An Urban Rooftop Forest

 

Internationale Spitzenarchitektur trifft auf Nachhaltigkeit und Quartiersentwicklung: Das Bauvorhaben Tadao Ando Campus & Tower möchte gleich auf mehreren Ebenen neue Standards setzen. VIVID sprach mit Architekt David Schwitzke, Projekt- und Standortleiter der Euroatlantic GmbH in Düsseldorf. 

 

Herr Schwitzke, seit Ende Juni 2022 liegt die positiv beschiedene Bauvoranfrage seitens der Stadt Düsseldorf für die Errichtung des Tadao Ando Campus & Tower vor. Bauherr ist die Euroatlantic GmbH. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem japanischen Architekten Tadao Ando und dem Vorhaben, ein nachhaltiges Bauwerk am Mörsenbroicher Ei zu realisieren

Unser Firmengründer Arnulf Damerau unterstützt viele Kultureinrichtungen und ist sehr Kunst-affin. Tadao Ando und er kennen sich gut, und Herr Damerau liebt Japan und die japanische Kultur. Als einige Grundstücke am Mörsenbroicher Ei auf den Markt kamen, haben sich die beiden zusammengetan, total begeistert, ein so langes Gebäude umsetzen und gleichzeitig mit einem Hochpunkt versehen zu können. So eine Möglichkeit bekommt man heutzutage kaum noch in einer Innenstadtlage. 

„So eine Möglichkeit bekommt man heutzutage kaum noch in einer Innenstadtlage.“

Inwieweit ist die Stadt Düsseldorf in das Bauvorhabens involviert? 

Wir sind im Rahmen der Planung an die Stadt herangetreten und gleich auf offene Ohren gestoßen. Man hatte sich schon länger gewünscht, diesen Stadtteil zu entwickeln. 

Der Bauherr des Projekts ist die Euroatlantic Group. Wer ist noch in das Bauvorhaben involviert? 

Als Generalplaner haben wir das Architekturbüro Henn aus Berlin gewinnen können, das mit japanischer bzw. asiatischer Architektur sehr vertraut sind.  

Namensgeber des Projektes ist wie gesagt der international bekannte japanische Architekt Tadao Ando. Wofür steht seine Architektur? 

Sie zeichnet sich vor allem durch ihre Geometrie, Gradlinigkeit und die klaren Formen aus. Außerdem integriert Ando gerne die Natur in seine Entwürfe. 

Die Innenhofansicht zeigt „Pars Pro Toto“ von Alicja Kwade. Die Installation wurde 2017 auf der Venedig Biennale ausgestellt. Für den Tadao Ando Campus and Tower wird die Künstlerin eine ortsspezifische Arbeit entwerfen, welche Teil des von Anna Deilmann kuratierten, projektübergreifenden Kunstkonzeptes ist. 

Ein Fokus Ihres Bauvorhabens liegt auf Nachhaltigkeit. Wie werden Sie diese konkret umsetzen?

Eins der Highlights unseres Entwurfs ist die große, begrünte Dachlandschaft sowie die Fassadenbegrünung am Innen- und Außenraum. Beide Maßnahmen werden das Mikroklima des Gebäudes nachhaltig verbessern. Darüber hinaus werden wir ein CO2-neutrales Bauwerk umsetzen, das über Künstliche Intelligenz gesteuert wird. Das Gebäude erkennt, ob es gerade zu kalt, zu warm, zu feucht oder zu trocken ist und wird dann automatisch Fensterflügel öffnen bzw. schließen – damit spart man eine Menge Energie! Zusätzlich arbeiten wir mit nachhaltigen Baustoffen und streben verschiedene Öko-Zertifikate an, die für einen CO2-neutralen Betrieb des Gebäudes oder verschiedenen Faktoren wie barrierefreie Stellplätze, E-Ladesäulen etc. stehen. Und dem Madaster-Register, in dem alle Materialien katalogisiert sind, die im Gebäude verbaut wurden, um sie bei Bedarf besser zurückbauen zu können.

“Uns ist wichtig, ein offener Campus zu sein, den jeder ein Stück weit nutzen kann.”

Wie ordnen Sie das Projekt städteplanerisch ein, insbesondere, was die Quartiersbildung angeht? 

Unser Wunsch ist es, auch die Nachbarschaft zu integrieren. Uns ist wichtig, ein offener Campus zu sein, den jeder ein Stück weit nutzen kann. Im Erdgeschoss wird es komplett öffentliche Zonen geben. Dazu gehören Gastronomie, eine Markthalle und verschiedene Kunst- und Kultur-Installationen und -Konzepte. Hinzu kommt der begrünte Innenhof auf dem Campus sowie die Dachflächen, die ebenfalls öffentlich zugänglich sein werden. Im Turm wird es eine Gastronomieetage und ein Fitnesscenter geben. 

Für die Gestaltung der Grünflächen arbeiten Sie mit dem Schweizer Landschaftsarchitekt Enzo Enea zusammenarbeiten. Sein Begrünungs-Konzept ist sehr beeindruckend, vor allem im im Hinblick auf die Artenvielfalt – die Rede ist sogar von einem „urbanen Wald“ auf dem Campus-Dach. Was kann man sich darunter vorstellen?

Genau das. Enea sucht zudem immer Pflanzen aus, die in dem Klima, in dem er sie anbaut, Zuhause sind, so dass auch die heimischen Insekten und Vögel an seinen Landschaften Gefallen finden. Wenn man so etwas von Anfang an gut plant, ist es auch möglich – die Technikgeschosse gewährleisten Enea z. B. die nötige Pflanztiefe für die Bäume. 

Der Ando Campus & Tower möchte auch die Nachbarschaft integrieren, ein offener Ort sein, den jeder ein Stück weit nutzen kann. 

Sie bezeichnen den Tadao Ando Campus & Tower als „komplexe Symbiose aus High Tech, Natur, Kunst und Zukunftsvision“.
Welche Maßstäbe für die Zukunft wird das Bauprojekt für die regionale Wirtschaft setzen?
 

Ein großer Bestandteil unseres Campus ist, dass wir Arbeitswelten und Bürokonzepte weiterdenken. Die Pandemie hat gezeigt, dass diese Themen in Deutschland noch mehr Energie und Kreativität brauchen. Einer unserer Mieter wird das Hyatt Hotel sein, der natürlich auch neue Arbeitsplätze schafft.

  

Wie sieht es mit internationalen Mietern aus? Können Sie sich vorstellen, dass besonders japanische Unternehmen interessiert sind, sich in Büroräume einzumieten, die Tadao Ando entworfen hat? Wird hier vielleicht sogar ein zweites japanisches Zentrum neben der Immermannstraße entstehen? 

Das wäre natürlich toll, und wir führen aktuell auch schon Gespräch in diese Richtung. Wir sind in der Lage, jedem Unternehmen flexible und großflächige Büroräume oder Co-Working-Flächen anbieten zu können, auch für eine kurze Zeitspanne. Diese Flexibilität innerhalb einer Architektur ist etwas, was es am Markt so noch nicht gibt. 

“Unser Wunsch ist es, durch das Gebäude etwas zurückzugeben, indem wir eine Nachbarschaft formen und ein Stück Stadtentwicklung anstoßen.”

Die Euroatlantic Gruppe bezeichnet sich als „philanthropischer Investor“. Was steckt hinter dieser Bezeichnung? 

Unser Wunsch ist es, durch das Gebäude etwas zurückzugeben, indem wir eine Nachbarschaft formen und ein Stück Stadtentwicklung anstoßen. Das entspricht den Grundwerten von Herrn Damerau und der Euroatlantic Group - dass man neben einer Architektur auch einen Mehrwert schafft. Uns ist wichtig, dass wir an solchen Orten auch Kultur schaffen, die zum Beispiel über eine Zwischennutzung stattfindet, in deren Rahmen wir kostenlose Künstlerateliers und Büros für Start-ups zur Verfügung stellen, aber auch Orte für Bildung, insbesondere für junge Menschen.

Und auf den Dächern einen für alle zugänglichen Park, von dem aus man sicherlich einen tollen Blick über die Stadt haben wird.
Wie viele Stockwerke wird der Tower haben?
 

Wir gehen aktuell davon aus, dass der Tower 25 Stockwerke auf 105 Metern haben wird. Ich denke, von da aus wird man einen sehr schönen und vor allem neuen Blick auf die Stadt Düsseldorf haben. •

https://ando-campus.com/


Words Katja Vaders
Pictures HENN, EuroAtlantic, Tadao Ando Campus and Tower,
HENN, EuroAtlantic, Tadao Ando Campus and Tower mit Kunst am Bau Kunstwerk „Pars Pro Toto“ von Alicja Kwade
ENN, EuroAtlantic, Tadao Ando Campus and Tower