Ich hatte nie einen Businessplan!

Perfektion, Passion und ein gesunder Pragmatismus haben Dr. Barbara Sturm dort hingebracht, wo sie heute ist. Sie betreibt eine Praxis für ästhetische Schönheitsmedizin auf der Königsallee und eine weltweit erfolgreiche Beautybrand. Wie sie das geschafft
und was Hollywoodstar Nick Nolte damit zu tun hat…

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Dr. Barbara Sturm hat in Bochum, Essen und Düsseldorf Medizin und Sport studiert. Ihre Promotion schrieb sie im Fachbereich Orthopädie: „Schäden am Bewegungsapparat bei Profi-Skiläufern“. Dass sie irgendwann mal eine erfolgreiche Pflegeserie lancieren würde, war zu diesem Zeitpunkt nicht ansatzweise absehbar. Während ihres Medizinstudiums wurde sie mit Mitte 20 Mutter ihrer Tochter Charly. Mit 27 Jahren trennte sie sich von ihrem ersten Ehemann, er nahm ihre Ambitionen, eine erfolgreiche Medizinerin zu werden, nicht ernst.

Sechs Jahre arbeitete sie unter anderem mit Professor Peter Wehling im Zentrum für molekulare Orthopädie auf der Königsallee zusammen. Dieser hatte eine Methode entwickelt, um die Volkskrankheit Arthrose zu stoppen. Vielen bleibt nur ein neues Knie oder eben ein Besuch in der Düsseldorfer Klinik. Bei der sogenannten Orthokin-Methode wird dem Patienten ein stark vermehrtes, aus seinem eigenen Blut gewonnenes Protein direkt in das erkrankte Gelenk injiziert. Vor 14 Jahren suchte ein bekannter Hollywoodstar Hilfe in der Praxis auf der Königsallee.

„Nick Nolte stand bei uns am Empfang und ich hatte einen Urlaub auf Sylt mit meiner Tochter geplant. Ich sagte ihm, er solle in zwei Wochen noch mal wiederkommen. Er entschied sich, mit uns nach Sylt zu kommen und sich danach von mir behandeln zu lassen. Auf Sylt trafen wir zufällig die Journalistin Inga Griese, die sich fragte, warum Nick Nolte auf Sylt war und was ich damit zu tun hatte. Sie schrieb einen Artikel über mich. Der wurde in der ,Welt am Sonntag‘ gedruckt, danach rannten sie uns in der Praxis die Bude ein“, erzählt Sturm.

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Schon damals hatte Sturm ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Orthopädie um die Wirkung körpereigener Proteine in den kosmetischen Bereich übertragen. Sie besuchte ein Seminar, fing alsbald auch an, ihre Patientinnen zu unterspritzen. Schnell entwickelte sie aufgrund ihrer Erfahrungen eigene Unterspritzungstechniken. Diese sprachen sich bis nach Hollywood herum. In Deutschland war die ästhetische Schönheitschirurgie zu dieser Zeit noch ein Nischenprodukt. Die damals 34-Jährige war somit eine Pionierin in ihrem Bereich. 2006 entschied sie sich, ihre eigene Praxis auf der Königsallee zu eröffnen, unterhalb der orthopädischen Gemeinschaftspraxis. Ihre Schwerpunkte: molekulare Medizin, nicht operative ästhetische Verfahren, minimal-invasive Feltenbehandlungen.

Ich schaue immer, 
was um mich herum passiert, ich gehe 
auf Menschen zu 
und stelle Fragen. 
Man sollte 
neugierig bleiben.

„Ich hatte damals einen guten Preis für die Räume ausgehandelt, den Innenausbau habe ich mit meinem Vater alleine gemacht. Zu Beginn hatte ich manchmal keinen Patienten am Tag, aber ich hielt an meinem Traum fest. Erst kamen auch noch orthopädische Patienten, aber dann ging es immer mehr um die Haut“, sagt Sturm.

Sturm litt selber jahrelang unter einer empfindlichen Haut. Mithilfe ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse rührte sich die Medizinerin dann ihre eigene Gesichtscreme an. Immer mehr ihrer Patienten fragten sie nach guten Hautpflegeprodukten. Da sie nicht wusste, was sie den Damen empfehlen sollte, entschloss sie sich, ihre eigene molekulare Pflegeserie ohne Mineralöle und Duftstoffe auf den Markt zu bringen. Das war 2008.

„Ich hatte keinen Businessplan, das ist alles irgendwie organisch gewachsen. Die Bank hat mir trotzdem Geld gegeben. Ich bin das Risiko eingegangen, weil ich an die Idee geglaubt habe und mit absoluter Hingabe am Produkt gearbeitet habe. 2011 hatte ich den Keller voller Produkte, jetzt musste ich sie auch noch verkaufen und ich bin eine schlechte Verkäuferin, obwohl ich von meinem Produkt zu 100 Prozent überzeugt bin“, erinnert sich Dr. Barbara Sturm.

Ihre Kunden kauften ihre Produkte, aber sie dachte noch etwas größer. Sie wollte ihre Pflegeserie bei dem Online-Versandhandel für Luxuslabel „Net-A-Porter“ verkaufen. Ewig musste sie auf einen Termin warten. Inzwischen mit dem amerikanischen Anwalt Adam Waldman verheiratet, der sie immer motivierte, ihr Ding zu machen, und hochschwanger mit ihrer zweiten Tochter Pepper, bekam Sturm endlich die ersehnte Chance in New York City. Sie konnte die Verantwortlichen bei „Net-A-Porter“ überzeugen. Sie wurde die erste Beautybrand des Onlinestores und gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten. In ihrem eigenen Shop verkauft sie circa 500 Produkte pro Woche, die Pflegeserie ist weltweit in über 300 Läden erhältlich. Die Hauptmärkte sind USA, Deutschland und Großbritannien. Australien, Asien, Russland und weitere Launchs sind geplant. 2018 lag das Wachstum ihrer Firma im dreistelligen Bereich. Luxusretailer wie Bergdorf Goodman, Neiman Marcus, Lodenfrey oder Aldo Coppola gehören zu ihren Partnern. Weltweit arbeiten circa 30 Menschen für sie.

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Ich bin das Risiko 
eingegangen,
weil 
ich an die Idee 
geglaubt habe.

Auch wenn Sturm selber nur noch selten in Düsseldorf ist und manchmal nicht mehr weiß, in welcher Stadt sie vor zwei Wochen war, möchte sie den Standort am Rhein nicht aufgeben. „Düsseldorf ist meine Homebase. Ich finde den Rhein toll, ich wohne in Oberkassel und fahre sehr gerne über die Brücke und sehe dann diese wirklich schöne Stadt. Ich hätte die Praxis auch dichtmachen können, aber mir liegen die Patienten am Herzen. Ich bin sehr viel unterwegs, aber Dr. Jennifer Peters (Ärztin für Schönheitsmedizin und ästhetische Dermatologie) gehört zu meinem Team, das funktioniert großartig“, erzählt Sturm. In Zukunft plant sie, weniger zu arbeiten, möchte Aufgaben abgeben, um auch mehr Zeit mit ihrer vierjährigen Tochter zu verbringen.

Die Ärztin ist oft in Los Angeles, dort unterstützt man sich gegenseitig und freut sich für andere, wenn deren Business funktioniert, diese Einstellung findet sie in Düsseldorf nur vereinzelt. Neid und Eifersucht sind laut Sturm in Deutschland sehr weit verbreitet. Viele denken auch, sie hätte sich ihr Unternehmen durch die zahlungskräftige Hilfe ihres Mannes aufgebaut. „Ich finde, dass erfolgreiche Frauen mehr Respekt verdient haben. Ich habe nie Geld von einem Mann genommen. Nicht mal jetzt, er kann mir gerne Diamanten schenken, wenn er möchte, aber ich lebe von meinem eigenen Geld“, betont Sturm.

„Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“, einfach weitermachen und an den nächsten Zielen arbeiten. Genauso wenig wie sie zurückschaut, will sie in die Zukunft schauen „Ich möchte gar nicht wissen, was in zehn Jahren ist, ich freue mich auf die unterschiedlichen Optionen. Ich schaue immer, was um mich herum passiert, ich gehe auf Menschen zu und stelle Fragen. Man sollte neugierig bleiben“, resümiert die Düsseldorferin. Wir gehen davon aus, dass es spannend bleibt! ●

www.dr-barbara-sturm.de
www.molecular-cosmetics.de


Name
Dr. Barbara Sturm

Erlernter Beruf
Orthopädin

Studium
Medizin und Sport

Verheiratet seit
2013 mit Adam Waldman

Kinder
zwei Töchter


Autor: Britt Wandhöfer
Fotos: Marina Weigl