Ride Your Bike!

 

Wenn es um die Mobilitätswende geht, ist das Fahrrad ein wichtiger Pfeiler für klimafreundliche Mobilität im urbanen Raum. Auch die Stadt Düsseldorf und hier ansässige Unternehmen sind gefordert, das Fahrrad als ernstzunehmende Alternative zum Auto zu etablieren.

 

Düsseldorf ist eigentlich die ideale Fahrradstadt: überschaubar, grün und wenige Steigungen. Nicht nur hier, sondern deutschland- und auch weltweit wird das Rad in Zeiten von Klimawandel und Energiekrise immer beliebter. Für die Stadt Düsseldorf hat sich dementsprechend die Fahrradförderung und der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur zu einem wesentlichen Baustein der Mobilitätsplanung entwickelt. Das sind auch zentrale Themen für den ADFC, der sich 1979 in Bremen gegründet hat und ein ständig wachsender Lobbyverband für Fahrradfahrer:innen in Deutschland ist. „Wir sind inzwischen die größte Interessenvertretung weltweit“, freut sich Lerke Tyra, Vorsitzende des ADFC Düsseldorf e.V. Eine elementare Aufgabe des ADFC ist neben beratenden Aktivitäten, sich in die lokale Verkehrspolitik einzumischen – und das tut er: u.a. in der Kleinen Kommission Radverkehr, die gemäß eines Stadtratbeschlusses vom 10. Dezember 2020 eingerichtet wurde und „in der alle Parteien im Stadtrat, aber auch der ADFC und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) stimmberechtigt vertreten sind“, erklärt Matthias Arkenstette, Mitglied der Kleinen Kommission Radverkehr und beratendes Mitglied im Verkehrsausschuss für den ADFC. 

Wichtigstes Thema für alle Beteiligten ist dabei der Ausbau und die Verbesserung der Radverkehrs-
Infrastruktur im Sinne eines Radhauptnetzes, also von Radwegen und Radleitrouten, die wie Achsen quer durch die Stadt laufen und den Radverkehr nicht nur sicherer, sondern vor allem attraktiver gestalten sollen. Derzeit arbeitet die Stadt an zwei Radleitrouten, eine von Nord nach Süd, eine weitere von West nach Ost, die von Meerbusch durch die Innenstadt bis nach Gerresheim führen soll. 

Es geht um die gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums: Autos, ÖPNV, Fußgänger, Radfahrer ...

Damit habe man in Zukunft eine sehr geschlossene, hochwertige Radweg-Kombination, ist sich Jochen Kral, Mobilitätsdezernent der Stadt Düsseldorf, sicher. Er weiß aber auch, dass deren Umsetzung eine sehr herausfordernde Aufgabe werden wird in einer Stadt wie Düsseldorf, in der es wenig Platz gibt. Das sieht auch der ADFC so. „Es geht um die angekündigte, gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums: Autos, ÖPNV, Fußgänger, Radfahrer … Der Autoverkehr muss definitiv Fahrspuren und Parkplätze abgeben, anders geht es nicht“, weiß Matthias Arkenstette. Daher fordert der ADFC, den Raum für jeden Verkehrsbeteiligten eindeutig zu trennen, wie es in Dänemark oder den Niederlanden längst Gang und Gäbe ist. Zudem müsse man immer mehr Düsseldorfer:innen überzeugen, aufs Rad umzusteigen. 

Ein wichtiges Teilprojekt des Mobilitätsplans der Stadt Düsseldorf ist, die Abstell- und Parkbedingungen für Räder zu verbessern. Daher plant man u.a. die Errichtung von mietbaren Fahrradsammelschließanlagen. Auch der Trend Lastenrad ist für die Stadt Düsseldorf wichtig. Die entsprechenden Förderprogramme für 2023 werden aktuell novelliert. Matthias Arkenstette ist sich sicher, dass man zudem E-Bikes und Pedelecs in die Mobilitätswende einbeziehen müsse, die insbesondere für Pendler ein großes Potential bieten.

Wichtig sei es, eine Fahrradkultur in der Stadt Düsseldorf zu schaffen, von der alle profitieren können, auch die Unternehmen, so Lerke Tyra. „Manche Einzelhändler haben Angst, dass ihnen die Kunden wegbleiben, wenn man die Autos aus Einkaufsstraßen verbannt. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem Verhalten von Radfahrkund:innen fahren diese jedoch häufiger in die Stadt, können jederzeit spontan anhalten und konsumieren daher mehr im Handel und in der Gastronomie.“ 

Matthias Arkenstette möchte die Düsseldorfer Unternehmen ganz grundsätzlich mehr in die Pflicht nehmen, wenn es um die Mobilitätswende geht: „Es ist wichtig, dass die Arbeitnehmer:innen, wenn möglich, mit dem Rad zur Arbeit kommen. Dazu kann ein Unternehmen viel beitragen: vor Regen geschützte Fahrradabstellplätze und Räumlichkeiten, in denen sich verschwitzte Radfahrerende umziehen oder duschen können ... Die Firmen müssen in dem Bereich mehr Kreativität entwickeln.“ Dem ADFC geht es um eine Mentalitätswende. Daher vergibt er seit 2017 das EU-weite Zertifikat „Fahrradfreundliche Arbeitgeber“.„Dieses Zertifikat hat auch Benefits für die Unternehmen: Fahrradparken ist unterm Strich günstiger, nachweislich haben Radfahrer weniger Krankentage, es gibt sogar Untersuchungen, dass die Bewegung die Motivation und die Firmenbindung der Mitarbeitenden steigert. Wir als ADFC beraten gerne die Unternehmen“, verspricht Lerke Tyra.

Fahrradfreundlich bedeutet, dass die Radfahrenden möglichst lange am Stück vorankommen, ohne absteigen oder ständig an roten Ampeln warten zu müssen wie z.B. auf den Altstadt-Radwegen am Rhein entlang

Auch die Landeshauptstadt Düsseldorf ruft in einer neuen Broschüre „Mobilitätspartnerschaft Düsseldorf – Wirtschaft und Stadt“ zur aktiven Teilnahme der Unternehmen an der Mobilitätswende auf. Der Konzern Henkel mit Sitz in Düsseldorf-Reisholz ist bereits seit 2019 dabei. Grundsätzlich sei Mobilität für das Unternehmen neben der Produktion ein wichtiger Faktor, um seine Standorte nachhaltiger zu gestalten, erklärt Ursula Kammelter-Reihs, Leiterin Logistik & General Services, Infrastructure Services Henkel. Neben dem Ausbau der Infrastruktur für emissionsfreie Mobilität an den Henkel-Standorten möchte man die Mitarbeitenden dabei unterstützen, alternative und umweltschonende Transportmittel statt des eigenen Autos zu nutzen. „Wir verfügen über eine gut ausgebaute Fahrrad-Infrastruktur, die markierte Fahrradwege, überdachte Abstellplätze, Reifenaufpumpanlagen sowie angepasste Ein- und Ausgänge an den Toren umfasst. Zudem gibt es Werkfahrräder, mit denen sich Mitarbeitende auf unserem rund 1,4 km² großem Werksgelände fortbewegen können“, so Ulrike Kammelter-Reihs.

Bereits seit 2019 bietet Henkel seinen Mitarbeitenden ein Fahrrad-Leasingkonzept zu attraktiven Konditionen an: Sie können bis zu zwei Fahrräder, Pedelecs, E-Bikes oder Lastenräder mieten, die sowohl für den Arbeitsweg als auch privat genutzt werden können. Das Angebot werde sehr gut angenommen.

Der Verkehr muss entschleunigt werden … Wir haben Schließlich alle erwas davon”

Die Landeshauptstadt Düsseldorf möchte in den nächsten Jahren immer fahrradfreundlicher und damit lebenswerter werden: Jeder vierte Weg in der Landeshauptstadt solle mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Ziel ist, Düsseldorf zu einer der fahrradfreundlichsten Großstädte Deutschlands zu machen. Bis dahin sei es allerdings noch ein langer Weg, so Matthias Arkenstette. „Der Verkehr muss entschleunigt werden! Dänemark und die Niederlande machen vor, wie man Städte fahrradfreundlich gestaltet. Wir haben schließlich alle etwas davon!“ •

Ein wichtiges Projekt des Mobilitätsplans der Stadt Düsseldorf: Anwohner:innen vermehrt Abstell- und Parkbedingungen für Räder zu bieten, wie z. B. abschließbare FahrradStationen. 


Words Katja Vaders
Pictures PR