Ideenschöpfer
1. GREEN FOR ME
GRÜNER WIRD´S NICHT
Gärtnern ohne grünen Daumen: Julia Hack und Nathalie Odermann planen den Online-Gartenberater Green For Me. Manchmal steht am Anfang eines Start-ups eine ganz persönliche Erfahrung. Als Nathalie Odermann vor mehreren Jahren eine Wohnung mit Garten erwarb, wollte sie Letzteren gerne selber gestalten. Und das als absoluter Gartenlaie! Die 32-Jährige suchte online nach Beratungsangeboten, wurde nicht fündig und landete letzten Endes in einem Gartencenter. Sie erwarb Bananenstauden und pflanzte sie in ihrem Garten ein. Zwei Wochen später waren die Pflanzen kaputt. Odermann konsultierte ihre Kollegin Julia Hack, die während des Studiums in einer Gärtnerei gejobbt hatte. Hack wusste: Bananenstauden brauchen Sonne. Und Odermanns Garten war ein eher schattiges Plätzchen. So entstand die Idee für den Online-Gartenberater Green For Me. Der richtet sich in erster Linie an die junge Generation der Gartenbesitzer, die sich individuell online beraten lassen möchte. „Das Pflanzenwissen, das früher vorhanden war, geht mehr und mehr verloren“, weiß Julia Hack. Viele Gartenbesitzer entscheiden sich heute, weil es praktisch ist, für Gärten aus Stein und Beton, momentan ein regelrechter Trend. Dem möchten Hack und Odermann gerne entgegenwirken: ◊Wir wollen zeigen, dass man sich auch mit wenig Aufwand einen blühenden Garten gestalten kann“, sagt Hack. Der komme nicht zuletzt auch Insekten zugute.
Am Anfang der Onlineberatung von Green For Me stehen viele Fragen: Soll der Garten exotisch sein, minimalistisch oder blütenreich? Wie ist der Standort des Beetes? Wie die Bodenbeschaffenheit? „Auf Basis der Antworten erstellen wir dann ein individuelles Pflanzkonzept“, erklärt Hack. Das Konzept selber ist kostenlos. Weitere Features wie der sogenannte Pflegekalender, der sich merkt, welche Pflanzen die Kunden ausgewählt haben, und ihnen dementsprechende Pflegehinweise zukommen lässt, müssen dann allerdings bezahlt werden. Zudem verdienen Hack und Odermann auch an den Pflanzen mit, die von einem Pflanzenversand-Partner direkt zum Kunden nach Hause geliefert werden. Konkrete Preise kann Julia Hack beim Gespräch noch nicht nennen.
Firma: GREEN FOR ME
Gründer: Julia Hack, Nathalie Obermann
2. INTUEAT
DIE ANTI-DIÄT
Sie nennen es Anti-Diät: Mareike Awe und Marc Reinbach haben das Onlineprogramm „intueat“ für Gewichtsreduzierung und psychisches Wohlbefinden entwickelt. Im September 2016 stellten die beiden Düsseldorfer ihre Geschäftsidee in der Vox-Show „Höhle der Löwen“ vor. Die Medizin-studenten, die auch privat ein Paar sind, hatten damals gerade gegründet. Jochen Schweizer überzeugte ihre Idee: Er bot den Jungunternehmern 150.000 Euro für eine Beteiligung von 33 Prozent am Unternehmen. Awe und Reinbach freuten sich – und lehnten ab. Der gewünschte Anteil schien den beiden damals zu hoch. Heute, zweieinhalb Jahre später, kann man sagen: Alles richtig gemacht. Mittlerweile beschäftigt das Start-up mehr als 20 Mitarbeiter. Über 10.000 Kunden haben ihr Onlineprogramm absolviert. Ganz nebenbei haben Awe und Reinbach auch noch ihr Studium abgeschlossen und promoviert. Der Standort Düsseldorf hat sich automatisch ergeben, weil die beiden Gründer in der Stadt studiert haben. Mit der Wahl sind sie sehr zufrieden, so Awe: ◊Wir planen die weitere Expansion ebenfalls hier.“
Die Ernährungsmedizinerin, die über Zusatzqualifikationen als Hypnotiseurin und Mental Coach verfügt, hat als Jugendliche selbst reichlich Erfahrung mit Diäten gemacht – und die negativen Auswirkungen am eigenen Leib erfahren: Frustration, psychischer Stress und nicht zuletzt der allseits bekannte Jo-Jo-Effekt. Später wurde Awe auf den Ansatz des intuitiven Essens aufmerksam. Der kennt keine
Verbote, richtet sein Essverhalten nicht nach starren
Diätregeln aus, sondern hört auf die Signale des Körpers: Hunger und Sättigung. Kann das so einfach sein? Awe startete einen Selbstversuch – und verlor zehn Kilo in nur drei Monaten. Während ihres Medizinstudiums entwickelte sie dann das Online-Coaching-Programm „intueat“, das Menschen mit einer Kombination aus intuitivem Essen und mentalem Training zu einem natürlichen und entspannten Essverhalten verhelfen soll. Das Programm bietet den Teilnehmern für 54 Euro im Monat Übungen, mit denen sie ihre Gedanken, Gefühle und Gewohnheiten dauerhaft in Einklang mit ihrem genetischen Idealgewicht bringen können. Negative Essgewohnheiten stehen dabei ebenso im Fokus wie emotionales Essen und Essensdrang. Mit „intueat“ wolle sie eine Gegenbewegung zu den alten Diätgewohnheiten starten, sagt Mareike Awe: ◊Diäten sollten niemals die Lösung sein.“ Wer wüsste das besser als sie?
Firma: Intueat
Gründer: Mareike Awe, Marc Reinbach
Seit: 2016
www.intueat.de
3. POINTREEF
ICH SEH IN 3D
Das Düsseldorfer Start-up pointreef erstellt mittels 3D-Laser-Scanning architektonische Grundrisspläne und macht Räume virtuell begehbar. Die drei Gründer, Amanda Acebey (26), Marc Flören (33) und Robert Milost (27), waren ursprünglich Kommilitonen. „Wir haben alle an der Hochschule Düsseldorf studiert“, erzählt Acebey. „Robert und ich Medientechnik, Marc Medieninformatik.“ Seit dem vierten Semester arbeiten die drei bereits zusammen an Projekten und haben dabei schnell gemerkt, dass sie als Team gut funktionieren. Die Initialzündung fürs Start-up brachte Flörens Bachelorarbeit. Die schrieb er über 3D-Laserscanning. „Wir fanden die Technik, die ursprünglich aus der Vermessung kommt, ziemlich cool. Die Daten, die dabei entstehen, sehen optisch sehr ansprechend aus und sind zudem millimetergenau und realistisch“, beschreibt Acebey. Die Technik, so befand das Trio, müsse sich doch für viele verschiedene Bereiche anwenden lassen. 2016 fingen Acebey, Flören und Milost an, mit der Idee zu spielen. Ein halbes Jahr später, im März 2017, gründeten sie ihr Start-up pointreef.
Die Daten sind optisch ansprechend, millimetergenau und realistisch.
Alle drei kamen damals direkt von der Hochschule, hatten nie als Angestellte gearbeitet. Auch Startkapital gab es so gut wie keins. „Wir sind ein sogenanntes Lean Start-up“, erklärt Acebey. Bedeutet: Das Geld, das erwirtschaftet wird, wird ins Unternehmen reinvestiert. Anfangs nahmen die drei Gründer auch an Wettbewerben teil, stellten aber schnell fest, dass sie nicht wirklich in das Schema passen. Meistens gehe es ja bei Start-ups um Produkte, die skalierbar sind, meint Acebey: „Und wir sind ja eher Dienstleister.“ Als solcher haben sie sich auf zwei Bereiche spezialisiert. Das ist zum einen die Architektur. Alte Industriehallen, von denen es keine Pläne mehr gibt. „Für die erstellen wir dann mittels 3D-Laser-scanning architektonische Grundrisspläne“, so Acebey. Ähnliches leisten sie auch für Bestandsgebäude, die häufig umgebaut wurden und von denen deshalb unterschiedliche Pläne existieren. Das zweite Spezialgebiet von pointreef sind VR-Umgebungen. ◊Da reden wir beispielsweise über Räume, die zwar interessant oder geschichtsträchtig sind, aber von Besuchern nicht mehr begangen werden dürfen“, erklärt Acebey. Mithilfe des 3D-Laserscannings kann man diese Räume zumindest für virtuelle Führungen erschließen. So geschehen mit der geschlossenen Fußgänger-Unterführung unter dem Worringer Platz, die das Team von pointreef zusammen mit der Düsseldorfer VR-Agentur A4VR komplett in 3D erfasst hat, um daraus im Auftrag von Düsseldorf Marketing eine begehbare Virtual-Reality-Anwendung zu entwickeln.
Firma: Pointreef
Gründer: Amanda Acebey, Marc Flören, Robert Milost
Seit: 2017
www.pointreef.de
4. KLUBA MEDICAL
KOPFSACHE
Eine Sorge weniger für Eltern: Das Start-up Kluba Medical hat einen Ring entwickelt, der der lagebedingten Kopfverformung von Säuglingen vorbeugt. Dr. Dr. Susanne Kluba, eine der beiden Gründerinnen, kennt derartige Deformationen aus ihrem Arbeitsalltag. Die 45-Jährige ist promovierte Human- und Zahnmedizinerin, außerdem Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Als solche weiß sie, dass die Schädeldecke eines Babys in den ersten Lebensmonaten noch sehr weich ist und sich durch längeren, gleichbleibenden Druck leicht verformen kann. Laut unterschiedlichen Studien sind 20 bis 46 Prozent aller Babys in Deutschland betroffen. Die Deformation des Köpfchens sieht dabei nicht nur unschön aus, sie kann auch gesundheitliche Folgeschäden nach sich ziehen: Hornhautverkrümmung zum Beispiel, Kieferfehlstellungen oder motorische und mentale Entwicklungsverzögerungen. Der Medibino, ein größenverstellbarer Ring, der unter den Kopf des Säuglings gelegt wird, soll all dem vorbeugen.
150.000 Euro haben Kluba und ihre Gründerkollegin Nicole Klingen in ihre Idee investiert, zwei Drittel davon kamen von den Business Angels, den Rest brachten die Gründerinnen selber ein. Seit September vergangenen Jahres ist der Medibino auf dem Markt. 350 Stück wurden bisher verkauft (Stand: Anfang Februar). Zum Preis von 49,90 Euro kann der Ring bei Amazon, online bei Baby Walz oder direkt bei Kluba Medical bestellt werden. Auch in der Schweiz wird er bereits über einen Onlineshop vertrieben. „Langfristig möchten wir das Produkt natürlich auch in anderen Ländern anbieten und suchen dafür noch Distributionspartner“, sagt Klingen. Dafür wird man auch personell aufstocken müssen. Bisher hat Kluba Medical lediglich eine fest angestellte Mitarbeiterin, darüber hinaus arbeitet man mit Freiberuflern zusammen.
„Für uns als Life-Science-Unternehmen ist Düsseldorf immer noch ein sehr guter Standort, auch wenn sich der Fokus der Politik hier in den vergangenen Jahren etwas verschoben hat“, sagt Nicole Klingen. ◊Unsere Vernetzung zu den Clustern im Bereich Life Sciences, zur Uni, zur Wirtschaftsförderung sowie zum Life Science Center ist für uns viel wert.“
Derzeit arbeitet Kluba Medical bereits an der Erweiterung seiner Produktpalette: eine Klinikvariante des Medibino, die sich vor allem an Frühchen richtet, Wechselbezüge für den Ring oder ein Erstlingsset mit Decke, Schnuffeltuch und Ring sind in Planung. Potenzielle Kunden für all das dürfte es genug geben: Allein in Deutschland werden jährlich 780.000 Babys geboren, weltweit sind es mehr als 150 Millionen.
Firma: Kluba Medical
Gründer: Dr. Dr. Susanne Kluba, Nicole klingen
Seit: 2015
Autor: Alexandra Wehrmann