Award winning commitment
Bereits zum 13. Mal wird im Dezember der Deutsche Nachhaltigkeitspreis (DNP) in Düsseldorf verliehen. Stefan Schulze-Hausmann, Initiator des DNP, sprach mit VIVID über den Wettbewerb und über die Chancen, die die Corona-Krise auch für das Thema Nachhaltigkeit bereithält.
Als der DNP im Jahr 2008 das erste Mal verliehen wurde, war das Thema Nachhaltigkeit in Deutschland alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Der Jurist und Fernsehjournalist Stefan Schulze-Hausmann ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V.. Was war die Motivation, den Preis ins Leben zu rufen? „Uns ging es um die Würdigung und Anerkennung von Engagement in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales“, erklärt er. „Hintergrund war die deutlicher werdende Bedrohung durch den Klimawandel. Das war der Katalysator für unser Engagement.“
In diesem Jahr werden bereits zum 13. Mal Repräsentanten der Kategorien Unternehmen, Architektur, Städte und Gemeinden, Verpackung, Forschung und erstmalig Design geehrt. Zusätzlich wird der Next Economy Award verliehen, der nachhaltige Start-ups in den Fokus rückt. Gefördert wird die Preisverleihung u.a. von der Bundes- und der NRW-Landesregierung, Wirtschaftsunternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbänden. In den letzten Jahren sind die Anforderungen an nachhaltige Unternehmen gestiegen. Während früher schon Errungenschaften wie ökologische Dienstwagen und Recycling-Papier für ein grünes Label ausreichten, schaut man heute vor allem auf Produkte und Produktion eines Unternehmens. Aber nicht nur die Wirtschaft ist gefordert. „Jeder muss mit seinen Möglichkeiten etwas tun. Hinter dem Preis steckt die Idee, durch Best Practices Dinge in Bewegung zu setzen, Menschen zu begeistern und Veränderung anzustoßen“, erklärt Stefan Schulze-Hausmann.
Der Sitz der DNP-Stiftung ist Düsseldorf; Grund dafür ist nicht zuletzt Stefan Schulze-Hausmanns persönliche Bindung an die Landeshauptstadt. Seit 20 Jahren lebt und arbeitet er hier. In Düsseldorf gebe es zudem ein gutes, interessiertes Umfeld, mit dem sich der Stiftungsverein eng verbunden fühle.
„Es geht uns um Strahlkraft, Sinn und Nutzen.“
Wertvolle und gewachsene Partnerschaften und das stetige Weiterentwickeln aller Gegebenheiten haben dazu geführt, dass sich der DNP zu einem renommierten Preis entwickelt hat. Die Liste der Preisträger kann sich dementsprechend sehen lassen. „Da ist z.B. Ban Ki-Moon, der Nachhaltigkeit auf UN-Ebene etabliert hat, die Sängerin Annie Lennox, die mittlerweile 80 Prozent ihrer Aktivitäten in soziale Arbeit steckt. Oder Michael Otto, ein deutscher Unternehmer, der seine Zeit und sein Vermögen einsetzt, um die Sache voranzubringen.“
Generell versuche man, gerade als Ehrenpreisträger öffentlichkeitswirksame Menschen zu finden, die Aufmerksamkeit auf die Veranstaltung und damit auch auf die Gäste und Preisträger lenken. „Es geht uns um Strahlkraft, Sinn und Nutzen. Im letzten Jahr bekam beispielsweise Greta Thunberg den Sonderpreis verliehen, den stellvertretend Fridays-For-Future-AktivistInnen entgegennahmen. Sie hat unseren Preis akzeptiert, viele andere hat sie abgelehnt“, freut sich Schulze-Hausmann.
„In diesem Jahr steht natürlich auch der DNP im Zeichen der Corona-Krise. Die stellt alle vor völlig neue Herausforderungen. Der größte Fehler wäre, die Pandemie nicht als Chance für einen Neustart zu nutzen. Schon nach der Finanzkrise im Jahr 2008 habe man das Versäumnis begangen, einfach wieder das Alte aufzubauen, anstatt etwas Neues zu erschaffen“, so Stefan Schulze-Hausmann. „Meine große Hoffnung ist, dass man sich jetzt grundsätzliche Fragen stellt und den Wiederaufbau als einen sinnvollen Umbau gestaltet. Wenn man Angst um sein Leben hat, erscheinen einem kleine, luxuriöse Elemente auf einmal überflüssig. Es kommt zu einer Rückbesinnung auf das Wesentliche – Gesundheit und Zeit. Daraus entsteht die Frage: Warum kaufe ich Dinge, die Zeit totschlagen, und mache stattdessen nicht Dinge, die meine Zeit veredeln oder wertvoller machen? Ich glaube, dass diese Erkenntnis Geschäftsmodelle verschwinden lässt, wieder andere entstehen. Diese Chance muss man nutzen!“
Hierbei sind natürlich vor allem die Big Player gefragt. Wie läuft es denn bisher in der freien Wirtschaft mit dem Thema Nachhaltigkeit? „Die ganz großen Unternehmen können nicht durchgängig so nachhaltig sein wie ein kleiner Biobäcker. Aber wir brauchen sie! Sie sind diejenigen, die schon mit kleinen Korrekturen unendlich viel bewirken können“, so Schulze-Hausmann. Daher honoriert der DNP auch die „Supertanker, die zu langsam umsteuern“, was in der Vergangenheit auch schon Kritik einbrachte.
„Da muss man dann etwas weiter ausholen und das große Ganze sehen: Es gibt Player, die z.B. Pestizide herstellen, und gleichzeitig an tausenden Stellschrauben drehen, um Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit zu machen, und das wollen wir honorieren“, erklärt er.
Die Preisverleihung im Dezember wird in diesem Jahr anders ablaufen als gewohnt. „Wir planen eine Hybridveranstaltung aus Livepublikum und virtuellen Elementen, mehr Inhalte und weniger Entertainment. Nachhaltigkeit bekommt jetzt noch einmal enormen Rückenwind, was auch den DNP weiter stärken wird. Denn auch wir wollen die Krise als Chance sehen!“ •
Words: Katja Vaders
Pictures: PR