THINKING AND BUILDING FOR THE FUTURE

Von Neubauförderung und kreativer Bestandsumwandlung über Renaturierung bis hin zu vernetzter Mikromobilität und smartem Parkraummanagement: Die Stadtentwicklung von Düsseldorf ist überaus vielfältig. 


Auf der einen Seite ein neues modernes Opernhaus, auf der anderen Seite ein umfassendes Konjunkturprogramm für bezahlbaren Wohnraum: Die beiden Großprojekte, die Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller bei seinem Vortrag auf der internationalen Immobilien- Leitmesse Expo Real im Oktober 2024 hervorhob, wirken auf den ersten Blick wie zwei Gegenpole. Aber: „Städte leben auch immer davon, dass sie ganzheitlich weitergedacht werden. Und da ist das Thema Kulturbauten genauso wichtig wie Wohnungsbau. Insofern ist es richtig und wichtig, dass wir uns zwischen diesen beiden Polen bewegen“, erklärt Dezernentin Cornelia Zuschke, die seit 2016 für die Bereiche Planen, Bauen, Wohnen und Grundstückswesen in der Landeshauptstadt verantwortlich ist. Dass die neue Oper nun mitten in der Stadt, am Wehrhahn, gebaut wird, findet Zuschke aus stadtplanerischer Perspektive besonders spannend: „Damit ist unser Opernhaus eben nicht an einer exponierten Stelle wie zum Beispiel in Sydney oder in Hamburg. Sondern an der Nahtstelle zwischen Bahnhofsviertel und Kernstadt. Das ist nicht einfach glanzvoll, sondern zertifiziert urban, verkehrsumspült und total dicht. In dieser Zeit über eine andere Form von Kulturraum nachzudenken als nur über eine Ikone, ist wegweisend.“ Um den anderen Gegenpol – den zum Erliegen gekommenen Wohnungsmarkt in Düsseldorf – zu reaktivieren, will die Stadt u.a. durch zwei neue Förderprogramme bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit mittleren Einkommen schaffen. Mit dieser Wohnungsbauoffensive soll die Lücke zwischen der Förderung für Menschen im unteren Einkommenssegment und den hohen Mietpreisen, die auf dem freien Markt angeboten werden, geschlossen werden. 

Strukturplan „Grünes, gesundes und klimafreundliches Düssedorf“ (Grafik: urbanista, Hamburg) 

Cornelia Zuschke 
Head of Department for Planning, Building, Housing and Real Estate 
City of Düsseldorf 

Aber nicht nur bezahlbarer Wohnraum und vielfältige Kulturangebote, auch beispielsweise ausreichend Gewerbestandorte, genügend Kita-, Schul- und Pflegeplätze und Grünflächen zur Naherholung müssen in einem stark wachsenden Düsseldorf miteinander in Einklang gebracht werden. Wie die Stadt all diese Aspekte in den nächsten 20, 30 Jahren städtebaulich unter einen Hut bringen will, regelt das „Raumwerk D“. Seit 2018 läuft dieses integrierte Entwicklungskonzept, unter breiter Beteiligung von Bürgerschaft, Politik und Fachöffentlichkeit. Daraus entstanden sind einige zukunftsweisende Ideen, die nun praktische Anwendung in neuen Projekten finden. Beispielsweise startet die Überdeckelung von großen Verkehrstrassen, um Barrieren zu überwinden und neue Freiräume zu schaffen – und so die Lebensqualität zu steigern. Konkret wird etwa nun auch die Freilegung der Düssel und von anderen Bächen in der Stadt bei neuen Entwicklungskonzepten forciert, um den öffentlichen Raum aufzuwerten. „Die Mutter aller Planungen ist also gut unterwegs mit ihren Kindern und wir glauben, dass es auch gut gewesen ist, immer direkt von der Vision ins Handeln zu kommen“, sagt Cornelia Zuschke. 


MESSEN: HIER PRÄSENTIERT SICH DÜSSELDORF 

MIPIM 2025
Weltweit führende Veranstaltung zu Immobilien
11. bis 14. März 2025
Palais des Festivals, Cannes (Frankreich) 

WWW.MIPIM.COM 

POLIS CONVENTION 2025
Messe für Stadt- und Projektentwicklung
7. bis 8. Mai 2025
Areal Böhler (Grenze Düsseldorf) 

WWW.POLIS-CONVENTION.COM 

EXPO REAL 2025
Internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen
6. bis 8. Oktober 2025
Messe München 

WWW.EXPOREAL.NET 


Mikromobilität auf dem Vormarsch: Bis 2035 sollen im gesamten Stadtgebiet 100 Mobilitätsstationen (Bild oben) und 350 Sharingstationen (Bild unten) entstehen. 

Eng verwoben mit Stadtentwicklung ist die Entwicklung von Verkehrsinfrastruktur. Was diesbezüglich aktuell in Düsseldorf passiert, zeigt exemplarisch der Ausbau von sogenannten Mobilitätsstationen und von Sharingstationen. Das ist die Kernaufgabe der Connected Mobility Düsseldorf GmbH (CMD), einer 2020 gegründeten Stadt-Tochter. „Mobilitätsstationen bieten an einem Ort ein nachhaltiges Angebot bestehend aus Fahrrädern, Lastenrädern, E-Scootern, Leih-Elektrorollern oder Carsharing- Fahrzeugen zum Mieten, Tauschen oder Parken. Mittlerweile 20 Mobilitätsstationen (Stand Ende 2024, Anm. der Redaktion) haben wir im gesamten Stadtgebiet gebaut – bis 2035 sollen es 100 sein. Die derzeit rund 200 Sharingstationen, fest definierte Parkzonen für E-Scooter und Co., sollen bis dahin auf 350 angewachsen sein“, erklärt Ariane Kersting, Leiterin Kommunikation bei der CMD. Aktuell konzentriert man sich auf das Kerngebiet Pempelfort, Derendorf und Golzheim. Im Rahmen des großen Förderprojektes Multi-Mo-DUS implementiert die CMD allein dort zwischen 2024 und 2026 insgesamt 18 Mobilitätsstationen. „Unsere Strategie ist es, von der Innenstadt aus nach außen zu wachsen. In Zukunft wird also die vernetzte Mobilität im gesamten Stadtgebiet nutzbar sein“, so Kersting. Der Ausbau von Sharingstationen werde im Rahmen des städtischen Sofort-Programmes schon in diesem Jahr (Anmerkung: 2025) in allen Stadtbezirken starten. 

Ariane Kersting 
Head of Communications 
Connected Mobility Düsseldorf GmbH (CMD) 

Neben dem Neubau, insbesondere von Wohnraum, ist auch die Umnutzung von Bestandsimmobilien ein wichtiger Baustein in der Stadtentwicklung (siehe Seite 18). Vor allem im kompakten und gleichzeitig stark wachsenden Düsseldorf gilt es, kreative und innovative Wege zu gehen. So entstehen derzeit beispielsweise aus früheren Bürokomplexen moderne Wohngebäude oder ehemalige Industrieflächen transformieren sich zu angesagten Gewerbe-, Messe- und Veranstaltungsorten wie das Areal Böhler in Düsseldorfer Nachbarschaft. Um Umnutzung auch baurechtlich realisieren zu dürfen, hat sich in den letzten Jahren einiges getan. „Das aktuelle Baugesetzbuch ermöglicht es zum Beispiel in einem angespannten Wohnungsmarkt, alte Bebauungspläne zugunsten von Wohnraum zu befreien. Auf dieser Basis haben wir gerade einige Projekte in der Überprüfung und ich würde mir wünschen, dass sie auch finanziert und realisiert werden können. Das sehe ich als echte Chance“, sagt Planungsdezernentin Cornelia Zuschke. 


Apropos Umnutzung im Bestand: Auch für das leidige Thema „Parkplatzangebot in Düsseldorf“ liegen darin kreative und innovative Lösungswege. Um die Parksituation besonders in den Abendstunden und nachts zu verbessern, hat die Landeshauptstadt gemeinsam mit der CMD und dem Dienstleister ampido das Konzept „Feierabend-Parken“ entwickelt. Die Idee: In Kooperation mit den Supermarktketten Aldi Süd und Lidl können Anwohner:innen ihre Autos ab sofort auf ausgewählten Supermarktparkplätzen über Nacht abstellen, zu vergleichsweise günstigen Preisen. „In dieser Dimension und Umsetzung ist das bundesweit bislang einmalig“, sagt Ariane Kersting. Sollte sich das im Sommer 2024 gestartete Pilotprojekt mit derzeit 190 Parkplätzen als erfolgreich erweisen, könnten schon bald weitere Supermarkt-Filialen folgen und bis zu 400 Stellplätze zur Verfügung stehen. Diese Idee ließe sich auch auf andere Bereiche ausweiten: „Wir arbeiten gerade daran, dass wir zum Beispiel Liegenschaftsflächen von Verwaltungsgebäuden als Parkflächen für die Öffentlichkeit nutzbar machen. Und wir sind auch im Gespräch mit Unternehmen, die ihre Parkhäuser für alle Menschen öffnen“, so Kersting. Denn es gibt nicht generell zu wenig Parkplätze in Düsseldorf, sondern nur zu wenig für die Öffentlichkeit verfügbare Parkplätze. 

Carsharing ist ein wichtiger Pfeiler in der Mobilitätsstrategie Düsseldorfs - einer, der auch Parkraum spart. 

Von Neubauförderung und kreativer Bestandsumwandlung über Renaturierung bis hin zu vernetzter Mikromobilität und smartem Parkraummanagement: Düsseldorf ist im steten Wandel, um eine der attraktivsten und lebenswertesten Städte weltweit zu bleiben. Dieser Wandel ist vor allem nachhaltig geprägt (siehe S.12) und er rückt die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Geschlechter, Altersgruppen und Kulturen in den Mittelpunkt (siehe S. 62). Denn Düsseldorf ist „One City for all“. • 


HOUSING STIMULUS PROGRAMMES 

Mitte 2024 hat der Stadtrat von Düsseldorf zwei Impulsprogramme für den Neubau von Wohnraum mit einem Darlehensvolumen von 140 Millionen Euro (bis 2027) beschlossen. Damit soll der stagnierende Neubau wieder angekurbelt und das Wohnen für Menschen mit mittleren Einkommen wieder bezahlbar werden. Die Programme richten sich an Mieter:innen und Eigentümer:innen. Das Mietmodell setzt eine Startmiete von zwölf Euro pro Quadratmeter fest und finanziert diese mit zinslosen Darlehen für 15 Jahre. Das Eigentumsmodell fördert Familien, also alle Haushalte mit einem minderjährigen Kind. 

-> IMPULSPROGRAMM NEUBAU MIETWOHNUNGEN-LANDESHAUPTSTADT DÜSSELDORF 


STUDIEN ÜBER INNENSTADT DER ZUKUNFT 

Der Full-Service-Real-Estate-Manager Midstad, der auch in Düsseldorf sitzt, ist spezialisiert auf die Transformation von Innenstädten. In einer repräsentativen Online- Befragung wurden Bürger:innen beispielsweise zu Bedürfnissen, Wünschen und Erwartungen an zukünftige Innenstädte befragt. Einige zentrale Ergebnisse sind: 

• 55 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Erholungs- und Freizeitangebote 

• Der Einzelhandel bleibt wichtig, ist aber kein Besuchermagnet für junge Menschen 

• Büros haben Potenzial: Nur 11 Prozent der Befragten arbeiten in der Innenstadt, weitere 40 Prozent könnten sich dies aber vorstellen . 


Words: Tom Corrinth
Pictures: PR, Picture: Karim Khakzar, Stadt Düsseldorf: Raumwerk D, Düsseldorf, 2022 , Picture: Connected Mobility Düsseldorf GmbH , Picture: Connected Mobility Düsseldorf GmbH