A Strong Alliance
Ob Klimawandel, Mobilität oder gesellschaftlicher Wandel: Städte müssen sich immer größeren Herausforderungen stellen. Diese als Chance für neue Wege zu sehen, war die Motivation der IHK Düsseldorf, sich mit der regionalen Wirtschaft Gedanken über die „Stadt der Zukunft“ zu machen.
Ideen, wie man die Stadt fit für die Zukunft machen kann, haben viele Unternehmerinnen und Unternehmer – nun haben sie eine Stimme bekommen: Nach einem langen Arbeitsprozess wurde im Frühjahr das Positionspapier „Stadt der Zukunft“ veröffentlicht. Marion Hörsken, Geschäftsführerin Abteilung Branchenbetreuung bei der IHK Düsseldorf, ist begeistert, wenn sie darübert spricht. Sie und ihr Team erstellten es in Kooperation mit der regionalen Wirtschaft; eindeutiger Fokus lag dabei auf dem Thema „Urbane Resilienz“.
Hörskens Arbeit besteht vor allem darin, sich eng mit Branchen und Unternehmen über deren Interessen und Bedürfnisse auszutauschen. „So ist auch ‚Stadt der Zukunft‘ entstanden. Wir haben bemerkt, dass sich viele Menschen engagieren wollen. Unsere Aufgabe als IHK ist es, die Interessen und Sichtweisen der Unternehmen zu bündeln, um damit der Wirtschaft dieser Region eine gemeinsame Stimme zu geben.“ Insgesamt waren rund 300 Unternehmen aus Düsseldorf und Langenfeld, vom Einzelhandel bis zur Industrie, involviert. Wichtig sei allen Beteiligten gewesen, sofort in die Zukunft zu starten und nicht nur darüber zu reden, wie man die Stadt Düsseldorf innerhalb von 10 oder 20 Jahren resilient machen kann.
Gleich zu Beginn der Planungen hatte die IHK Düsseldorf Oberbürgermeister Stephan Keller ins Boot geholt. Zudem gibt es eine Kooperation mit dem Raumwerk D, das gesamtstädtische Entwicklungskonzept, das sich mit den Herausforderungen der Stadt von heute und morgen beschäftigt. „Wir sehen uns hier vor allem als Impulsgeber für konkrete Themen, die entsprechend im Raumwerk D aufgenommen werden können“, erklärt Marion Hörsken.
Die Wirtschaft sei ein sehr wichtiger Akteur in dem Gesamtkonstrukt Stadt. Demzufolge habe man sich überlegt, welche Rolle Unternehmen bei ihrer verantwortungsbewussten Weiterentwicklung spielen können. „Dazu gab es ein klares Bekenntnis der teilnehmenden Unternehmen, denn eine wirtschaftsfreundliche Stadtentwicklung ist für alle Seiten ein Gewinn: Bürger:innen, Wirtschaft und natürlich auch die Stadt Düsseldorf“, ist sie sich sicher.
„Der Wandel von Metropolen im Hinblick auf z.B. den Klimawandel
ist unumgänglich.“
Inzwischen hat man das IHK-Positionspapier den einzelnen Fraktionen des Stadtrats, aber auch Bürgerinnen und Bürgern bei diversen Veranstaltungen vorgestellt. Das Feedback war durchweg sehr positiv. Denn eins ist sicher: Der Wandel von Metropolen im Hinblick auf z. B. den Klimawandel ist unumgänglich. Wo setzt man also Schwerpunkte? Man habe vier große Themenblöcke formuliert, so Marion Hörsken – Versorgung, Produktion, Mobilität und Wohnen; vor allem ist viel Grün zu sehen in den im Papier abgebildeten städteplanerischen Skizzen.
Schließt sich das nicht aus: eine florierende Wirtschaft und ein grünes Bewusstsein? „Für uns ist das kein Gegensatz. Wir möchten vielmehr konkret Verantwortung übernehmen: grüne Fassaden und Dächer, Photovoltaik, Energiesuffizienz. Wie versorgt sich eine Stadt selbst und welche Innovationen können dazu entstehen? Hierzu gibt es bereits konkrete Projekte in der Planung, die sehr schnell realisierbar sind“, freut sich Marion Hörsken.
Auch das Thema Mobilität soll einen großen Stellenwert bekommen. Eine der zentralen Ideen ist die Planung eines zweiten Hauptbahnhofs im Bereich des Bilker Bahnhofs, die mit einer entsprechenden Quartiersentwicklung einhergehen soll. „Ob Stephan Keller, Vertreter der Verwaltungsausschüsse oder Wirtschaftsförderungsdezernent: Alle sind begeistert von dieser Idee – in den nächsten Schritten müssen wir allerdings sehen, was wirklich realisierbar und auch finanzierbar ist.“
Visionär wird es beim Thema Citylogistik: Wie wäre es mit einer Down-Under-Line, die wie eine Art unterirdische Rohrpost funktioniert und Waren transportiert, um so den ewig verstopften Stadtverkehr zu entlasten? „Alternativ dazu könnte man sicherlich auch smarte, oberirdische Lösungen finden. Wichtig ist uns vor allem, dass es funktioniert“, so Marion Hörsken. Vorbild sind hier Städte wie Kopenhagen oder Paris. „Wichtig ist, eine gute Möglichkeit zu finden, bei der alle Verkehrsmittel nebeneinander bestehen können und vor allem auch die Bürger:innen mit einbezogen werden. In unserem Papier stellen wir daher die Frage: Wie schaffen wir mehr Mobilität mit weniger Verkehr?“
„Wie schaffen wir mehr Mobilität mit weniger Verkehr?“
Essenziell ist für die IHK Düsseldorf vor allem beim Thema Klimawandel, dass alle Interessengruppen zusammenarbeiten, denn die Folgen von verpassten Maßnahmen müssten alle tragen. „Überall, wo es möglich ist, sollen Plätze begrünt werden, auch, um gleichzeitig für Aufenthaltsqualität zu sorgen.“ Gerade außerhalb der Innenstädte, z. B. in Gewerbegebieten, wird dies schon jetzt umgesetzt: mit Regenrückhaltebecken, Freiflächen für Regenspeicherung oder Grünflächen, die Wärme absorbieren. Im Positionspapier hat man zu dieser Thematik viele weitere tolle Ideen gesammelt, wie Photovoltaikanlagen auf Häusern, begrünte Dächer und Fassaden oder Urban Farming in den Quartieren. „Solche Konzepte machen eine Stadt lebenswert und sind unumgänglich, wenn man an Klimafolgeanpassung denkt“, weiß Marion Hörsken. Hilfe bei der Koordination solcher Projekte soll ein Citymanagement liefern, „das die Wünsche der Akteure bündeln und in Richtung Stadtverwaltung tragen soll“, und bereits installiert wurde.
Urbane Resilienz, Klimafolgeanpassung, konkrete Gedanken zu verbesserter Mobilität – was hat die Unternehmen zu diesem teils radikalen Umdenken veranlasst? „Wir haben 93.000 Mitgliedsunternehmen in unserem IHK-Bezirk mit vielen Menschen, die natürlich auch eine gewisse Diversität abbilden, und vielen geht es um Wandel und Zukunft. Natürlich auch um unternehmerischen Erfolg, aber dazu gehört für die meisten Verantwortungsbewusstsein für die nächsten Generationen.“ Das gleiche gelte für die Politik, Marion Hörsken betont, dass alle Parteien sofort sehr offen für die ausgearbeiteten Ideen gewesen seien. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies auch in Entscheidungsfreude und Entschlussfähigkeit für ein grüneres und resilienteres Düsseldorf niederschlagen wird.
„Überall, wo es möglich ist, sollen Plätze begrünt werden, auch, um gleichzeitig für Aufenthaltsqualität zu sorgen.“
„Wichtig ist uns, die Expertise der ‚Allianz der Wirtschaft‘, die in den IHK-Strukturen, aber auch in den Unternehmen vertreten ist, noch besser mit der Stadt zu verzahnen. Alle haben viele tolle Ideen, aber es braucht einen Mittler und Strukturen, damit diese auch bei der Stadt ankommen.“ Denn bei einem ist sich Marion Hörsken sicher: Eine starke Wirtschaft wird auch die Stadt Düsseldorf stärken. •
Words Katja Vaders
Pictures ISR GmbH #Zukunftslust