Klimaneutrale Brötchen

Was für viele Unternehmen gerade erst auf die Agenda kommt, ist für die Bäckerei Schüren fast schon Tradition: Nachhaltigkeit und Bio werden in dem Familienbetrieb aus Haan bereits seit den 1970er-Jahren großgeschrieben. VIVID sprach mit der Assistentin der Geschäftsführung Kathleen Graf über die Anforderungen, denen sich ein modernes und nachhaltiges Unternehmen stellen muss. 

Backstubenladen.jpg

Die Bäckerei Schüren wird 1905 von Robert Schüren in Haan gegründet und ist bis heute ein Garant für traditionelles Bäckerhandwerk. In den 1970ern führt Christel Schüren, die Ehefrau von Robert Schürens Enkel Reiner, eine bahnbrechende konzeptionelle Neuerung ein: Die komplette Produktion wird auf Vollwert umgestellt, und fortan werden ausschließlich natürliche und regionale Rohstoffe verarbeitet, das Mehl selbst gemahlen. Bis heute hält die Traditionsbäckerei an der eigenen Mehlproduktion und herkömmlichen Backprozessen fest, obwohl diese erheblich mehr Arbeit machen. „Wir geben dem Teig die Ruhe, die er braucht – auch schon mal bis zu 17 Stunden“, erzählt Kathleen Graf, Assistentin der Geschäftsführung bei der Bäckerei Schüren. 

Bio, Umwelt- und Klimaschutz haben für Roland Schüren schon immer einen sehr großen Stellenwert gehabt.
Nissan eNV..jpg
Ihr Bäcker Schüren.jpg

Das Unternehmen wird bereits in vierter Generation von der Familie betrieben. 1998 übernimmt Roland Schüren, der jetzige Geschäftsführer, die Firma. Da er nicht nur Bäckermeister, sondern auch Betriebswirt ist, transportiert er die traditionelle Backstube schnell in die Zukunft – mit einer erweiterten Version des Vollwert-Konzepts seiner Mutter Christel. „Roland Schüren ist es sehr wichtig, dass er seine Produkte aus der Nähe bezieht. Bio, Umwelt- und Klimaschutz haben für ihn schon immer einen sehr hohen Stellenwert gehabt“, so Graf. Eine Einstellung, die dazu geführt hat, dass die Bäckerei Schüren Stand heute zu 95 Prozent CO2-neutral ist, bis 2022 soll das Unternehmen aus eigener Kraft komplett klimaneutral betrieben werden. Dazu müssen lediglich die letzten sieben von 15 Lieferfahrzeugen von Erdgas auf Elektro umgestellt werden. Aufgeladen werden die Lkw bereits jetzt aus eigener Kraft: Auf dem 200 Quadratmeter großen Dach der Backstube befindet sich ein Solarpark, mit dem Strom gewonnen wird. Aber das ist längst nicht alles. Als 1994 die Kühlhäuser modernisiert werden müssen, zieht Roland Schüren für die Planung einen Energieberater hinzu, der ihm ans Herz legt, gleich die komplette Produktion zu modernisieren und auf nachhaltig umzustellen. „Das Bäckerhandwerk ist sehr energieintensiv – wir brauchen hohe Temperaturen für die Öfen, niedrige für unsere Kühlhäuser. Heute können wir diese Energie fast komplett selbst erzeugen. Die Investitionen waren sehr hoch, aber wir haben 80 Prozent weniger Energiekosten“, erklärt Kathleen Graf.

Roland Schürens Vision geht allerdings noch weiter. „Wir verstehen den Begriff Nachhaltigkeit sehr umfassend. Dazu gehört für uns auch ein fairer Umgang mit Mitarbeitern, Bio, Fair-Trade-Kaffee und ausschließlich saisonales Obst auf unseren Kuchen“, sagt sie. Hat heutzutage nicht jeder Unternehmer eine Nachhaltigkeitsverpflichtung? „Die haben wir alle! Natürlich ist ein Unternehmer da noch einmal extra gefragt, weil er auch für seine Mitarbeiter verantwortlich ist. Roland Schüren ist es zudem wichtig, die Region zu stärken und immer den nachhaltigeren Weg einzuschlagen, Verpackungsmüll zu vermeiden oder mit Lieferanten eine ökologische Alternative zu finden.“ Dabei müsse man allerdings authentisch bleiben. „Die großen Discounter verkaufen ja auch Nachhaltigkeit und Bio. Für die ist das ein Nischenprodukt, für uns das Hauptgeschäft“, unterstreicht Graf. „Die Verbraucher merken, ob man etwas ernst meint. Nur wenn man Nachhaltigkeit richtig transportiert und gute Produkte verkauft, sind sie auch bereit, mehr zu bezahlen.“

Mit jedem verkauften Bioprodukt aus unserer Backstube unterstützt der Kunde nicht nur die regionale Landwirtschaft, sondern hilft auch ein kleines bisschen mit, die Welt zu retten.

Dass sich die Unternehmensphilosophie rechnet, zeigt der Erfolg: Insgesamt hat Schüren 19 Filialen in der Region, fünf davon in Düsseldorf. Wird es bald noch weitere geben? „Eine Standortentscheidung ist für uns nicht ganz einfach. Wir müssen unserem Unternehmensprofil treu bleiben und ganz genau schauen, wo unsere Kundschaft zu finden ist.“ Die Angst vor Mitbewerbern hält sich dabei in Grenzen. „Unsere Kunden haben Bioprodukte im Fokus. Discounter spielen daher für uns überhaupt keine Rolle.“ Der generellen Entwicklung des Bäckerhandwerks sehe man positiv entgegen, da immer mehr Verbraucher sich für einen nachhaltigen Lebensstil entschieden. „Mit jedem verkauften Bioprodukt aus unserer Backstube unterstützt der Kunde nicht nur die regionale Landwirtschaft, sondern hilft auch ein kleines bisschen mit, die Welt zu retten“, sagt Kathleen Graf. •

www.ihr-bäcker-schüren.de

IBS_Backstube_2401_MG_9201.jpg

FAKTEN

• 19 Filialen in der Region
• in Düsseldorf 5 Filialen
• über 100-jährige Tradition
• 8 von 15 Lieferfahrzeugen der Bäckerei Schüren fahren bereits mit Elektro


Autorin: Katja Vaders
Fotos: Bäckerei Schüren


VIVID 01 | 2020

Das ganze Magazin gibt es im Handel und im Abo.