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Von KI-basierter Gebäudeleittechnik bis hin zum nachhaltigen Bio-Dünger: Die hiesige Startup-Szene trotzt der Krise mit zukunftsgerichteten Geschäftsmodellen. VIVID stellt drei von ihnen vor.

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Startups sind wie die gesamte Wirtschaft von der Corona-Pandemie betroffen. Doch Gründerinnen und Gründer sehen in der Krise meist auch eine Chance und sind es gewohnt schnell auf neue Situationen zu reagieren. Daher schauen sie optimistischer in die Zukunft als die deutsche Wirtschaft insgesamt“, kommentierte Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutsche Startups e.V. bei der Ergebnispräsentation des 8. Deutschen Startup Monitors am 29. September 2020. Die zugrundeliegende Umfrage unter knapp 2.000 deutschen Startups belegt unter anderem: Über 90 Prozent planen Neueinstellungen in dieser Zeit. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl ist bei den befragten Startups sogar gestiegen: von 13,3 im Jahr 2019 auf 14,3 im Jahr 2020. Einen hohen Stellenwert haben bei ihnen zudem die Themen Innovation und Nachhaltigkeit: Fast die Hälfte setzt Künstliche Intelligenz in ihrem Geschäftsmodell ein und/oder ordnet ihre Angebote der Green Economy zu. Genau wie die drei spannenden Startups aus Düsseldorf, die VIVID dieses Mal porträtiert. Mit ihren frischen Ideen bereichern sie die Businesswelt auf ganz unterschiedliche Weise.


Getbaff brings images to life

„Da bin ich baff!“ – das war eine typische Reaktion von Probanden auf das, was ihnen Hendrik Gottschalk und sein Team im Frühjahr 2018 präsentierten: die Beta-Version einer App, die ein Bild in ein Video umwandelt – und damit in eine Augmented Reality führt. Analoge Oberflächen wie zum Beispiel Visitenkarten, Flyer oder auch Verpackungen können so erlebbar gemacht werden. „Man braucht keinen Code, das Bild ist der Code“, erklärt Hendrik Gottschalk. Der ehemalige Grundschullehrer entwickelte fortan das Produkt zusammen mit dem Programmierer Jan Owiesniak und zwei Video-Experten stetig weiter. Man präsentierte auf internationalen Messen, wurde in das Start-Up-Programm „Vodafone Uplift“ aufgenommen und konnte Ariel und Sea-Shepherd als Kunden gewinnen. Als dann auch Projekte mit Edeka und Unitymedia erfolgreich umgesetzt wurden, klopften die ersten Investoren an. Am 11.11.2019 war die getbaff GmbH geboren. „Unsere Technologie kann auch in bestehende Apps von Unternehmen integriert werden“, so Hendrik Gottschalk. Bei Bedarf bietet getbaff seinen Kunden zudem Full-Service: von der Video-Produktion über Fotoshootings bis hin zum begleitenden Social-Media-Marketing. Das wissen auch einige lokale Player zu schätzen – die Stadtsparkasse Düsseldorf zum Beispiel. Mit Blick in die Zukunft sagt Hendrik: „Ein Ziel ist es, auch stärker in den Bereich Learning zu kommen, damit die Menschen auch hier einen Mehrwert aus Augmented Reality ziehen können.“ •

getbaff GmbH
Rathausufer 23
40213 Düsseldorf

www.getbaff.de

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Jan Owiesniak (CTO) und Hendrik Gottschalk (CEO) von Getbaff machen Bilder zum Erlebnis.

DABBEL makes buildings more sustainable with AI

Über 75 Prozent der europäischen Gebäude sind ineffizient in puncto Energieverbrauch. Gleichzeitig macht der Gebäudesektor 40 Prozent des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen in der EU aus. Wie kann Künstliche Intelligenz dabei helfen, diesen Zustand zu verbessern? Die Antwort dazu liefert seit dem Frühjahr 2018 DABBEL – ein KI-basierter Gebäudemanager. „Die Ineffizienz entsteht, weil die bisherige Gebäudeleittechnik statischen Regeln folgt. Heizung, Lüftung und Kühlung müssen bei Abweichungen zum gewünschten Zustand manuell angepasst werden. DABBEL kann dagegen auf die bestehende Gebäudeleittechnik aufgespielt werden und steuert die Energiesysteme auf Basis einer modellprädiktiven Regelung – und lernt gleichzeitig dabei“, erklärt Nico Hahn, Head of Business Development. Mit diesem Ansatz können bis zu 40 Prozent Energie und CO2-Emissionen eingespart werden. Das Team von DABBEL wurde für seine Projekte bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem EnergieInnovationspreis NRW 2020. Die KI-Software ist bereits weltweit in Gewerbegebäuden im Einsatz. Zum bisherigen Kundenstamm zählen unter anderem etwa der Energieversorger Gelsenwasser, der Immobilienspezialist VINCI Facilities Solutions sowie die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden, eine Reha-Klinik aus der Schweiz. „Unsere Mission ist es, die skalierbarsten, kosteneffizientesten und nachhaltigsten Technologien im Bereich Gebäudeautomation zu entwickeln, um die CO2-Emissionen in Gebäuden weltweit zu reduzieren“, so Nico Hahn. •

DABBEL – Automation Intelligence GmbH
Fürstenwall 228
40215 Düsseldorf

www.dabbel.eu

Das Dabbel-Management v.l.n.r: Javier Ferre (Co-Founder & CTO),   Pablo Stahl (Co-Founder & CDO) und Abel Samaniego (Founder & CEO).

Das Dabbel-Management v.l.n.r: Javier Ferre (Co-Founder & CTO),
Pablo Stahl (Co-Founder & CDO) und Abel Samaniego (Founder & CEO).

Krauts 'n' Sprouts develops sustainable bio-fertiliser

Herkömmlicher synthetischer Dünger wird unter recht energieintensiven und klimaschädlichen Bedingungen hergestellt. Außerdem kann seine Nutzung ein Grund für erhöhte Nitratwerte im Grundwasser sein und langfristig der Bodenfruchtbarkeit schaden. Wie kann man das besser machen? Die drei Mikrobiologen Maximilian Dietsch, Lutz Berwanger, Dr. Nicolas Schmelling und die Wirtschaftschemikerin Lara Wedershoven von der Heinrich-Heine-Universität haben eine Lösung gefunden. Sie züchten natürliche Mikroorganismen, spezielle Cyanobakterien, mit sehr vorteilhaften Eigenschaften: Unter anderem können diese neben CO2 auch Stickstoff, einen wesentlichen Dünger-Bestandteil, direkt aus der Luft fixieren und für die Düngerproduktion nutzen. Zusätzlich wird eine Ausspülung von Nitrat verringert und die Bodenfruchtbarkeit – bei vergleichbarer Düngeleistung – erhöht. Das Konzept überzeugt: Ende 2020 erhielt Krauts ‘n’ Sprouts das Gründerstipendium der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf e.V. „Als Nächstes arbeiten wir in einem Gewächshaus in Düsseldorf-Hamm am Up-Scaling der Produktion. Neben der beantragten EXIST Förderung suchen wir für den Markteinstieg einen strategischen Partner, der an der Reduktion seines Carbonfootprints interessiert ist“, erklärt Lutz Berwanger. Der Bio-Dünger könne perspektivisch überall eingesetzt werden, wo Pflanzen gesund und nachhaltig ernährt werden sollen: auf dem Balkon, im Kleingarten oder im Gartenbaubetrieb. Und natürlich auf landwirtschaftlich genutztem Acker – das wäre der größten Beitrag zum Klimaschutz. •

Lutz Claus Berwanger M.Sc. 
Universitätsstr. 1
Building: 22.07_Floor/Room: 00.043
40225 Düsseldorf

www.krautsnsprouts.earth

Wirtschaftschemikerin Lara Wedershoven und die drei Mikrobiologen Dr. Nicolas Schmelling, Lutz Berwanger und Maximilian Dietsch.

Wirtschaftschemikerin Lara Wedershoven und die drei Mikrobiologen Dr. Nicolas Schmelling, Lutz Berwanger und Maximilian Dietsch.


Words Tom Corrinth
Pictures PR, iStock, Business Punk, Dabbel privat, Krauts ‘n’ Sprouts privat