Gründer mit gutem Gewissen
Wie kann die Welt zu einem besseren Ort werden? Diese Frage stellten sich auch Düsseldorfer Gründer. Sie kämpfen gegen Müll, Lebensmittelverschwendung und für Trinkwasser für alle.
„Irgendwann gibt es einfach keine Pappbecher mehr“
„Ich stand mit Sven Hennebach und unseren Kindern auf dem Spielplatz und wir haben uns wieder einmal darüber aufgeregt, dass überall diese Wegwerfbecher rumfliegen“, erinnert sich Cupforcup-Gründer Franziskus von Boeselager. Zusammen mit Freund und Geschäftspartner Sven Hennebach entwickelt er daraufhin ein Mehrwegsystem für Coffee-to-go-Becher. Im Winter 2016 klappern sie die Düsseldorfer Café- und Bäckereiszene ab, um potenzielle Kunden zu gewinnen.
Ihre Idee: Die Becher sollten dort verkauft werden – anstatt weiterhin auf die nicht wiederzuverwertende Variante zu setzen. Das Interesse ist da, der Becher aus 100 Prozent recycelbarem Polypropylen wird entwickelt und im Mai 2017 nehmen Cupforcup ihren Betrieb auf. „Alle teilnehmenden Partner unseres Mehrwegbechersystems zahlen einen monatlichen Beitrag für die Bereitstellung unseres Bechers.
Die angeschlossenen Teilnehmer leisten nicht nur einen Beitrag zur Müllvermeidung und zum Ressourcenschutz, sondern können dabei auch Geld sparen durch weniger Wegwerfbecher“, erklärt von Boeselager im Kaffeehandwerk in Flingern. Mittlerweile arbeiten sie in NRW mit mehr als 100 Partnern zusammen, 20.000 Becher sind im Umlauf. Der Kunde zahlt einen Euro Pfand pro Becher und kann diesen bei jedem Cupforcup-Partner wieder abgeben. „Wir versuchen damit, bei den Leuten etwas auszulösen. Wie viel Müll verursache ich eigentlich täglich? Hier ist die Verwendung des Mehrwegbechers in unserem Pfandsystem eine kleine Umstellung mit großer Wirkung“, schwärmt der Gründer. Davon leben können sie noch nicht, aber sie sind guter Dinge, dass sich das bald ändert. Letztes Jahr haben die beiden den Düsseldorfer Umweltpreis gewonnen. „In fünf Jahren kann der ‚Good Cup‘ europaweit gekauft und zurückgegeben werden und der Wegwerfbecher gehört der Vergangenheit an“, wünscht sich von Boeselager für die Zukunft seiner Firma. ●
Die Düsseldorfer Studenten Lars Peters und Sven Eul wohnten eine Zeit lang in Sydney. Dort lernen sie Bananenbrot kennen und lieben. Fünf Jahre später haben sie ein eigenes Unternehmen und verbacken circa zehn Tonnen, das sind ungefähr 70.000 Bananen im Monat.
„In jedem Rezept stand: ,Je reifer die Banane, desto besser schmeckt das Brot‘ und zeitgleich haben wir einen Artikel gelesen, dass die Banane von einer unglaublichen Verschwendung betroffen ist“, erzählt Lars Peters. Zurück in Deutschland nehmen sie Kontakt zu Bananenreifereien auf. Diese haben die Aufgabe, die Bananen chemisch auf den richtigen Reifegrad für die Supermärkte zu bringen. Ungefähr ein bis zwei Prozent der Ware erfüllen nicht die optischen Kriterien für den Einzelhandel. Hört sich wenig an, ist aber eine gigantische Masse. Diese Ware, die sonst im Mülleimer landen würde, kaufen die Jungs und verarbeiten sie gemeinsam mit der Bäckerei Schüren zu 15 verschiedenen Bananenbroten. „Man kann die Brote in allen Schüren-Filialen und auf unserer Website kaufen. Das Hauptvertriebskonzept ist B2B. Wir verkaufen auch an Cafés und Restaurants. Die Universitäten in NRW nehmen auch riesige Mengen ab und haben unser Konzept gegen Lebensmittelverschwendung an die Studierenden kommuniziert“, sagt Lars. Seit zwei Jahren leben die beiden davon, arbeiten 60 bis 70 Stunden die Woche. Doch mittlerweile machen sie nicht nur in Bananen. Denn in den Hallen der Tropenfruchtimporteure gibt es auch Kiwis, Mangos und Avocados, die wegen ihrer Optik aussortiert werden. Deshalb bieten die Düsseldorfer in Zukunft auch Avocadobrot, Mango- und Kiwichutney an. Das nächste Ziel: die ebenfalls gesichteten Süßkartoffeln, Zitronen und Limetten kulinarisch aufzubereiten. „Wir würden gerne in den stationären Handel einsteigen und eigene Stores aufmachen. Dort bekommt man dann unsere Produkte und die Rohstoffe, die wir verarbeiten. Die Stores sind aufgebaut wie kleine Tante-Emma-Läden“, sagt Lars Peters. ●
Seit einiger Zeit schenken alle Woyton-Cafés und die Rösterei Vier in ihren Filialen gefiltertes Leitungswasser aus. Lange haben sie überlegt, wie sie ihre Nachhaltigkeitsvision an ihre Kundschaft weitertragen können. „Wir wollen unser nachhaltiges Konzept ja auch kommunizieren – daraus ist die Idee entstanden, dass es zum kostenlosen Wasser eine schön gestaltete Flasche mit Botschaft gibt“, erzählt uns Tim Bellack bei einem Cappuccino in der Rösterei Vier.
Die Glasflasche kann in allen Filialen für 1,50 Euro Pfand erworben werden und auch wieder abgegeben werden. Oder man benutzt sie zu Hause für Leitungswasser. Das Geld, das der Kunde einspart, kann er spenden. Ziel: Alle Menschen sollen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. 100 Prozent der Spenden gehen an den Verein Kumanga e. V., der von Woyton-Inhaber Martin Schäfer, Tim Bellack und anderen Mitarbeitern gegründet wurde. Kumanga e.V. baut Brunnen im afrikanischen Malawi, um die Menschen dort mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. „Was wir hier für selbstverständlich halten, ist für mehr als 600 Millionen Menschen weltweit ein Luxusgut. Wir haben die Aktion mit den Flaschen im September 2016 gestartet. Seitdem geht unser Projekt durch die Decke. Wir haben schon rund 7.000 bis 8.000 Flaschen an den Mann gebracht“, berichtet Bellack. Er studiert internationales Management in Düsseldorf und wünscht sich, dass die Kumanga-Flasche bald auch in Unibibliotheken, Flughäfen und Bahnhöfen erhältlich ist. Kumanga bedeutet in der malawischen Landessprache Chichewa „bauen“. Der Verein hat gerade wieder genug Spenden gesammelt, um vier weitere Brunnen in Malawi zu errichten. ●
„Leitungswasser ist das am stärksten kontrollierte Lebensmittel, trotzdem kaufen wir Wasser – Was für eine Verschwendung“
Text: Britt Wandhöfer