Living with Climate Change

 

Steigende Temperaturen, Hitzewellen und Dürreperioden oder Starkregen und Stürme – die Folgen des Klimawandels sind auch in Deutschland angekommen. Städte und Gemeinden müssen daher Maßnahmen entwickeln, um Präventionen für Klimafolgen einleiten zu können. 


 

Es lässt sich nicht mehr leugnen: Der Klimawandel und seine Folgen sind auch in Düsseldorf angekommen und werden sich in Zukunft noch verstärken. Daher gibt es ein immer wichtigeres Thema auf der Agenda von Politik wie auch dem Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz: Klimafolgeanpassung. Darunter versteht man Initiativen und Maßnahmen, um Natur und Menschen vor tatsächlichen oder erwarteten Auswirkungen der Klimaänderung zu schützen. 

Andreas Schröder, Mitglied des Rates der Landeshauptstadt Düsseldorf für die CDU und u.a. Sprecher des Ausschusses für Umweltschutz, setzt hier einen Schwerpunkt seiner politischen Arbeit. „Die Flut im Juli 2021 hat gezeigt, dass Düsseldorf noch nicht ausreichend für Katastrophenszenarien geschützt ist.“ 

Auch das Umweltamt der Stadt Düsseldorf hat reagiert und vor einigen Jahren die Abteilung Kommunales Klimamanagement ins Leben gerufen. Stefan Wenzel, Abteilungsleiter, sowie seine Mitarbeiterin Elke Cardeneo entwickeln hier Maßnahmen zu den unvermeidbaren Folgen des Klimawandels, 2018 lancierten sie ein umfangreiches Klimaanpassungskonzept. Gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst konnte die Abteilung Kommunales Klimamanagement für die Region drei Probleme eingrenzen: Hitzeperioden und eine schleichende Temperaturzunahme, die insbesondere für die Tier- und Pflanzenwelt weitreichende Folgen hat, immer häufigere Starkregenereignisse sowie Trockenheit und Niederschlagverschiebung. „Die Stadt Düsseldorf hat das 1,5 Grad-Klimaziel leider schon erreicht“, so Stefan Wenzel. 

Renaturisierungsprojekte stehen ganz oben auf der Agenda von Umweltamt wie auch der Politik. Dazu gehört z. B. die Erschließung des Düsselufers.

„Es ist enorm wichtig, von anderen Städten wie unserem Klimazwilling Toulouse zu lernen.“

Europaweit wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das „Klimatische Zwillingsstädte“ ausfindig macht und zusammenbringt. „Laut Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes, werden wir Ende des Jahrhunderts die gleichen Temperaturverhältnisse haben wie aktuell in Toulouse in Südfrankreich“, erklärt Elke Cardeneo. „Daher können wir jetzt schon lernen, wie man damit leben kann.“ Dazu gehört der richtige Umgang mit Insekten wie der Tigermücke, die vom afrikanischen Kontinent nach Frankreich gekommen ist. „Wir sollten nicht abwarten, bis diese Mücke und andere Arten auch bei uns sind, sondern schon jetzt mit Maßnahmen beginnen“, so Stefan Wenzel. „Daher haben wir begonnen, Mücken zu kartieren: Ab wann treten sie auf, wann müssen wir Gegenmaßnahmen starten?“ 

Toulouse ist die „Klimatische Zwillingsstadt“ von Düsseldorf: Laut Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes werden Ende des Jahrhunderts in der Landeshauptstadt die gleichen Temperaturverhältnisse herrschen wie aktuell in Südfrankreich.

Insgesamt enthält das Klimaanpassungskonzepts der Stadt Düsseldorf 15 Maßnahmen. Dazu gehören Starkregengefahrenkarten, aber auch Klimaanalysen, in denen Hitzebereiche innerhalb der Stadt definiert werden. „Diese analytischen Maßnahmen sind enorm wichtig im Hinblick auf Prävention. Hierzu arbeiten wir mit externen Büros zusammen, die die nötige Expertise haben“, so Elke Cardeneo. Ein weiterer Punkt im Konzept ist die Begrünung von Dächern, für die die Stadt Düsseldorf sogar Förderprogramme ins Leben gerufen hat. 

Gleich auf mehreren Ebenen sinnvoll sind Renaturierungsmaßnahmen wie die Ufererschließung der Düssel, die nicht nur Aufenthaltsqualität und Biodiversität erhöht, sondern vor allem ein wirksamer Schutz vor Hochwasser ist. Auch die Politik unterstützt das Klimaanpassungskonzept der Stadt. „Zudem wollen wir Wasserberieselung, Schattenspender und mehr Bäume im öffentlichen Raum installieren. Sie haben wichtige Funktionen für das lokale Klima. Wir möchten mehr Schotter-Vorgärten und Parkplätze begrünen. Die Anpassung der Vorgartensatzung ist in Überlegung, aber der Eingriff in Privateigentum ist schwierig. Derzeit setzen wir auf Information, Beratung und Anreize“, so Andreas Schröder. Der Bedarf für solche Maßnahmen werde offensichtlicher. „Weitere Unwetter, Hochwasser oder Dürreperioden mit Hitzestress kommen auf uns zu.“ 

Ein wichtiges Instrument für die Klimaanpassung ist die Begrünung von immer mehr Flächen in der Innenstadt. Grüne Oasen wie der Hofgarten senken das Stadtklima und fungieren als Schwamm bei Starkregen

Mit dem Modellprojekt „Schwammstadt“ versucht die Stadt Düsseldorf, gleich mehrere Klimafolgen auszugleichen. Das geschieht vor allem über größere Baumscheiben oder die Erhöhung des Grünanteils auf Dachflächen, in Außenbereichen oder Innenhofflächen. „Schwammstadt bedeutet, dass ich ganz viele Flächen anbiete, wo das Wasser bleiben kann, ohne in den Kanal zu fließen. Dieses Wasser steht dann im Sommer auch für die Kühlung zur Verfügung“, so Elke Cardeneo. 

Green Architecture arbeitet ebenfalls mit dem Schwammprinzip, da Fassaden- und Dachbegrünung Regenwasser aufnehmen und speichern kann. Ein Vorzeigeobjekt in diesem Zusammenhang ist der Köbogen 2 von Architekt Christoph Ingenhoven. „Durch die Bepflanzung mit Hainbuchen kann die Gebäudekühlung ganz stark zurückgefahren werden. Im Vergleich: Der Köbogen 2 wird im Hochsommer 35 Grad warm, auf dem Dach des Dreischeibenhaus kann man 75 Grad messen, ein großer Unterschied. Die Kühlung ist sehr strom- und wasserintensiv“, erklärt Stefan Wenzel. Deswegen forciere man immer mehr die Beratung von Investoren zu Themen wie Klimaanpassungsmaßnahmen oder Elektromobilität, so dass diese solche Aspekte ganz früh in ihre Planungen einbeziehen können. 

Gleich auf mehreren Ebenen tragen Innenhof- und Dachbegrünung zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Zudem fördern sie die Artenvielfalt und Biodiversität.

“Das Umdenken muss also auch in der Stadtplanung umgesetzt werden.”

„Es ist enorm wichtig, von anderen Städten wie unserem Klimazwilling Toulouse zu lernen. Dort werden bereits viele Maßnahmen umgesetzt, die man im Süden als gegeben oder sogar besonders schön wahrnimmt, wie weiße Fassaden, um das Sonnenlicht zu reflektieren oder enge Gassen, damit am Tag die Häuser kühl bleiben. Auch wir müssen solche Schattenstrukturen einplanen, Laubengänge planen, Sonnensegel installieren. Das Umdenken muss also auch in der Stadtplanung umgesetzt werden.“ Das sei für die Wirtschaft eine große Chance. „Klimaanpassung beinhaltet immer sog. No-Regret-Maßnahmen, die die Lebens- und Aufenthaltsqualität meist verbessern – für Mitarbeiter:innen wie auch Kund:innen“, ergänzt Elke Cardeneo. Schließlich könne die Bereitstellung von Trinkbrunnen in einem Geschäft durchaus eine Klimaanpassungsmaßnahme sein. 

Auch die Politik sieht die große Notwendigkeit, Unternehmen mit in Klimathemen einzubeziehen. „Die Wirtschaft ist der größte Emittent von Treibhausgasen in Düsseldorf. Sie macht fast 40% der CO2-Emissionen aus. Die CDU sieht hier einen großen Hebel, um wirksam Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen. Die Düsseldorfer Wirtschaft scheint mir in punkto Klimaschutz auch aufgeschlossen,“ ist Andreas Schröder sich sicher. •


Words Katja Vaders
Pictures iStock, Fabian Weiss, iStock, Landeshauptstadt Düsseldorf