A life at the trade fair
Fast vier Jahrzehnte hat Werner M. Dornscheidt die Messe Düsseldorf voller Leidenschaft mitgeprägt – zuletzt als Vorsitzender der Geschäftsführung. Im Interview mit VIVID spricht er über die wichtigsten Errungenschaften dieser Zeit, seine Beziehung zur Stadt – und was man eigentlich als Honoralkonsul von Mexiko so macht.
Beeindruckende 37 Jahre haben Sie für die Messe Düsseldorf gearbeitet. Wie geht es Ihnen nun ohne Messe?
Schauen Sie sich die Messe Düsseldorf an. Ich bin froh, dass ich hierfür einen Beitrag leisten durfte. Und dass ich ‚mein‘ Unternehmen in besten Händen weiß. Mit ihrer langjährigen Messeerfahrung ist die „neue alte“ Geschäftsführung aus Wolfram N. Diener, Bernhard J. Stempfle und Erhard Wienkamp das ideale Trio, um die Messe Düsseldorf durch die Corona-Krise zu führen und erfolgreich für die Zukunft zu positionieren. Da kann ich jetzt auch guten Gewissens und ganz beruhigt meinen Ruhestand genießen. Ich bin ja Honorarkonsul von Mexiko und werde dieses Ehrenamt auch künftig ausüben. Im Honorarkonsulat im Erdgeschoss der Messe Düsseldorf. So bleibe ich dem Unternehmen zumindest ein wenig nah.
„Ich bin froh, dass ich hierfür einen Beitrag leisten durfte.“
Seit 2006 sind Sie Honorarkonsul von Mexiko. Was macht man in dieser Position eigentlich genau – können Sie Beispiele nennen?
Das ist auf jeden Fall eine Tätigkeit, die man nicht unterschätzen darf. Manchmal haben wir zu den Dienstzeiten 20 Personen hier stehen, die etwas brauchen. Zum Beispiel eine mexikanische Mutter von vier Kindern, die in Deutschland niemanden als Hilfe hat – und eines ihrer Kinder war schwer krank. Wir haben dann Familien gefunden, die die anderen Kinder ehrenamtlich aufgenommen haben, solange sie sich im Krankenhaus kümmern musste.
Eine Ihrer Errungenschaften ist, dass die Messe Düsseldorf immer internationaler geworden ist. Wie haben Sie das genau erreicht? Und was bedeutet diese zunehmende Internationalisierung für die Stadt?
Ich bin stolz darauf, dass sich die Portfolios weiterentwickelt haben, sich die Zahl der Veranstaltungen allein in den größten internationalen Portfolios mehr als verdoppelt hat. Dass wir internationaler geworden sind. Im Maschinenbau zum Beispiel kommen fast 80 Prozent unserer Kunden aus dem Ausland. Grund dafür ist sicherlich auch der starke Servicegedanke, mit dem das gesamte Team jeden Tag an die Arbeit geht und der mir persönlich immer sehr wichtig war. Und natürlich die Ableger unserer Weltleitmessen rund um den Globus – mit Ansprechpartner vor Ort: Heute hat die Messe Düsseldorf ein globales Netzwerk aus 77 Auslandsvertretungen, darunter 7 Tochtergesellschaften, in 141 Ländern. Das Düsseldorfer Messe-, Kongress- und Eventgeschäft wirkt sich positiv auf die Stadt aus. Einer Studie des ifo-Instituts zufolge bringt es durchschnittlich steuerliche Mehreinnahmen von 36,3 Millionen Euro pro Jahr. Hinzu kommen Kaufkrafteffekte von 1,66 Milliarden Euro und 16.664 Jobs, die durch die Düsseldorfer Messe- und Kongressmacher und ihre Veranstaltungen in der Region gesichert werden.
„Es braucht langfristige Investitionen, eine kluge Infrastruktur und ein attraktives Dienstleistungsangebot.“
Ein weiterer Schwerpunkt Ihrer Arbeit war die Digitalisierung des Messegeschäfts. Warum ist das so wichtig? Und wie kann diese Strategie die aktuellen Herausforderungen durch Corona abfedern?
Das Thema ist ja nun heutzutage unumgänglich und ich bin froh, dass wir bei der Messe Düsseldorf schon früh damit angefangen haben. Interne Abläufe und Prozesse können besser und effizienter gestaltet werden. Vor allem aber geht es um die Kundenbeziehung und die Steigerung des Nutzens einer Messeteilnahme. Heute können bspw. Aussteller über ein Online Order System im Vorfeld der Messen aus einem breiten Angebot ganz gezielt alle relevanten Services für ihren Messauftritt buchen – von der passenden Anzahl von Steckdosen bis hin zu fast kompletten Messeständen. Und mit digitalen Services wie Matchmaking können sich Besucher bereits vor ihrem Aufenthalt in Düsseldorf individuell die relevantesten Aussteller herausfiltern und Termine mit diesen vereinbaren. Das ist doch eine tolle Sache und hilft auch in schwierigen Zeiten wie Corona: Weil Aussteller und Besucher sich rundum begleitet fühlen.
Sie sind Düsseldorfer durch und durch. Was bedeutet diese Stadt für Sie und was macht sie so besonders?
Ich liebe diese Stadt. Das liegt aber vor allem an den Menschen, die ich hier kennenlernen durfte und die ich sehr schätze. Sie müssen mit netten Menschen zusammen sein, dann ist die Welt schon ziemlich in Ordnung.
Düsseldorf hat sich wirtschaftlich stark entwickelt in den letzten Jahren. Was braucht es in Ihren Augen, damit das auch so weitergeht?
Natürlich eine starke Messe! Nein, Scherz beiseite. Aber so ganz unterschiedlich sind die Erfolgsfaktoren zwischen Messe und Stadt gar nicht: Es braucht langfristige Investitionen, eine kluge Infrastruktur und ein attraktives Dienstleistungsangebot.
Dürfen wir erfahren, in welche Aktivitäten und Hobbies Sie zukünftig sonst noch Energie stecken werden?
Ich möchte mich um meine Enkelkinder kümmern und mit meiner Frau schöne Städtetouren unternehmen. Und ich würde gern etwas für meine Fitness tun, denn dazu bin ich nicht wirklich gekommen in der Zeit, in der ich beruflich so eingebunden war. Jetzt ist mal Gelegenheit, am Meer spazieren zu gehen, und ich muss auch endlich 10 Kilo abnehmen. Ein Hobby? Ich mag Füller. 34 sitzen bei mir hübsch nebeneinander im Schrank. Vielleicht kommt jetzt noch der ein oder andere dazu. •
Werner M. Dornscheidt
• from 01.01.2004 to 30.06.2020: Chairman of the Board of Management of Messe Düsseldorf GmbH, working for the company for almost 37 years
• since 2006: Honorary Consul of Mexico
Most important achievements at Messe Düsseldorf:
• more internationality: e.g. in 2004, 65 foreign representatives in 104 countries, currently 77 foreign representatives in 141 countries
• Pioneer of the digital trade fair: Online presentation for exhibitors on 365 days
• Co-initiator of the SAVE FOOD initiative to combat food waste
Words: Tom Corrinth
Pictures: PR