5 voices on the future of work

@home oder hybrid, remote oder back to office – wie flexibel stellen sich Unternehmen und Selbständige für die Zeit nach der Pandemie auf? Fünf Stimmen zur Zukunft der Arbeit – vom Social Media Consultant bis zur Steuerberaterin.

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„PHYSISCH GEMEINSAM AN EINEM ORT ZU SEIN, BLEIBT FÜR UNS IMMER ETWAS BESONDERES.“

Die Unternehmenssprecherin: Johanna Lange-Hegermann ist Unternehmenssprecherin bei sipgate, bekannt für moderne Teamarbeit und seinen Campus.

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Unser Learning der letzten Monate war: Wir können Homeoffice! Ohne dabei unsere Kultur zu verlieren. Aber auch, dass Homeoffice ganz schön anstrengend sein kann. In den dunklen Monaten, in denen Kitas und Schulen komplett geschlossen waren, haben wir deswegen sechs Wochen lang für alle den 6-Stunden-Tag eingeführt. Bei gleichbleibendem Gehalt natürlich. Physisch gemeinsam an einem Ort zu sein, bleibt für uns immer etwas Besonderes. Dank Tools wie Miro, Meet und Co. ist ein Großteil der Teamarbeit aber auch remote kein Problem. Wir werden das Homeoffice nicht aufgeben. Es hat sich bewährt und für viele Kolleg:innen ist es zu einem unverzichtbaren Teil ihres Arbeitslebens geworden. Unser Campus ist aber weiterhin unser Kern, unser gemeinsamer Anlaufpunkt. Auch jetzt schon treffen sich Teams corona-konform tageweise zu gemeinsamen Retreats. Andere machen “Homeoffice im Büro”. Unser Küchenteam sorgt auf dem Campus für die kulinarische Versorgung. Es hat einen Eventcharakter vor Ort zu sein – und den wollen wir beibehalten. •


„UNSERE IMMOBILIEN SIND, GERADE IN DER STADT, NICHT AUF DIE ARBEIT DAHEIM AUSGELEGT“

Der Social Media Consultant: Thomas Knüwer ist Gründer und Co-Geschäftsführer der Digitalberatung kpunktnull und bloggt unter Indiskretion Ehrensache über den digitalen Wandel.

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Unternehmen sollten auch in Zukunft Homeoffice anbieten können – aber alles tun, damit ihre Mitarbeiter Lust haben, im Büro gemeinsam zu arbeiten. Denn Studien zeigen, dass durch das Homeoffice eine Isolierung der Mitarbeiter entsteht. Gleichzeitig sind unsere Immobilien, gerade in der Stadt, nicht auf die Arbeit daheim ausgelegt. Wer sich keine große Wohnung leisten kann, für den ist eine optische Trennung von Arbeit und Privatleben nicht möglich. Schon jetzt sehen wir erste Studien, die auf einen Anstieg von Depressionen im Homeoffice hinweisen. Außerdem wird aus jedem kleinen Gespräch, das sich früher mit dem Vorbeispazieren beim Kollegen lösen ließ, nun ein terminierter Videocall. Der wird auf 15 Minuten angelegt und so füllt sich der Terminkalender auf eine psychisch erdrückende Weise. Bei Unternehmen mit einem hohen Anteil an Nicht-Bildschirm-Arbeitsplätzen führt Homeoffice außerdem zu einer gefühlten Trennung dieser Jobs von den Kollegen: „Die“ dürfen dann zuhause bleiben, die Arbeiter am Band oder im Labor „müssen“ kommen – dies wird die Belegschaft spalten. •


„WIR BRAUCHEN UNTEREINANDER DEN UNKOMPLIZIERTEN AUSTAUSCH“

Die Steuerexpertin: Julia Rölfs-Schuster ist Steuerberaterin, Wirtschaftsprüferin und Geschäftsführerin der RBC Rölfs Business Consulting GmbH.

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Das entscheidendste Learning war: Homeoffice funktioniert! Wir sind genauso gut erreichbar und können Dinge bearbeiten wie im Büro. Ein weiteres Learning ist: nur virtuelles Arbeiten funktioniert auf Dauer für uns aber auch nicht. Wir brauchen untereinander den unkomplizierten Austausch „Zwischen Tür und Angel“, um auch alle Informationen für Mandanten zu teilen. Manchmal kommt in der Buchhaltung eine Information an, die im Lohn benötigt wird und der Transport von Informationen funktioniert über den schnellen Flurfunk einfacher, als wenn man zuhause jedes Mal zum Hörer untereinander greifen muss. Allerdings ist es notwendig, dass wir immer auch eine schmale Besetzung im Büro haben. Um den gesamten Posteingang und -ausgang zeitgerecht bearbeiten und koordinieren zu können und die Akten zu pflegen. Auch wenn wir in vielen Fällen vorher schon papierlos gearbeitet haben, vieles kommt in unserer Branche eben doch noch in Papierform an und muss entsprechend bearbeitet werden. •


„AM WICHTIGSTEN BLEIBT DIE BEZIEHUNGSEBENE“

Die Unternehmensberaterin: Marina Löwe ist Executive Coach und Senior Consultant bei SLBB und berät Führungskräfte und Teams.

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Es wird erst einmal keine allgemeine Regelung geben. Die Mitarbeiter wünschen sich in den meisten Befragungen überwiegend eine 40/60 Aufteilung von Homeoffice/Präsenz. In den Unternehmen wird oft noch nach der eigenen Position gesucht. Hier gilt es klare Regeln einzuführen, zu lernen, was geht, was nicht und dann anpassen, bis es ein neues natürliches Selbst wird. In der Beratung sehen wir, dass es den Fokus und die Zeit für das gemeinsame Lernen braucht, um die Erfahrungen und Erkenntnisse in neue Rahmen zu überführen. Und verdammt viel Achtsamkeit für die unterschiedlichen Bedürfnisse. Homeoffice ist meistens sehr produktiv, da beispielsweise niemand spontan am Schreibtisch steht und die Arbeit mit einem Gespräch unterbricht. Es braucht allerdings eine komplett andere Art von Meetinggestaltung und Führung sowie Tagesorganisation. Bei SLBB arbeiten wir hybrid. Eine Mitarbeiterin ist gerade drei Monate auf Reisen durch Europa und arbeitet wöchentlich 10 Stunden aus dem Camper. Andere präferieren die Präsenz. Am wichtigsten bleibt die Beziehungsebene. Wenn Vertrauen vorhanden ist und Rahmen und Aufgaben klar sind, ist die Arbeitsform flexibel. •


DAS HYBRIDE ARBEITSPLATZ-MODELL WIRD ZUM SYMBOL DES MODERNEN ARBEITGEBERS

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Die Digital Native: Lisa Schmidt von socialisa ist selbstständige Instagram und Workflow Coach und arbeitet mit ihrem Team seit drei Jahren in einem hybriden Arbeitsplatzmodell. 

Die technische Infrastruktur, schnelle Kommunikation, Kontrollinstanzen und natürlich das Kollegium gehören sicher zu den Punkten, warum viele Unternehmen das hybride Arbeitsmodell nach wie vor ablehnen. Entscheiden zu können, wann ich wie viel und von wo aus arbeite, ist für mich im Arbeitskontext aber die pure Freiheit. Zu meinem Team zähle ich mittlerweile fünf Menschen aus ganz Deutschland, die ich zum Teil noch nie persönlich getroffen habe. Wir kommunizieren über Slack, unser cloudbasiertes Projektmanagement-Tool und natürlich Zoom. Wann, von wo aus und wie viele Stunden meine Mitarbeitenden arbeiten, liegt in ihrer Eigenverantwortung, was extrem gut funktioniert. An meinen Freunden in Anstellungsverhältnis beobachte ich, dass das hybride Arbeitsplatzmodell immer stärker zum Symbol eines modernen Arbeitgebers wird. Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden nicht ermöglichen, den Arbeitsort zu bestimmen, könnten sich einigen High Potentials verwehren. •


Words Karolina Landowski
Pictures istock, Oliver Tjaden/sipgate, www.peymanazhari.com, PR