Art is always a way to encounter
Vom 12. bis 14. April 2024 öffnet die Art Düsseldorf wieder ihre Pforten auf dem Areal Böhler. Messe-Direktor Walter Gehlen sprach mit VIVID über die Entwicklung und das Profil der einzigartigen Veranstaltung, über die Bedeutung von Kunst in einer krisenhaften Welt und darüber, wie Kunst auch ein Unternehmen beeinflussen kann.
Seit 2017 verfolgen Sie mit der Art Düsseldorf das Ziel, eine führende Plattform für neue Kunst-Talente und vielfältige Perspektiven zu sein. Wie hat sich die Messe über die Jahre entwickelt?
Die Art Düsseldorf ist in den letzten Jahren als dynamische Plattform aufgetreten. Sie war mit vielen schwierigen Themen konfrontiert, die größte Herausforderung war sicherlich die Corona- Pandemie. Dabei kam zum Tragen, wie innovativ sich die Messe an die Gegebenheiten anpasst. So haben wir für diese Krise neue Technologien entwickelt, mit denen man Kunst in einem Messe-Kontext auch online sehen, verstehen und kaufen kann. Ein Beispiel für diese Qualität: 2022 haben wir als erste Kunstmesse überhaupt einen 1-to-1-Guide angeboten, der Besucher online über die Messe führte. Heute verstehen wir uns nicht als eine viertägige Veranstaltung, sondern viel mehr als ganzjähriger Marktplatz, auf dem wir als Partner Sammler und Galerien in den Dialog bringen.
Wie macht sich die internationale Bedeutung von Düsseldorf als Kunstmarkt auf Ihrer Messe bemerkbar?
Zum einen haben wir alle wichtigen Galerien aus Düsseldorf auf der Messe, die natürlich auch einen Bezug haben zur Stadt und zur Kunstakademie als internationalen Ausbildungsort. Die Liste der Künstler:innen, die hier ihre Impulse gesetzt haben und weltweit erfolgreich wurden, ist sehr lang – von Joseph Beuys über Gerhard Richter und Imi Knoebel bis Katharina Fritsch, Candida Höfer und Paloma Varga Weiss. Besonders für unsere ausländischen Gäste ist das enorm spannend, dieses Umfeld zu erleben und immer wieder Anknüpfungspunkte in der ganzen Stadt zu finden, wo zeitgenössische Kunstgeschichte sichtbar wird.
Wie macht sich die internationale Bedeutung von Düsseldorf als Kunstmarkt auf Ihrer Messe bemerkbar?
Zum einen haben wir alle wichtigen Galerien aus Düsseldorf auf der Messe, die natürlich auch einen Bezug haben zur Stadt und zur Kunstakademie als internationalen Ausbildungsort. Die Liste der Künstler:innen, die hier ihre Impulse gesetzt haben und weltweit erfolgreich wurden, ist sehr lang – von Joseph Beuys über Gerhard Richter und Imi Knoebel bis Katharina Fritsch, Candida Höfer und Paloma Varga Weiss. Besonders für unsere ausländischen Gäste ist das enorm spannend, dieses Umfeld zu erleben und immer wieder Anknüpfungspunkte in der ganzen Stadt zu finden, wo zeitgenössische Kunstgeschichte sichtbar wird.
Im November 2024 findet die 57. Art Cologne statt. Wie unterscheidet sich die Art Düsseldorf davon und wie ergänzen sich die beiden Messen?
Düsseldorf und Köln spielen beide wichtige Rollen im deutschen Kunstmarkt mit ihren Institutionen, Galerien und Sammlungen. Um dieses riesige Potenzial vernünftig sichtbar zu machen, ist es sehr sinnvoll beide Orte an unterschiedlichen Terminen im Jahr für Besucher:innen erlebbar zu machen. Es zeigt sich, dass die Art Düsseldorf eine perfekte Ergänzung des Ausstellungsportfolios im Rheinland und in Deutschland ist, denn sie funktioniert. Und auch in Köln, denke ich, kann man zufrieden sein. Inhaltlich ergänzen sich beide Veranstaltungen gut: Während sich die Art Düsseldorf auf zeitgenössische Kunst bezieht, bewegt sich die Art Cologne zwischen klassischer Moderne und zeitgenössischer Kunst.
Sie haben eben das Thema digitale Tools angesprochen. Welche Rolle spielen sie auf der Art Düsseldorf in diesem Jahr?
In der Vergangenheit haben wir, wie gesagt, 1-to-1-Guides ausprobiert, die man digital sofort erreichen konnte. Außerdem haben wir permanentes Live-Streaming ausprobiert. Und wir haben einen Onlineshop gehabt, worüber man Kunst kaufen bzw reservieren konnte. Insgesamt stellen wir fest, dass jetzt wieder ein großes Interesse da ist in der Sammlerschaft, die Kunst vor Ort in Augenschein zu nehmen. Deswegen konzentrieren wir uns dieses Jahr stark auf das Live-Streaming von Führungen und weniger stark auf den Onlineverkauf oder die Onlinevermarktung.
Auf Ihrer Messe werden zeitgenössische globale Positionen und neue Diskurse erkundet und verhandelt. Können Sie bitte ein paar Beispiele dafür nennen?
Die Themen werden sowohl im Ausstellungsprogramm der Künstler:innen als auch im Talk- und Rahmenprogramm verhandelt. Hier geht es zum Beispiel um Nachhaltigkeit und Transformation, postkoloniale Kunst, soziale Gerechtigkeit und natürlich auch technologische Innovationen wie KI, Blockchain und soziale Medien. Unserem Partner E.ON stellen wir zum Beispiel die Frage: Wie gehen wir zukünftig mit Ressourcen im Kunstkontext um? Die Galerie KOW präsentiert eine Zusammenarbeit mit CATPC, einer Gruppe kongolesischer Plantagenarbeiter. Diese Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, durch die eigene Landwirtschaft und vor allem durch beachtliche künstlerische Projekte der lokalen Gemeinschaft einen Ausweg aus der kaum bezahlten Plantagenarbeit zu bieten.
Diese Beispiele zeigen auch die Alltagsrelevanz und das Potenzial von Kunst in unserer krisenhaften Welt!
Absolut! Bei tiefgreifenden Konflikten, die von einer gewissen Sprachlosigkeit begleitet werden, eröffnet die Kunst eine alternative Möglichkeit zur Begegnung, da die Sprache nicht im Fokus steht. Für Kunstmessen ist es eine wichtige Aufgabe, dass sie Diversität und die Begegnung von unterschiedlichen Kulturen fördern. Und dafür steht Düsseldorf natürlich auch.
TIPPS FÜR EINSTEIGER:INNEN
Wer in das Thema Kunstsammeln einsteigen möchte, dem gibt Walter Gehlen drei Tipps an die Hand:
1. Kunstmessen besuchen
Auf der Art Düsseldorf z. B. kann man sich einfach informieren und einen guten Gesamtüberblick über die zeitgenössische Kunstwelt (über 100 Galerien vor Ort!) bekommen.
2. Mitglied im Freundeskreis von Museen werden
Hier kann man sich wunderbar mit anderen Kunst- Interessierten in einer Stadt thematisch austauschen und vernetzen.
3. Die eigene Steuerberatung befragen
Welche Rolle kann Kunst als persönliches Anlageinstrument spielen?
Wie bei den Messen zuvor gibt es auf der Art Düsseldorf 2024 verschiedene thematische Sektionen. Können Sie einen kurzen Einblick geben?
Mit “Next” zum Beispiel haben wir eine Sektion, in der vergleichsweise junge Galerien eine Präsentationsfläche für ihr Programm und junge Positionen bekommen. Diese Nachwuchsarbeit der Art Düsseldorf hat sich bereits in der Vergangenheit als sehr erfolgreich erwiesen, was mich wahnsinnig freut. Die bewährte Sektion “Joint” ist ein spannender Kooperations-Ansatz: Galerien können dort im Dialog auftreten oder gemeinschaftlich einen Künstler oder eine Künstlerin präsentieren. “Solo” bietet den Besucher:innen die Möglichkeit, sich tiefer mit einer künstlerischen Position zu befassen. Das Themenspektrum reicht hier von Fotografie über Retromania bis hin zu “Future Bodies”. Besonders toll für die Messe-Erfahrung ist die Sektion “Sculpture Spots”, auf der wieder beeindruckende Skulpturen kuratiert werden.
Warum sind Kunstobjekte auch für Unternehmer:innen attraktiv, ggf. auch als Investment?
Viele Kunstinteressierte ziehen es vor, sich mit Kunst zu beschäftigen, ohne die Erwartung, dass der Kunstkauf in zehn Jahren eine Rendite abwerfen muss. Und das sollte in meinen Augen auch die Grundhaltung sein. Wenn man sich nicht an Kunst erfreuen kann, dann sollte man sie nicht als Anlageklasse nutzen. Aber wenn man das Interesse hat, dann ist das natürlich fantastisch. Dann habe ich ein Investment, was nicht im Aktiendepot liegt, sondern was ich mir täglich angucken kann, worüber ich mich unterhalten kann, was mich oder meine Mitarbeiter:innen inspiriert, wenn es z.B. ein geschäftlicher Ankauf ist. Durch Kunst bekommt auch ein Arbeitsplatz eine ganz andere Dynamik und Seele. Wer Kunst als Inspirationsquelle und Ort der Begegnung versteht, kann einen Teil davon in seine unmittelbare Umgebung integrieren. Und das ist ein großer Wert an sich. •
ABOUT WALTER GEHLEN
• Direktor und Mitinhaber der Kunstmesse Art Düsseldorf; als Co-Initiator im Jahr 2017 maßgeblich an der Gründung der Messe beteiligt
• Seit 2003 gesch.ftsführender Gesellschafter der art.fair International GmbH (Veranstalterin der Art Düsseldorf): Beratung von Sammler:innen, Galerien und Firmen in Kunstmarktfragen
• Von 2003 bis 2016 Leitung der ART.FAIR, Messe für moderne und aktuelle Kunst in Köln
• Studierte Volkswirtschaftslehre und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln sowie Economics und Social Science an der Glasgow University, Schottland
• In Düsseldorf geboren und aufgewachsen, seit 1990 in Köln
Text: Tom Corrinth
Fotos: Sebastian Drüen, Achim Hehn, Felix J. Hild