Kunst trifft Florian Falk
“If you don’t think big,
it simply won’t work“
Als Mitgründer und ehemaliger CEO von Just Spices hat Florian Falk innerhalb von zehn Jahren Millionenumsätze erreicht. Mit dem Verkauf an Kraft Heinz Anfang 2022 wächst das Düsseldorfer Gewürzmischungs-Start-up weiter und avanciert zu einer Weltmarke. Ende 2022 gab Florian – für viele Menschen überraschend – seinen Ausstieg bei Just Spices bekannt. VIVID-Herausgeber Rainer Kunst wollte von ihm wissen, was der Beweggrund war, wie sich der Unternehmer jetzt neu erfindet und welche Rolle nachhaltige Investments dabei spielen.
Lieber Florian, was viele nicht wissen: Du spielst ziemlich gut Geige und hättest vermutlich auch Profimusiker werden können. Warum hast Du Dich für das Unternehmer-Sein entschieden?
Das stimmt, ich war ein recht erfolgreicher Geiger im Jugendsinfonie- und Kammermusik-Orchester. In meiner Jugend habe ich über 100 Konzerte gespielt. Während eines Schüleraustausches in England bin ich dann das erste Mal mit BWL in Berührung gekommen und hab da großen Spaß dran gefunden. Ich habe daraufhin die Junior Business School besucht und während meines Abis schon erste Businesspläne geschrieben. Mein Hobby Geige sollte mein Hobby bleiben.
Wie hast Du die beiden anderen Just Spices-Gründer kennengelernt und wie ist die Unternehmensidee damals entstanden?
Direkt nach dem Abi bin ich an die Uni gegangen und habe BWL studiert. Da haben wir uns dann getroffen und gefunden. Wir haben zusammen in einer WG gewohnt, wo dann auch die ersten Geschäftsmodelle und Ideen entstanden sind. Und irgendwann haben wir gesagt: Der Gewürzmarkt ist altbacken und angestaubt – den wollen wir revolutionieren!
„Ich glaube, ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, dass man immer wieder aufsteht und weitermacht. Wenn man selbst nicht an sich glaubt, wieso sollen die anderen an einen glauben?“
Das hat ja ziemlich gut funktioniert. Was war, rückblickend gesehen, erfolgsentscheidend für diese Revolution im Gewürzmarkt?
Ich glaube, ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, dass man immer wieder aufsteht und weitermacht. Wenn man selbst nicht an sich glaubt, wieso sollen die anderen an einen glauben? Es ist halt wirklich Step by Step, immer zwei Schritte nach vorne, einen zurück. Es gibt in einer solchen Unternehmensgeschichte so viele unmögliche Situationen, die man meistern muss. Wir waren mehrfach so gut wie pleite, haben aber immer weitergemacht und immer wieder neue Wege gefunden. Das Allerwichtigste als Unternehmer – gerade eines Start-ups – ist, dass Du schneller wächst als Dein Unternehmen. Wenn sich die Company jedes Jahr verdoppelt, sollte sich die Persönlichkeit mindestens genauso schnell entwickeln – und das ist durchaus eine große Herausforderung. Die letzten zehn Jahre waren mit vielen Ups and Downs verbunden, die tatsächlich auch gefühlt größer wurden. Deswegen rede ich auch so gerne über Fehler. Die immer neuen Herausforderungen, die man meistern musste, machen einen meistens auch immer stärker.
Was waren für Dich persönlich die herausragendsten Momente in Deiner Just Spices-Zeit?
Den einen Moment gibt es gar nicht, da sind so viele. Es war eine Reise mit vielen Auf und Abs. Jeden Tag haben wir neue Herausforderungen als Team gemeistert und die Geschichte weitergeschrieben. Zum Beispiel als wir die erste Million Euro Umsatz gemacht haben. Da haben wir als Team gemeinsam eine Zigarre geraucht, die seit Tag 1 auf meinem Schreibtisch lag, total vertrocknet. Das war ein ergreifender Teammoment.
Hattest Du bei der Gründung eigentlich ein konkretes Ziel vor Augen?
Als Visionär musst du groß denken. Wenn du nicht groß denkst, dann fängt es erst gar nicht an zu laufen. Persönlich hatte ich immer die Vision, dass wir eine große internationale Marke erschaffen, mit der wir den Gewürzmarkt revolutionieren. Du kennst das Ziel, aber du kennst den Weg nicht. Heute weiß ich: Mein Baby ist in guten Händen und meine Aufgabe ist erfüllt – und ich widme mich einem neuen Lebensabschnitt.
Brauchst Du nun nicht erstmal so etwas wie eine Auszeit?
Ich habe mich mit vielen Menschen ausgetauscht, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben. Mir ist sehr wichtig, dass ich mir jetzt erstmal etwas Zeit nehme, um zu verarbeiten, was da in den letzten zehn Jahren eigentlich passiert ist. Ich nehme mir diese neue Freiheit auch, um mehr Zeit mit der Familie und mit Freunden oder mit Hobbies zu verbringen, was in den letzten Jahren oft zu kurz kam.
Du hast Dir mit sehr viel harter Arbeit ein Vermögen erarbeitet. Was macht das mit Dir?
Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, es kommt immer auf die Persönlichkeit an, was viel Geld mit einem macht. Am Anfang hat es total Stress ausgelöst bei mir, also eigentlich genau das Gegenteil von dem, was es machen sollte. Denn ich dachte: Wenn ich so viel habe, kann ich auch viel verlieren. Das ist eine Situation, mit der ich erstmal lernen musste umzugehen, deswegen ist es mir auch so wichtig jetzt Zeit für mich zum Verarbeiten zu haben. Ich bin mir selbst sehr treu, ich bin so, wie ich bin. Und ich bin auch überzeugt: Geld kann nicht glücklich machen, aber es kann eine gewisse Freiheit geben. Das Allerwichtigste ist, dass man so bleibt, wie man ist. Und dann kann man stolz auf seinen Erfolg zurückblicken.
Du bist seit einiger Zeit auch als Investor unterwegs. Was ist Dein persönliches Ziel beim Investieren? In welcher Rolle siehst Du Dich dabei?
Ich betrachte mich als Investor, der die Investorenbrille und Gründerbrille gleichzeitig aufhat. Durch die letzten Jahre weiß ich selbst sehr genau, was für Gründerinnen und Gründer wichtig ist. Zum Beispiel, dass sie eine eigene Vision und eigene Werte haben, die sie teilen und umsetzen wollen. Gleichzeitig brauchen Start-ups Unterstützung – und zwar nicht nur finanziell, sondern auch in puncto Know-how, zum Beispiel im Bereich Finance oder Recht, sowie bei der persönlichen Weiterentwicklung. Deswegen sehe ich mich als Investor mit einem Konstrukt, das an diesen Pain Points für Start-ups gezielt ansetzt. Wie ein Sparringspartner. Und die Produkte oder Technologien, in die ich investiere, müssen mir natürlich Spaß machen.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Deinen Investments?
Das ist ein extrem wichtiges Thema, gerade auch in der Lebensmittelindustrie, wo ich herkomme. Ob beim Essen selbst, bei den Lieferketten oder bei der Verpackung – Nachhaltigkeit schwingt immer mit und ich bekomme immer mehr Pitch Decks rund um das Thema bei mir auf den Tisch. Ich habe bereits einige Investments in dem Bereich getätigt, weil mir das Thema wichtig ist, wie zum Beispiel Vytal – Europas größtes digitales Mehrwertsystem für Essenslieferungen – und freue mich innovative Ideen zu unterstützen, die die Welt verbessern. Auch privat gucke ich, was ich in meinem Rahmen machen kann – und das tue ich. Düsseldorf ist so wunderschön und wir wollen auch, dass es noch für die nächste Generation wunderschön ist. Dafür braucht es nachhaltige Innovationen in allen Bereichen. Deswegen ist der Punkt gerade auch bei Investments wichtig und für mich ein selbstverständlicher Faktor.
In Düsseldorf passiert in puncto Nachhaltigkeit und Klimaschutz gottseidank bereits eine ganze Menge, wie wir in dieser VIVID sehen können. Warum findest Du die Stadt denn insgesamt so wunderschön?
Ich bin gebürtiger Düsseldorfer. Wenn man selbst in der Stadt aufwächst, weiß man es nicht immer so zu schätzen, wie schön es hier ist. Das tolle Miteinander, die besonderen Plätze am Rhein, die Vielfalt an Kunst und Kultur – das nimmt man dann als selbstverständlich wahr. Die wahre Schönheit von Düsseldorf habe ich erst gesehen, als ich wieder zurückkam, nachdem ich eine Weile woanders gelebt habe. Genau deswegen kann ich mir keinen schöneren Ort zum Leben vorstellen. •
Interview: Rainer Kunst
Words: Tom Corrinth
Pictures Melanie Zanin