Pole Position

„Wir lackieren alles außer Nägel“, antwortet Simone Thedens, wenn man sie nach ihrem Kerngeschäft fragt. Die 41-jährige Düsseldorferin leitet gemeinsam mit ihrem Vater die Thedens-Gruppe, 65 Mitarbeiter, drei Standorte – mit Luft nach oben. Der Karosseriebau- und Lackierbetrieb setzt schon lange auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit und ist auch beim Thema Digitalisierung vorn mit dabei. VIVID hat sich mit Simone Thedens auf der Pinienstraße in Flingern zum Interview getroffen.

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Firma Thedens GMBH
Pinienstrasse 21, 40233 Düsseldorf
Geschäftsführerin Simone Thedens
Mitarbeiter 65

www.thedens-gmbh.de

Die Thedens-Gruppe feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Als Simone Thedens damals in den von ihrem Opa gegründeten und von ihrem Vater und ihrem Onkel geführten Betrieb eingestiegen war, hatte der Autolackierer 20 Mitarbeiter. Die zweifache Mutter ist seit 17 Jahren im Unternehmen, bis heute hat sich die Mitarbeiterzahl verdreifacht. „Ich habe keine Geschwister, und mein Onkel hatte keine Kinder. Also gab es nicht viele Alternativen. Gemeinsam mit meinem Vater habe ich mir schon mit Anfang 20 die Frage gestellt: Wie wollen wir hier weitermachen? Mit 40 Jahren in ein Unternehmen einzusteigen und bei null anzufangen, finde ich nicht wirklich optimal. Ich wollte etwas mit bewegen und neue Dinge entwickeln“, erinnert sich Thedens.

Als Simone Thedens 2002 ins Geschäft einstieg, hatte sie bereits eine Ausbildung bei BMW, eine Station als Autoverkäuferin bei Renault und einen Job als Assistentin des Finanzchefs Deutschland bei McKinsey hinter sich. Damals rüstete sie als eine ihrer ersten Amtshandlungen den PC-Bestand der Firma auf, ihr Opa mokierte sich darüber, dass die Juniorchefin nur Geld ausgeben würde. Dabei war das Unternehmen Thedens schon vorm Einstieg der Tochter auf innovativen Pfaden unterwegs.

Wir waren bereits in den 90er-Jahren der erste Pilotbetrieb, der wasserlösliche Lacke angewandt hat!
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„Wir waren bereits in den 90er-Jahren der erste Pilotbetrieb, der wasserlösliche Lacke angewandt hat. Umwelt ist für uns nach wie vor ein großes Thema. Der Lackierbetrieb ist keine Giftküche. Es ist eine saubere Arbeitsatmosphäre, wir haben seit mehr als zehn Jahren eine Luftschleuse eingebaut. So geht die warme Luft nicht raus, und die kalte Luft kommt nicht rein, wenn wir die Tore öffnen. Wir haben eine Wärmerückgewinnung für die Heizung, eine automatische Mischmaschine, so gibt es keinen Überschuss beim Vermischen. Außerdem haben wir ein Transportmobil für alle Fahrzeuge, damit  keine Abgase in der Werkstatt entstehen, so verringert sich die Gefahr für unsere Mitarbeiter. Mir ist es wichtig zu zeigen, wie zukunftsweisend der Beruf eigentlich ist, dann findet man auch mehr Nachwuchs“, resümiert Simone Thedens.

Neben dem Standort an der Pinienstraße betreibt das Unternehmen seit 2007 den Meilenservice an der Ronsdorfer Straße. Ein Kfz-Service von Reparaturen bis Gutachten. In Wegberg-Wildenrath, 60 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt, befindet sich der dritte Standort der Gruppe. Dort lackieren die Düsseldorfer Lkw, Flotten von Entsorgungsunternehmen, die Wagen des Circus Roncalli und als Vorzugslieferant von Siemens auch Kleinstteile von ICE und Co. Die Züge selber werden von Thedens immer vor Ort lackiert. Sogar in Thailand wurde ihr Know-how schon benötigt. Einige Mitarbeiter verlegten ihren Arbeitsplatz für über ein Jahr nach Bangkok, wo drei verunglückte Züge der Firma Siemens wieder instand gesetzt werden mussten. „Wir sind schnell und zuverlässig, deshalb sind wir unter anderem so erfolgreich“, erläutert die Chefin. 

Stillstand ist für sie nicht akzeptabel, da ist sie sich mit ihrem Vater einig. „Er hat mich immer machen lassen, er hat mir vertraut. Klar haben wir unsere Reibungspunkte – wichtige Dinge besprechen wir immer gemeinsam. Mein Vater ist wie ich ein großer Visionär und wir ticken in vielen Dingen sehr ähnlich. Wir sind uns einig: Geht nicht gibt’s nicht.“ Und so entwickelt sich das Unternehmen ständig weiter. Die Werkstatt ist mittlerweile nahezu paperless. Vorher wurden die Aufträge ausgedruckt, jetzt hat jeder Mitarbeiter ein iPad, auf dem er seinen Auftrag per Mausklick empfängt. Außerdem entwickelt die Thedens-Gruppe gerade eine App, die nicht nur für sie, sondern auch für ihre Kollegen zukunftsweisend sein wird.

Dort können Kunden Fotos von ihrem Schaden hochladen, mögliche Ersatzteile auswählen und so eruieren, mit welchen Kosten sie circa zu rechnen haben, und mit einer Werkstatt in ihrer Nähe einen Onlinetermin vereinbaren. Simone Thedens ist sich sicher, dass die Nachfolge deshalb so gut funktioniert, weil nie Druck auf ihr lastete. Sie ist ihren Weg gegangen, und der führte glücklicherweise in das Familienunternehmen. So handhabt sie es auch mit ihren Söhnen. „Wenn meine Jungs einen anderen Beruf ergreifen möchten oder in ein anderes Land auswandern, dann können sie es gerne machen“, sagt die Geschäftsführerin. Ihr 13-jähriger Sohn hilft in den Ferien schon manchmal im Unternehmen aus. •

 

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Thedens ist:

• seit 1988 Vorreiter bei der Verarbeitung  von wasserlöslichen Basislacken

• seit 1999 im Bereich Schienenfahrzeuge als Vorzugslieferant für die Siemens AG tätig

• Deutscher Marketingpreisträger „Mitarbeiterführung und Motivation“ 

• ZKF-Mitgliedsbetrieb und Eurogarantbetrieb

• Grüner Fachbetrieb

•Mittlerweile arbeitet schon die dritte Generation im Unternehmen mit


Autor: Britt Wandhöfer