Licht ins Dunkel

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Ein Abendspaziergang durch den Düsseldorfer Hofgarten hat etwas Geheimnisvolles. Auch wegen des schummrig-schönen Lichts, mit dem die alten Gaslaternen den Weg weisen. 14.300 von ihnen sind insgesamt im Stadtgebiet verteilt. Sie geben vielen Straßen ein nostalgisches Flair. Die Anfänge der historischen Leuchten gehen nach Angaben der Stadtwerke zurück bis ins 19. Jahrhundert. Die ältesten Modelle, die heute noch in Betrieb sind, sind mehrere Jahrzehnte alt. Sie weiter zu betreiben ist allerdings schwierig, da nur wenige Ersatzteile erhältlich sind. Hinzu kommen das Sicherheitsrisiko bei einem möglichen Gasaustritt, die vergleichsweise hohen CO2-Emissionen und der Energieverbrauch.

In diesen Punkten ist LED für viele ein Zauberwort. Die Technik gilt als Revolution – nicht nur in Sachen Straßenbeleuchtung: LEDs („Licht emittierende Dioden“) sind besonders energieeffizient, da für ihre Leistung nur eine vergleichsweise geringe Wattzahl nötig ist. Durch den geringen Stromverbrauch sind LED-Lampen drei- bis fünfmal umweltfreundlicher als etwa Halogenlampen. Mit bis zu 50.000 Stunden haben sie außerdem eine relativ lange Lebensdauer. Ihre starke Leuchtkraft und Helligkeit sind weitere Vorteile. Vor allem aber sind LEDs vergleichsweise sparsam. Das spricht gerade in einer Stadt wie Düsseldorf für den Einsatz der Technik. „Energiekosten sind ein dickes Haushaltspaket. Um das in den Griff zu bekommen, brauchen wir ein fortschrittliches Beleuchtungskonzept“, sagt Planungsdezernentin Cornelia Zuschke. Die Stadt investiert daher schon seit Langem in die Technik. Knapp zehn Prozent der 50.000 strombetriebenen Straßenleuchten in der Stadt funktionieren mittlerweile mit LEDs.

LED-Technik gilt als 
Revolution – nicht nur 
in Sachen Straßen-
Beleuchtung.

Auch der Kö-Bogen wurde bei seiner Erneuerung lichttechnisch umgerüstet. Schmale Lichtstelen sind entlang des Wasserverlaufs aufgestellt. Andere, kleine LEDs sind in die gläserne Landskronenbrücke integriert. So wird die Freifläche bei Dunkelheit in ein gleichmäßiges Licht getaucht. Die Stadt will damit die Sicherheit auf dem öffentlichen Platz gewährleisten und ein einheitliches modernes Design etablieren. Gemeinsam mit der Netzgesellschaft Düsseldorf, die als Stadtwerketochter die Straßenbeleuchtung betreibt, arbeitet sie an weiteren Ideen, wie man LED-Technik sinnvoll einsetzen kann. Auch die Verkehrssicherheit und die Senkung der CO2-Emissionen spielen dabei eine Rolle. „Die Technik entwickelt sich rasant weiter. Hier werden wir in den nächsten zehn Jahren sicher große Fortschritte machen“, sagt die Planungsdezernentin. Intelligente Schaltungen, wie sie schon bei vielen Ampeln eingesetzt werden, gehören ebenfalls dazu.

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“Altes bewahren- und gleichzeitig fortschrittlich handeln.”

Damit ließe sich in manchen Straßen im Bedarfsfall oder je nach Jahreszeit und Wetter mal mehr, mal weniger Licht schalten – und damit Energie einsparen.

Auch die Gaslaternen standen einmal für Fortschritt. Fast ein Jahrhundert lang hatte Düsseldorf mit ihnen ein Netz an Beleuchtung, das sich quer durch die Stadt spannte. „Die Laternen sind damit im wahrsten Wortsinn ein verbindendes historisches Element“, sagt Cornelia Zuschke. Aber: Sie sind auch ein großes Streitthema. Bürgerinitiativen machen sich seit Jahren für den Erhalt der Leuchten stark. „Die Gaslaternen prägen mit ihrem warmen Licht das Erscheinungsbild der Stadt. Sie sind ein Stück Heimat, ein Denkmal der Industriekultur im Rheinland, das wir unbedingt bewahren sollten“, sagt Lutz Cleffmann von der Initiative Düsseldorfer Gaslicht. Als Alleinstellungsmerkmal von Düsseldorf seien sie für das Stadtmarketing und damit auch für den Tourismus enorm wichtig. Finanzielle Gründe sprächen ebenfalls dafür, die Gasbeleuchtung zu erhalten. So müsste bei einer Umrüstung jeweils die komplette Laterne erneuert und dazu die Straßen aufgerissen werden. „Der Ersatz der Gaslaternen amortisiert sich nie”, sagt Lutz Cleffmann. Mit seiner Initiative setzt er sich dafür ein, dass möglichst viele Leuchten erhalten bleiben.

Nach jahrelangen Diskussionen mit Befürwortern und Gegnern hat die Stadt eine Methode für den Umgang mit den Gaslaternen entwickelt. Ihre Pläne und Überlegungen hierzu hat sie unter den Titel „Masterplan energieeffiziente Straßenbeleuchtung“ gestellt. Anfang September sind anlässlich des „Tags des offenen Denkmals“ bei einem Workshop endlich alle Beteiligten – von den Bürgerinitiativen über die Stadtwerke bis hin zu Sicherheitstechnikern, Sachverständigen und Historikern – an einen Tisch gekommen und haben die erarbeitete Methode gemeinsam auf den Prüfstand gestellt. Die Ergebnisse aus dem Workshop sollen ab Anfang 2019 in konkrete Pläne übersetzt und schrittweise umgesetzt werden. „Es geht nicht um eine bestimmte Anzahl von Laternen, um die man feilschen muss“, sagt Cornelia Zuschke. Auch über die Kosten für die Umrüstung lasse sich nicht pauschal diskutieren, da diese vom Zustand jeder einzelnen Laterne und ihrer jeweiligen Umgebung abhängen. Daher müsse man sich in jedem Einzelfall die Frage stellen: Erhalten, ergänzen oder umrüsten? „Unsere Methode bezieht die Denkmalpflege und heimatbezogene Aspekte genauso mit ein wie die Themen Sicherheit der Bürger und Energieeffizienz. Davon sollen auch die nächsten Generationen etwas haben“, so Zuschke. „Die Gaslaternen möchten wir dort erhalten, wo sie als technisches Denkmal einzigartig sind und das städtebauliche Erscheinungsbild von Düsseldorf identitätsstiftend mitprägen.“

Also: Altes bewahren und gleichzeitig mit den technischen Entwicklungen und Anforderungen mithalten. Für den Hofgarten ist der Fall schon mal klar: Seit 1998 steht der Park mit seinen Skulpturen, Denkmälern und der Beleuchtungsanlage unter Denkmalschutz. Hier wird man abends auf einem Spaziergang also wohl noch weiterhin die historischen Leuchten bewundern können. ●

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Das spricht für LED-Technik


Gute Ökobilanz

Durch LEDs kann der CO2-Ausstoß gesenkt werden. Sie sind drei- bis fünfmal umweltfreundlicher als etwa Halogenlampen und enthalten kein schädliches Quecksilber.

Lange Lebensdauer

LED-Lampen brennen bis zu 
50.000 Stunden.

Leuchtkraft

LED-Lampen strahlen sofort nach dem Anschalten ohne Verzögerungen 
hundertprozentig hell.

Minimale Wärmeentwicklung

LED-Lampen beziehen ihre Leuchtkraft aus Strom, nicht aus Wärme, und werden daher nicht heiß. Das bedeutet: keine Verbrennungsgefahr.

Keine UV-Strahlung

LED-Lampen eignen sich auch zur 
Beleuchtung lichtempfindlicher Objekte.

Hohe Effizienz

Für die gleiche oder bessere Leistung brauchen LEDs eine geringere Wattleistung. Das reduziert die Energiekosten.


Text: ELENA WINTER