stellt sich ein Traditionsunternehmen wie Anson’s für die Zukunft auf?
Der Schlüssel zum Erfolg heißt unserer Meinung nach Kundennähe. Wir versuchen stets die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen unserer Kunden im Blick zu haben und unser bisheriges Handeln zu hinterfragen. So können wir nicht nur unser Sortiment, sondern auch das Shoppingerlebnis für unsere Kunden verbessern. 

Wie sieht das Einkaufserlebnis der Zukunft aus? Wie kaufen wir in 30 Jahren ein? 
Ein Blick in die Zukunft prophezeit, dass der stationäre Handel und die Online-Welt noch näher ineinandergreifen müssen. Die Synergien können und müssen zukünftig noch intensiver genutzt werden, um die sich verändernden Kundenbedürfnisse stillen zu können. 

Ist Curated Shopping für Sie ein Thema? 
Wir versuchen möglichst flexibel auf die Kundenbedürfnisse einzugehen und stehen dabei für Stilsicherheit und ausgesuchten Geschmack. Bereits unsere Einkäufer wählen die besten Artikel aus den Kollektionen aus und haben dabei stets den Kundenwunsch im Blick. Diese Kundennähe wird auf der Fläche mit einer ausführlichen Beratung von unseren Verkäufern weitergeführt. 

Mit welchen Strategien werden Sie jüngere Zielgruppen ansprechen? 
Um die junge Zielgruppe anzusprechen, setzen wir auf starke und interessante Marken. Darüber hinaus müssen wir unseren Kunden in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung mehr bieten als nur die reine Bedarfsdeckung. Wir sind davon überzeugt, dass speziell das Einkaufen im stationären Handel als Erlebnis verstanden werden muss. So versuchen wir unseren Kunden durch besondere Events und die persönliche Beratung einen Anreiz zu bieten.  

Was waren Ihre persönlichen Meilensteine in der Anson’s Historie? 
Um den heutigen Kundenwünschen in der sich stets wandelnden Modebranche gerecht zu werden, haben wir in den letzten Jahren eine ganzheitliche Reorganisation der Marke Anson’s vom Bereich Einkauf über den Verkauf bis hin zum Marketing angestoßen. Diese Umstrukturierung hat zum Ziel Anson’s jünger, moderner und zeitgemäßer werden zu lassen und somit näher an den Kunden zu bringen. Die Arbeit an diesem Prozess war auch für mich persönlich ein spannender Meilenstein.

Welche Bedeutung hat der Standort Düsseldorf für Anson’s? 
Düsseldorf ist ein wichtiger und guter Standort für Anson’s. Gleichzeitig liegt in der dichtbesetzten Innenstadt auch eine hohe Wettbewerbsdichte vor. Um für unsere Zielgruppe interessant zu bleiben, müssen wir uns stetig weiterentwickeln und selbst hinterfragen. Da wird es nie langweilig. 

Wie feiern Sie das 30-jährige Jubiläum? 
Wir freuen uns, unseren Kunden zu unserem 30-jährigen Jubiläum viele spannende Aktionen und interessanten Aktivitäten am POS bieten zu können. In diesem Rahmen wird es exklusive Kollektionen und Fashionteile mit unseren Marken und Partnern geben. Zu viel wollen wir allerdings noch nicht verraten, lassen Sie sich überraschen.  •

Stefan Jakobs.jpg

IN ZAHLEN

Seit: 1989
Sitz: Düsseldorf
155 Mio. Euro Umsatz 2017)
CEOs: Oliver Bach,
Catharina Cloppenburg,
Harro Uwe Cloppenburg,
John Cloppenburg,
Patrick Cloppenburg
19 Häuser an insgesamt 16 Standorten

Interview mit Stefan Jakobs, Divisional Director Buying


Interview: Karolina Landowski