„Absolute Priorität hat die zügige Bearbeitung aller Anträge“

Corona hat massive Auswirkungen auf den Düsseldorfer Arbeitsmarkt. Wie sie möglichst effektiv aufgefangen werden können, erklärte uns Arbeitsagentur-Chefin Birgitta Kubsch-von Harten Anfang April 2020.

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VIVID: Bisher standen vor allem die Themen Fachkräftemangel / Fachkräfteeinwanderungsgesetz und Qualifizierung von Beschäftigten für den digitalen Wandel im Fokus – durch Corona hat sich der Fokus kurzfristig verschoben. Wie managen Sie diese Krise organisatorisch und behalten dabei auch die anderen Themen im Blick?

Birgitta Kubsch von Harten: Wir haben frühzeitig einen Krisenstab eingerichtet und uns organisatorisch auf die Beratung zur Kurzarbeit sowie die schnelle Zahlung von Kurzarbeitergeld, Arbeitslosengeld und Grundsicherung konzentriert. Seit dem 18. März haben wir keinen Publikumsverkehr mehr, um die Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern zu schützen. Aber natürlich sind wir weiter für unsere Kunden da! Wir beraten Arbeitgeber, aber auch Menschen, die arbeitslos gemeldet sind, telefonisch oder per Mail. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater sind im Kontakt mit Jugendlichen, die jetzt auf das Schulende zusteuern und eine Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium treffen müssen. 

Was sind derzeit und in den kommenden Wochen die wichtigsten Tätigkeiten, die Mitarbeiter*innen in der Arbeitsagentur managen? 
Absolute Priorität hat die zügige Bearbeitung aller Anträge – das gilt für das Kurzarbeitergeld und das Arbeitslosengeld sowie im Jobcenter Düsseldorf für die Grundsicherung. Jeder kann sich darauf verlassen, dass wir Leistungen zuverlässig auszahlen. Insbesondere die Nachfrage nach Kurzarbeit ist rasant angestiegen. Wir haben Personal aufgestockt und arbeiten jetzt von 6 bis 20 Uhr, im Homeoffice bis 22 Uhr, sowie samstags. Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen haben wir in kurzer Zeit geschult, damit sie in stark beanspruchten Bereichen unterstützen können. 

Was bedeutet die Corona-Krise mittel- und langfristig für den Düsseldorfer Arbeitsmarkt?
Das ist nach aktuellem Stand Anfang April schwer einzuschätzen und hängt davon ab, wie lange die einschränkenden Maßnahmen für die Wirtschaft andauern werden. Die Arbeitslosigkeit wird in den nächsten Monaten sicher steigen, denn nicht in jedem Fall kann Kurzarbeit durchgeführt werden. Aber: Der Düsseldorfer Arbeitsmarkt war vor der Corona-Krise grundsätzlich in guter Verfassung und zeigte erste Anzeichen der üblichen Frühjahrsbelebung. Daher hoffe ich, dass der Arbeitsmarkt nach dem Rückgang der Beschränkungen schrittweise wieder Fahrt aufnehmen wird. Eine seriöse Prognose ist aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Wichtig und erfreulich ist, dass sich alle Netzwerkpartner in Düsseldorf gemeinsam dafür einsetzen, diese Krise zu bewältigen. Für die Hilfsbereitschaft und Solidarität untereinander bin ich dankbar.

Welche Maßnahmen sind notwendig, um Insolvenzen und eine steigende Arbeitslosigkeit möglichst effektiv in der Stadt abzufedern?
Kurzarbeit ist das Mittel der Wahl, damit die Düsseldorfer Unternehmen ihre Beschäftigten, darunter viele Fachkräfte, halten und Kündigungen vermeiden können. Jeder Antrag verhindert Arbeitslosigkeit. Dafür werden Unternehmen von den Lohnkosten und Sozialbeiträgen bei Ausfallstunden entlastet. Die gesetzlichen Neuregelungen zum erleichterten Bezug von Kurzarbeitergeld sind Teil des Gesetzespakets der Bundesregierung, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Hinzu kommen erleichterte Zugangsmöglichkeiten in der Grundsicherung zum Beispiel für Soloselbstständige. Ein ganz wichtiger Baustein sind zudem die Soforthilfen des Bundes und des Landes NRW.

Welche Rolle spielen in der aktuellen Situation gerade digitale Services der Arbeitsagentur und wie werden sie wahrgenommen? 
Wir haben bereits frühzeitig auf digitale Services gesetzt und arbeiten beispielsweise seit mehreren Jahren mit der elektronischen Akte. Daneben gibt es mittlerweile ein breites Angebot digitaler Dienstleistungen unter www.arbeitsagentur.de. Dort kann man sich online arbeitsuchend melden oder Kurzarbeit anzeigen. Die digitalen Angebote wurden jetzt kurzfristig noch einmal deutlich ausgebaut, was uns in der aktuellen Situation sehr hilft und die telefonischen Hotlines entlastet. 


„Wichtig und erfreulich ist,
dass sich alle Netzwerkpartner in
Düsseldorf gemeinsam dafür einsetzen,
diese Krise zu bewältigen.“


Wie unterstützen Sie speziell Arbeitgeber bei der Bewältigung der Situation?
In erster Linie mit dem Kurzarbeitergeld. Dazu gibt es einen enormen Beratungsbedarf, da die Corona-Krise nahezu alle Wirtschaftsbereiche trifft, vor allem auch die kleinen und mittleren Betriebe. Für zahlreiche Gastronomen, Friseure und kleine Einzelhändler ist Kurzarbeit etwas völlig Neues. Darum haben wir frühzeitig unsere Arbeitgeber-Hotline personell verstärkt, um die Fragen der Arbeitgeber zu beantworten. Jetzt arbeiten wir mit Hochdruck daran, alle Anträge zügig zu bearbeiten, damit das Kurzarbeitergeld ausgezahlt werden kann. Darüber hinaus sind wir natürlich auch weiterhin für Arbeitgeber da, die aktuell Beratungs- oder Personalbedarf haben. •

Das Interview wurde am 3. April 2020 geführt. Bis 27. März 2020 lagen bei der Agentur für Arbeit Düsseldorf rund 3.700 Anzeigen auf Kurzarbeit vor.

Weitere Informationen

Für Unternehmen in Düsseldorf, die wegen der Einschränkungen durch das Corona-Virus Kurzarbeit anzeigen müssen, bietet die Agentur für Arbeit umfangreiche Informationen auf ihrer Homepage unter www.arbeitsagentur.de/duesseldorf (Corona-Virus: Informationen zum Kurzarbeitergeld). 

Dort findet man auch erklärende Videos. Kurzarbeit kann man online anzeigen und beantragen unter 

www.arbeitsagentur.de/eServices. Für Fragen steht der Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter unter Duesseldorf.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de oder 0800 45555 20 (Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr) zur Verfügung.

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Birgitta Kubsch-von Harten
Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Düsseldorf


Interview: Tom Corrinth