Modemacht? Mode macht...
Gebündelte Mode-Expertise: Mit Fashion Net haben sich Vertreter der Branche,
die Messeveranstalter Igedo und The Supreme Group sowie die Stadt Düsseldorf zusammengeschlossen. Über die Ziele des Vereins und die Zukunft der Mode
spricht Angelika Firnrohr, Geschäftsführerin von Fashion Net.
In diesem Jahr feiern Sie zehn Jahre Fashion Net. Herzlichen Glückwunsch! Ihr Verein setzt sich für die Förderung des Modestandortes Düsseldorf ein. Was heißt das konkret? Mit Fashion Net möchten wir Düsseldorf für die Modebranche attraktiv machen und Entscheider miteinander vernetzen. Dazu sind wir auf mehreren Feldern aktiv. Modeeinkäufer aus aller Welt können sich etwa über unsere Website und die App über Showrooms und Marken erkundigen, die in der Stadt vertreten sind. Sie können ihre persönliche Order-Route planen oder an den Messetagen einen kostenlosen Shuttle-Service buchen. Auch über Store-Eröffnungen und Modenschauen informieren wir. Unseren aktuell 64 Mitgliedern bieten wir mit Fashion Net Bite eine eigene Veranstaltungsreihe an, die besondere Einblicke in die Branche gibt. Der Modebusiness Award gehört ebenfalls dazu. Der Preis wird jährlich an Persönlichkeiten der Branche vom Oberbürgermeister Thomas Geisel verliehen. Beliebt ist auch unser Branchentreff zur CPD. Zu der Abendveranstaltung laden wir gemeinsam mit Gastgebern aus der Branche gegen Ende der Messetage Einkäufer, Showroom-Betreiber, Markeninhaber und andere Branchenvertreter ein. All das sind für die Teilnehmer gute Gelegenheiten, um Kontakte zu knüpfen und um neue Trends und Vertriebskanäle kennenzulernen.
Kann man immer noch von der „Modemetropole Düsseldorf“
sprechen? Auf jeden Fall. Das zeigen natürlich die renommierten Messe- und Ordertage wie die CPD – aber auch zum Beispiel die Situation in der Innenstadt, in der man als Kunde so viele unterschiedliche Konzepte vorfindet. Die Königsallee ist noch immer die Vorzeigestraße im Luxussegment. Hinzu kommen die Altstadt mit ihren besonderen Concept-Stores und die Schadowstraße mit ihrem Angebot für eine breite Konsumgruppe. Eine solche Vielfalt finden Sie in Deutschland nur in wenigen Städten. Und wenn man Studien aus dem Immobilienbereich heranzieht, sieht man ebenfalls, dass Düsseldorf neben München die beliebteste Stadt auch bei internationalen Marken ist. Alle wichtigen Labels sind hier vertreten.
Wie hat sich Düsseldorf als Modestadt im Laufe der letzten Jahre entwickelt?
Die Stadt hat sich dem weltweiten Trend entsprechend verändert. Da kommen viele Faktoren zusammen: Viele privat geführte Einzelhändler – ob auf der Kö oder anderswo – haben den großen Marken-Stores Platz gemacht. Denn die können die steigenden Mieten überhaupt stemmen und rechnen die Ausgaben dafür zum Teil in ihr Marketingbudget mit ein. Hinzu kommt, dass bei einigen Einzelhändlern die
Nachfolgegeneration fehlt. Da wird die eigene Immobilie dann vermietet. Kleine Städte sterben dadurch aus. Aber auch Düsseldorf ist davon zum Teil betroffen.
Der Online-Handel hat sicher ebenfalls starke Auswirkungen, oder?
Selbstverständlich. Noch nie zuvor konnte der Verbraucher auf so vielen Kanälen Produkte sehen und kaufen. Preisvergleiche sind somit einfacher und auch die Rabattschlachten nehmen zu – online, aber auch stationär. Vertikale Konzepte sind hier ganz klar die Gewinner.
Wie schätzen Sie Mode als Wirtschaftsfaktor für Düsseldorf ein?
Düsseldorf ist Mode. Viele Touristen, die hierherkommen, denken als erstes an die Kö. Warum? Weil sie für Shopping steht. Auch die Modeschulen (s. Seite 24) machen Düsseldorf attraktiv. Hinzu kommt die Bedeutung für die Händler und die Marken: Keine deutsche Stadt bietet dem Modebusiness eine so große Orderplattform. Messen dienen ja zunächst der Information und sind auf ein paar Tage im Jahr beschränkt – geordert wird aber viel häufiger. Die großen Marken haben mindestens vier Order-Phasen pro Jahr. Kunden aus Österreich und Deutschland zum Beispiel verweilen insgesamt bis zu 60 Tage zur Order in Düsseldorf. Russische Kunden, ein weiteres wichtiges Standbein für die Düsseldorfer Showrooms, bleiben zu jeder CPD bis zu drei Wochen lang in der Stadt. Das alles wirkt sich positiv aus – auch auf Hotels, Caterer, Taxis oder Restaurants.
Inwiefern beobachten Sie andere Modestädte, zum Beispiel Berlin mit seiner Fashion Week? Vergleicht sich Düsseldorf damit?
Mit Berlin vergleichen wir uns nicht mehr. Vor zehn Jahren war das noch ein Hype. Da galt Berlin als die zukünftige Mode Hauptstadt mit den großen Schauen, den Prominenten und einem großen
Medienrummel. Das hat sich verändert, die Besucherzahlen gehen zurück. Denn auch die Berliner Messen leiden unter der Schließung der Einzelhandelsgeschäfte. Die Einkäufermannschaften sind deutlich reduziert. Heute berichten uns Messeaussteller, dass viele Einkäufer die Berliner Messen für eine erste Trendinfo ablaufen und dann sagen: „Wir sehen uns in Düsseldorf, da haben wir mehr Zeit und Ruhe.“
Ein Blick in die Zukunft! Wohin wird sich die Modebranche in den nächsten zehn Jahren entwickeln?
Die Modebranche wird sich rasant verändern. Heute bestimmen oft Blogger und Follower, was Trend ist. Das muss in kurzer Zeit umgesetzt werden. Da ist Schnelligkeit gefragt. In der Produktentwicklung und in den Lieferketten. Die Digitalisierung in den unterschiedlichen Bereichen zu nutzen – das ist für viele Unternehmen eine immense Aufgabe. Einige werden sicher daran scheitern. Die veränderte Klimasituation spielt ebenfalls eine Rolle: Die Themen Nachhaltigkeit und Recycling werden immer wichtiger. Zumindest in Teilen der Bevölkerung wird der bewusstere Konsum zunehmen. Auch darauf muss die Branche reagieren. Mit Qualität und einer überzeugenden Markenidentität. •
Interview: Elena Winter