Wie entdecken Sie gute Gründer?
Ralf Dümmel ist als Investor bei der Start-up-Show „Die Höhle der Löwen“ deutschlandweit
bekannt geworden. Doch viele wissen nicht, dass sein Unternehmen DS Produkte rund 4.000 Artikel auf den unterschiedlichsten Wegen vertreibt. Er sieht Start-ups als Zutat seines Lebenselixiers.
Herr Dümmel, wenn Sie an Düsseldorf denken, was ist das Erste, was Ihnen einfällt?
Also, ich will hier nicht zu viel Werbung machen, aber das ist tatsächlich QVC. Denn die meisten meiner Reisen gehen dorthin – obwohl die Kö und die Altstadt auch schön sind!
Diese Zusammenarbeit ist quasi so alt wie QVC Deutschland selbst. Sie waren für den neu gegründeten Teleshopping-Sender in den Achtzigern einer der ersten Lieferanten. War QVC also das erste Start-up, das Sie unterstützt haben?
So habe ich es noch nie gesehen, aber ja, das kann man tatsächlich so sagen. Ich bin damals angesprochen worden, bevor QVC hier auf Sendung ging. Damals hieß es, wenn drei Exemplare eines Artikels pro Sendung verkauft werden, dann wird eine weitere Verkaufsshow damit gedreht. Heute würde ich damit nach wenigen Minuten abgesetzt. Das hat sich ja ein wenig geändert. Es war damals ein Wagnis mitzumachen. Aber ich glaube, wenn jemand eine neue Firma startet und um ein Geschäft bittet, hat man als gestandenes Unternehmen die Chance, etwas Großes mit aufzubauen. QVC war für uns damals eine Investition in die Zukunft. Und mit mehreren Jahrzehnten Abstand kann ich sagen, dass sich diese Investition für uns definitiv gelohnt hat.
Letztlich war es aber die Vox-Gründershow „Höhle der Löwen“, die Sie mit der Start-up-Szene so richtig in Berührung gebracht hat …
Die „Höhle der Löwen“ war für mich neu und total ungewohnt. Ich wollte eigentlich nie ins Fernsehen – abgesehen vom Teleshopping. Da stehe ich aber auch nie selbst vor der Kamera, sondern immer nur meine Produkte. Deshalb war dieser Schritt für mich ungewöhnlich. Die Arbeit als Löwe an sich ist mir aber überhaupt nicht fremd gewesen. Dass Menschen mir Produkte zeigen und ich bewerte, ob sie auf dem deutschen oder europäischen Markt funktionieren können, das ist ja mein Leben. Pitches habe ich weltweit schon Millionen gemacht.
Hätten Sie einen Tipp, was einen guten Pitch ausmacht?
Man sollte sein Produkt und den Markt kennen. Ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn man aufgeregt ist. Das gehört dazu. Allerdings kann ich auch nicht verstehen, wenn man grundlegende Fragen nicht beantworten kann. Mich überzeugen Gründer, die für ihre Idee brennen und diese Leidenschaft auch rüberbringen können. Und am Ende muss natürlich auch das Produkt überzeugen.
Macht es denn einen Unterschied, wenn Ihnen ein Start-up ein Produkt präsentiert?
Das macht einen großen Unterschied. Bei einem Produkt, das ich bei einem Lieferanten bestelle, der 100 Produkte im Angebot hat, hoffe ich, dass es funktioniert. Kommt die Ware nicht an, wird es gestrichen und ich finde morgen etwas anderes. Das gehört zum Geschäft eben dazu. Investiere ich in ein Start-up, hängt dort eine Existenz dran. Ich investiere dann in ein ganzes Unternehmen, weil zu Beginn dieses Produkt in der Regel das ganze Unternehmen ausmacht. Das macht die Verantwortung größer.
Hat die Zusammenarbeit mit Start-ups auch Ihr Unternehmen verändert?
Definitiv! Auch wir lernen viel von den Start-ups! Als mittelständisches Unternehmen mit über 400 Mitarbeitern haben wir mittlerweile konzernähnliche Strukturen. Das bedeutet: dass bei uns manches eingefahren ist. Größere Unternehmen denken oft viel zu kompliziert, dabei sind viele Dinge so einfach. Wir haben dadurch den ein oder anderen Prozess verändert. Deutschland tut eine wachsende Start-up-Szene gut. Das gilt für mein Unternehmen, das gilt für Konzerne, das gilt für den Handel. Das wird mehr und mehr erkannt. Ich sehe einen Wandel. Es ist zwar noch viel Luft nach oben, aber Großkonzerne wie beispielsweise QVC öffnen sich für die jungen Wilden.
Wie raten Sie Gründern, diesen Rückenwind richtig zu nutzen?
Start-ups müssen den Unternehmensaufbau richtig angehen: begeistert, kämpfend, aber auch realistisch. Dazu zählt vorneweg eine solide Kostenstruktur. Meist fehlen große finanzielle Mittel. Gründer müssen deshalb als Allererstes prüfen, ob die Kunden überhaupt Interesse an ihrem Produkt haben. Erst dann sollten sie Geld in Ressourcen, Mitarbeiter und Marketing stecken. Start-ups brennen für ihr Erzeugnis. Das müssen sie auch. Aber es kann sein, dass nur der Gründer oder die Gründerin, deren Familien und Freunde die Idee ganz großartig finden. Gründer müssen also kämpfen und gleichzeitig realistisch sein, bodenständig das echte Interesse und die potenzielle Nachfrage ihres Produkts ausloten. Ich kann dabei helfen, die Ware in den Handel zu bringen. Raustragen müssen es die Kunden. Und ob diese Chance besteht, sollten Gründer genau prüfen, bevor sie in eine Idee investieren.
Sie haben in das Düsseldorfer Start-up Mio-Olio investiert. Öl für Tiefkühlpizza war in Ihren Augen also so ein Produkt zum Raustragen?
Für mich hatte Mio-Olio erst mal das unglaubliche Potenzial zum Reintragen und zum Glück haben die Kunden es dann mitgenommen. Wir haben in drei Monaten zwischen zwölf und 13 Millionen Tüten verkauft. Zuvor waren es gerade mal 12.000 Tüten. Und wir mussten rund zweieinhalb Millionen Packungen sogar absagen, weil wir gar nicht so viel produzieren konnten, wie nachgefragt wurde.
Was müssen Gründer haben, damit Sie etwas in einem Start-up sehen?
Sie müssen ein gutes Produkt vorweisen, von ihrer Idee überzeugt sein und letztlich muss auch der Mensch zu mir passen. Aber der beste Mensch mit einem schlechten Produkt wird es nicht schaffen. Und der schlechteste Mensch mit dem besten Produkt auch nicht. ●
Steckbrief
Name Ralf Dümmel
Job Geschäftsführer und Gesellschafter der Handelsgesellschaft DS Produkte
Wohnort Hamburg
Alter 52
Text: Katja Joho