Next Generation Retail

 

Düsseldorf ist eine Shoppingmetropole, deren Kaufkraft die Top 5 unter den deutschen Städten belegt und die Investoren mit neuen Storekonzepten anzieht. Was Streetwear und Luxus, internationale Flagshipstores und individuelle Boutiquen verbindet? Die Zukunft des Retails liegt in der Emotionalisierung.

 

Erlebnisorientierter Einzelhandel: Der Düsseldorfer "Club" der Automobilmarke Lynk&Co ist Fashion Store, Info-Point, Café und Co-Working-Space in einem.

Düsseldorf ist eine Stadt, in der Luxus läuft. Davon zeugen die Schlangen vor Luxusboutiquen wie Louis Vuitton ebenso wie das Investment internationaler Top- Marken und Retailer in die Modestadt. Erst im April hat Breuninger eine neue Luxusfl äche eröffnet. Mit 30 Prozent mehr Fläche präsentiert die neue Etage auf insgesamt 1.800 qm begehrte Brands wie Saint Laurent, Celine oder Loewe. „Die Investitionen in unseren Flagship-Store in Düsseldorf sind gleichzeitig auch ein Invest und ein Bekenntnis zur Zukunft des stationären Handels“, sagt Breuninger CEO Holger Blecker, der Breuningers Position in Düsseldorfs Premium- und Luxussegment kontinuierlich ausbauen will.

Unsere Stores sind für alle Gäste, die uns besuchen, Orte der Begegnung und der Inspiration

Weitere Player formen die Handelslandschaft der Stadt: Mit dem Calatrava soll 2028 ein neues Luxusshoppingprojekt der Superlative vollendet werden. Der nach dem Architekten Santiago Calatrava benannte Bau mit seiner stilvollen Architektur soll der Königsallee noch mehr internationale Strahlkraft verleihen. 15.000 qm sind für Luxushandel und hochwertige Gastronomie reserviert. Mit der Eröffnung der Flagship Stores von Moncler und Fendi fiel 2022 der Startschuss für den Gebäudekomplex. „Wir möchten die Königsallee an die Spitze der europäischen Einkaufsstraßen bringen. Dafür haben wir uns lange und intensiv mit dem internationalen Luxushandel ausgetauscht“, sagt Uwe Reppegather, Geschäftsführender Gesellschafter der CENTRUM Gruppe, den Investoren und Bauherren hinter Calatrava.

Bereits im Frühjahr 2025 soll mit dem neugestalteten Carsch Haus ein weiterer vielversprechender Standort für Mode und Luxus eröffnen, der Spatenstich erfolgte im März dieses Jahres. Auf ca. 10.000 qm und sieben Etagen entsteht hier der vierte Department Store der KaDeWe Group in Deutschland, zu der das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München gehören. „Unsere Stores sind für alle Gäste, die uns besuchen, Orte der Begegnung und der Inspiration“, sagt André Maeder, CEO der The KaDeWe Group. Services wie Beauty Treatments, Personal Shopping und vielfältige gastronomische Angebote sollen das Sortiment des Department Stores ergänzen. Maeder verspricht: „Wir bringen nicht nur eine Erlebniswelt nach Düsseldorf, sondern auch den digitalsten Department Store der Welt.“

Der Mix macht's: Concept Stores wie Hammermann in Unterbilk setzen auf Fashion und Lifestyleprodukte.

Nicht nur für Department Stores und den Luxushandel bedeutet Fashion längst mehr als reine Kleidung an der Stange. Um sich gegen den Onlinehandel durchzusetzen, müssen stationäre Retailer emotionale Erlebniswelten schaffen, etwa durch spannendes Interior Design, interaktive Assets und einen überraschenden Mix an Produkten. Concept Stores wiedie Alte Giesserei Igel in Mettmann und The Qool kombinieren Modekollektionen mit Möbeln, Beautyartikeln und Wohnaccessoires. Dahinter stecken oft Fashion Professionals und Modeagenturen, die Markt und Verbraucher bestens kennen. Die Düsseldorfer Agentur P4 Marketing etwa hat sich auf emotionale Zusatzprodukte für den Modehandel spezialisiert, berät Retailer wie Breuninger, P&C oder Ansons und installiert am Point of Sale individuelle „Superstores“ – begehbare Shop-in-Shop-Konzepte für Lifestyleprodukte wie Duftkerzen, Bücher oder Gadgets.

Kunden wollen jedes Mal überrascht werden. Von der Neugestaltung des Sortiments, von spannenden Produkten und emotionalen Erlebnissen

Wie wichtig Zusatzprodukte sind, weiß auch Katharina Meerkamp vom Concept Store Aest, der auf skandinavische Brands spezialisiert ist. „Wir setzen auf eine stimmige Auswahl, einen Total Look und Love Brands in Kombination mit Düften, Schmuck oder Büchern“, sagt Meerkamp. Über Instagram stellt sie neue Kollektionen vor, gibt Stylingtipps und highlightet Produkte – verlinkt mit ihrem Onlinestore. Der digitale Auftritt trägt nicht nur wesentlich zum Umsatz bei, sondern beschert Aest eine loyale Stammkundschaft, die auch regelmäßig im stationären Store vorbeischaut. Hier lädt Meerkamp in Kooperation mit Brands zu verkaufsfördernden Pop-Up Events ein. Im April hat sie eine zweite Dependance eröffnet – in Düsseldorf Oberkassel. Aest ist ein Aushängeschild Düsseldorfs unabhängiger Handelslandschaft und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt.

Ebenso Beyond Studios: Als Teil der Szene-Gastronomie Velvet, wo Düsseldorfs junge Kreativszene ein- und ausgeht, scheint das ultrahippe Sortiment von Beyond Studios mit dem Lifestyle seiner Kundschaft zu verschmelzen. „Kunden wollen jedes Mal überrascht werden. Von der Neugestaltung des Sortiments, von spannenden Produkten und emotionalen Erlebnissen“, bestätigt auch Karin Hammermann, die selbst viele Jahre im Vertrieb von Modemarken tätig war, bevor sie mit einen Concept Store für Mode, Interior, Food und Lifestyle auf der Lorettostraße eröffnete. Auch sie setzt auf Personal Shopping Abende und Live Shopping Events auf Instagram. Allerdings beobachtet Hammermann mit Sorge einen Frequenzrückgang, der dem stationären Fashion Handel im ersten Quartal Umsatzeinbußen von bis zu 20% bescherte. „Gerade jetzt sind gemeinschaftliche Initiativen von Gastronomie und Retail gefragt, um den Handel in der Stadt wieder zu beleben“. Initiativen wie das beliebte Lorettostraßenfest, das sie drei Mal im Jahr mitorganisiert, oder das Düsseldorfer Fashion Days Festival.

Nur wenige Städte in Deutschland stehen so sehr für Mode, internationale und kreative Communities wie Düsseldorf

Mode, Lifestyle, Gastronomie: Im Frühjahr 2025 soll das Carsch Haus als Department Store der Superlative neu eröffnen.

Denn Fashion ist und bleibt ein attraktives Segment, an das auch branchenfremde Unternehmen andocken wollen. Die Automobilmarke Lynk & Co etwa hat im Februar 2023 in Düsseldorf einen seiner ”Clubs“ eröffnet, eine instagramable Mischung aus Co-Working Space, Café, Fashion Store und Info- Point für shared mobility. Hier kann man nachhaltige Modebrands kaufen, einen Kaffee trinken, arbeiten und sich über die neuesten Autos informieren. „Nur wenige Städte in Deutschland stehen so sehr für Mode, internationale und kreative Communities wie Düsseldorf“, sagt Alain Visser, CEO von Lynk&Co und investiert in eine besonders kreative Interpretation des erlebnisorientierten Einzelhandels.

Konzeptfläche, Pop Up Store, Showroom und interaktiver Hub für Communities mit maximaler Aufenthaltsqualität – all das wird Fashion Retail in Zukunft sein. Alles, nur keine reine Verkaufsfläche. Oder wie André Maeder von der KaDeWe Group auf den Punkt bringt: „Der eigentliche Luxus ist das Erlebnis.“ •


Interview Karolina Landowski
Pictures PR