Fresh Ideas from Düsseldorf #07
Auch in puncto Fashion hat die Düsseldorfer Start-up-Szene einiges zu bieten. Wer bei Fashion-Start-ups jedoch nur an junge Modelabels denkt, denkt zu kurz. Denn auch jenseits des klassischen Modedesigns bietet die Fashion- Branche reichlich Potenzial für die verschiedensten neuen Geschäftsideen. Beispielsweise, wenn es um die Entwicklung innovativer Materialien geht, um effi zientere Prozesse, Ideen für mehr Nachhaltigkeit oder neue digitale Kanäle. Auch die drei Start-ups, die wir heute vorstellen, verfolgen ganz unterschiedliche Ansätze, mit denen sie die Modewelt ein bisschen netter, transparenter oder auch inklusiver machen möchten. Hier kommen F.L.A.B., retraced und Swilook.
F.L.A.B. CREATES FASHION FOR EVERYONE
Schon während seiner Abizeit designte Henry Bonsu Kleidungsstücke wie T-Shirts, Hoodies, Jogginghosen, Jacken und Accessoires. Sein Ziel: eines Tages ein berühmtes und einflussreiches Modelabel zu gründen. Seit diesen Anfängen im Jahr 2012 entstand so Stück für Stück die Marke F.L.A.B. – Fly like a bird: Streetwear, kombiniert mit ethnischen Stoffen und kreativen Designs. „FLAB ist für alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft oder sonstigen Stigmas“, sagt Henry. „Mit unseren Designs möchten wir ein neues Bewusstsein für die Verzahnung von Mode und Kultur schaffen.“
Die offizielle Gründung des Mode-Start-ups fand schließlich im Jahr 2021 zusammen mit Henrys Partner und Freund Melanzio Gebhardt statt. Henry ist der kreative Kopf des Unternehmens, Melanzio übernimmt die Bereiche Konzept und Strategie. „Wir sind beide sehr modebegeistert und seit unserer Kindheit befreundet“, erzählt Melanzio. „Schon lange hatte ich nach einem Weg in die Selbstständigkeit gesucht und war schnell begeistert von Henrys Herzensprojekt. Nun arbeiten wir gemeinsam daran, FLAB in der dichten und weitreichenden internationalen Modewelt zu etablieren.“
Nach nur wenigen Jahren haben die beiden Gründer sich mit ihrer Marke bereits einen Namen gemacht und konnten beispielsweise den US-amerikanischen Rapper Lecrae sowie den Deutschrapper Farid Bang von ihrem Style begeistern. Auch Fußballspieler wie Youssoufa Moukoko, Erling Haaland oder Marcus Thuram tragen FLAB. Im Spätsommer erscheint die neue Kollektion „HEAVEN AND EARTH“, mit der Henry und Melanzio die Marke weiter etablieren möchten. Als multikulturelle, stylische und hippe Stadt ist Düsseldorf für sie genau der richtige Ort dafür. •
F.L.A.B. – FLY LIKE A BIRD, Dülmener Weg 11 / 40472 Düsseldorf
RETRACED INCREASESTRANSPARENCY INSUPPLY CHAINS
Die Lieferketten in der Mode- und Textilindustrie sollen transparenter werden – mit diesem Ziel gründeten Philipp Mayer, Peter Merkert und Lukas Pünder im Jahr 2019 ihr Start-up retraced. Dahinter steckt eine ganzheitliche digitale Plattform für das Management von Textillieferketten. „Die Idee ist durch unsere Schuhmarke CANO entstanden, die Philipp und ich zuvor gemeinsam gegründet hatten“, erzählt Lukas Pünder. „Wir wollten damals die besondere Handfertigung der Schuhe in Mexiko transparent zeigen – doch das war gar nicht so einfach. Also haben wir dafür selbst eine technische Lösung entwickelt.“
Herausgekommen ist eine Plattform, über die sowohl Marken als auch Lieferanten gemeinsam ihre Lieferkettendaten, Zertifikate und Audits verwalten können. Das spart Zeit und vereinfacht den Prozess erheblich, sagt Philipp Mayer: „Mit retraced können Vorgänge, die in der Vergangenheit oft mehrere Tage gekostet haben, in wenigen Stunden oder sogar Minuten fertiggestellt werden. Zudem bringen wir auf der Plattform die verschiedenen Beteiligten näher zusammen.“ Bereits im ersten Jahr nach der Gründung gab es dafür den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Digitalisierung. Mittlerweile arbeiten rund 60 Teammitglieder für retraced, mehr als 80 Marken (darunter Marc O‘Polo, Tom Tailor und Strellson) und über 8.000 Lieferanten nutzen die Plattform. In Zukunft wollen die Gründer insbesondere die Unterstützung im Umgang mit internationalen Lieferkettengesetzen weiter ausbauen, sagt Peter Merkert: „Wir möchten gerade größeren Unternehmen den Einstieg in nachhaltiges Lieferkettenmanagement ermöglichen – und damit unseren positiven Impact in den kommenden Jahren erheblich steigern.“ •
RETRACED GmbH, Kölner Straße E 336A / 40227 Düsseldorf
SWILOOK EMPOWERS SELF-LOVE
„Was soll ich bloß anziehen?“, „Passt das zusammen?“, „Kommt dieses Outfit gut an?“ Wenn es um Modeentscheidungen geht, schwingt oft viel Unsicherheit mit. Mit seiner App Swilook möchte Constantin Wolf dem entgegenwirken. Über die App, deren Name sich aus den Worten „Swipe“ und „Look“ zusammensetzt, können sich User von einer großen Community ein schnelles Feedback auf das eigene Outfit holen und die neuesten Trends der Modewelt entdecken. Outfit hochladen, swipen, liken. Denn Swilook soll vor allen Dingen eines sein, sagt Gründer Constantin: ein Ort der Selbstliebe: „Soziale Medien können eine regelrecht toxische Wirkung haben: Diskriminierung, Hass-Kommentare, Ausgrenzung. Genau das wollen wir auf Swilook nicht. Deshalb gibt es keine Kommentarfunktion. Es geht einzig um Modeinspiration.“
Mit Unterstützung des Gründerstipendiums NRW launchte Constantin im Jahr 2021 seine App – entwickelt in der ersten eigenen Wohnung, parallel zum BWL-Studium. Seitdem hat er die App um viele neue Features ergänzt. Beispielsweise können Outfits im eigenen, virtuellen Kleiderschrank abgespeichert und immer mehr Artikel anderer User direkt über die App nachgekauft werden. Im Herbst 2022 wurde der Gründer ins K67 Accelerator- Programm aufgenommen, im Mai 2023 kam nun die neueste Version von Swilook in die App-Stores. „Wir wollen Menschen empowern, sich mit ihrem eigenen Style wohlzufühlen und einen sicheren Raum für Inspiration und Selbstdarstellung kreieren“, sagt Constantin. „Unser Ziel ist es, national und später auch international eine starke Community aufzubauen.“ •
SWILOOK UG, Erkrather Straße 274, 40233 Düsseldorf
Words Maria Leipold
Pictures PR