Woman of the world

Das InterContinental auf der Königsallee ist gerade für internationale Gäste eine der Top-Adressen in Düsseldorf. Britta Kutz ist seit 2016 Hotelchefin. Im Interview, das Anfang November, also zu Beginn des zweiten Lockdowns, stattgefunden hat, spricht sie über Krisenmanagement, kulturelle Vielfalt und die Lust am Kofferpacken.

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Frau Kutz, wie ist das InterContinental Düsseldorf derzeit ausgelastet? Und wie geht es Ihnen damit? 
Seit dem Frühjahr erleben wir Höhen und Tiefen. Wir waren im März kurz davor, unser neues Restaurant Kö59 zu eröffnen – dann kam der erste Lockdown. Im Sommer hatten wir wieder vergleichsweise gute Monate: Das internationale Geschäft zog erneut an, wir waren gerade im Aufschwung – dann kam der zweite Lockdown. Momentan haben wir eine Auslastung von 10 Prozent. Wir schwimmen also die ganze Zeit im Ungewissen, das ist eine enorme Herausforderung. Auch für mich persönlich. Eigentlich komme ich mit Veränderungen wunderbar zurecht – aber jetzt hätte ich nichts gegen mehr Planungssicherheit.

Sie haben mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Hotellerie, aber selbstverständlich noch keinerlei Erfahrung mit Krisen wie dieser. Wie haben Sie und Ihr Team die ersten Monate erlebt?
Die InterContinental Hotels Group ist ein global agierendes Unternehmen. Das ist ein Riesenvorteil, weil wir uns an Richtlinien orientieren können, die an anderen Standorten schon erprobt sind. Unser Hygienekonzept in Düsseldorf beispielsweise wird in China schon seit Langem eingesetzt. Auch unser europaweiter Einkauf ist ein Pluspunkt, dadurch können wir schnell auf Veränderungen reagieren. Trotzdem haben die Wucht des Virus und die damit verbundenen Verordnungen natürlich auch uns überrascht. Mein Team und ich hatten es jeden Monat quasi mit einem neuen Hotel zu tun: anfangs noch mit einem sehr gut ausgelasteten Luxushotel mit knapp 300 Zimmern und Meeting- und Eventmöglichkeiten, dann plötzlich mit einem Boutique-Frühstückshotel, mit gerade mal 40 belegten Zimmern. Ohne Restaurant, ohne Bar, ohne Veranstaltungen. Wir mussten uns also ständig ein neues Konzept überlegen. Das war und ist immer noch sehr nervenaufreibend. Aber es macht auch viel Freude, wenn das Team das Ganze mitträgt und es funktioniert. Und das tut es bisher.

„Es ist dieses Wissen, das
in einem schlummert, dass die Welt größer ist.“


Sie haben bereits mehrere Hotels in Asien geleitet. Dort gehören Hygienekonzepte und Masken ja schon wegen der Feinstaubbelastung zum Alltag dazu. Inwiefern hat Ihnen diese Erfahrung geholfen, um am Standort Düsseldorf mit der neuen Situation umzugehen?
Dass die Menschen Atemschutzmasken tragen, ist an vielen Orten in Asien ein gewohntes Bild. In Thailand oder Singapur, wo ich unter anderem tätig war, waren Masken aber gar nicht nötig. Was mich dagegen schon eher geprägt und beeindruckt hat, war der fast schon fatalistische Umgang mit vielen Dingen und die daraus resultierende Geduld. 

Können Sie ein Beispiel geben? 
Wenn Sie etwa in Thailand eine Silvestergala im Hotel planen und feststellen, dass nachmittags um 15 Uhr noch nichts aufgebaut ist, werden Sie als Mitteleuropäerin natürlich nervös. Da musste ich mich also anfangs ganz schön umstellen. In Thailand geht man viel entspannter mit vielen Dingen um. Da lebt man bewusster im Moment. Aber man kann, wenn es drauf ankommt, auch zügig reagieren – also eben in kurzer Zeit eine Silvestergala auf die Beine stellen. Diese Mentalität bezieht sich aber auch auf weitaus größere Herausforderungen und Umwälzungen. Denken Sie nur an die teils extremen Wetterbedingungen und Naturkatastrophen in Asien! Hiermit kommen Sie sicher besser klar, wenn Sie ein Stück Fatalismus mitbringen. Und die Fähigkeit, im Notfall schnell aktiv zu werden. Ich glaube, das kann sich auch im Umgang mit einer Krise wie dieser bezahlt machen.

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Welche Erfahrungen im Ausland haben Sie noch geprägt?
Ich erinnere mich noch gut, wie ich mal einen lokalen stellvertretenden Direktor für unser Hotel in Thailand gesucht habe. Auf die Frage im Vorstellungsgespräch, warum sich der Kandidat bei uns beworben hat, sagte der: „Mir gefällt, dass das Hotel direkt neben dem Haus liegt, in dem ich mit meiner Familie lebe.“ Das war für ihn also der ausschlaggebende Punkt: die Nähe zu seiner Familie und der kurze Arbeitsweg. Stellen Sie sich das mal in Deutschland vor! Hier wäre es doch in den meisten Fällen undenkbar, die Familie als Hauptgrund für einen Berufswunsch zu nennen. Hier argumentiert man als erstes mit „wichtigen Karriereschritten“ und ähnlichen Dingen. Durch die Erfahrung mit der asiatischen Kultur haben sich meine eigene Sichtweise und mein Führungsstil jedenfalls sehr verändert: Ich habe gelernt, dass meine eigene Motivation, ein Ziel zu erreichen, nicht unbedingt die des anderen sein muss.

Und? Haben Sie den Bewerber damals eingestellt?
Nein, das haben wir nicht. Es hat leider aus verschiedenen Gründen in diesem Fall nicht gepasst.

Die Marke InterContinental ist schon aufgrund Ihres Namens einer weltweiten Ausrichtung verpflichtet. Wie blicken Sie in die Zukunft: Wird das Reisen über Kontinente hinweg wieder zur Normalität werden? 
Ich kann mir sicher keine detaillierten Prognosen erlauben. Aber ich glaube, sobald es einen Impfstoff gibt oder wir lernen, besser mit dem Virus umzugehen, wird auch der Tourismus wieder anziehen. Der Mensch reist einfach gerne. Privat, aber auch beruflich. Viele Geschäftsentscheidungen trifft man besser von Angesicht zu Angesicht. Selbst während des stärksten Lockdowns hatten wir Businessleute bei uns zu Gast.


Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit? 
Die Hotellerie ist eine ganz besondere Welt. Das habe ich schon früh für mich erkannt: Als Kind war ich mit meinen Eltern mal im Carlton in Cannes. Die Männer im Smoking, die Eleganz der Gäste – das ganze Flair hat mich fasziniert! Später bei meinem ersten Hotelpraktikum habe ich von morgens bis abends Gläser poliert – und es hat mich immer noch begeistert. Sicher ist es die Freude daran, Gastgeber zu sein. Aber es ist auch das Kofferpacken, das Fliegen, die Möglichkeit, neue Menschen, Kulturen und Länder kennenzulernen und sich dort zurechtzufinden … Das liebe ich. Es ist dieses Wissen, das in einem schlummert, dass die Welt größer ist.

Wie verbringt eine Hoteldirektorin wie Sie ihren Urlaub? Vermutlich nicht im Hotel, oder? 
Doch, ich mache gerne ab und zu Urlaub in einem unserer Häuser. Aber nur für ein verlängertes Wochenende. Denn selbstverständlich stehe ich hier als Gast immer auch ein bisschen unter Beobachtung und kann auch selbst den Blick der Hotelchefin nie ganz ablegen. Mit meiner Familie, meinem Mann und meiner elfjährigen Tochter mache ich gerne Cluburlaub. Das ist mal eine ganz andere Art von Hotellerie, da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Aber auch im Ferienhaus in Holland oder Kroatien haben wir schon tolle Urlaube verbracht. Solange das Reisen nicht möglich ist, genieße ich es aber auch in Düsseldorf zu sein. Mit unserem Hund Jupp verbringe ich gerade sehr viel Zeit. Es ist ein Rhodesian Ridgeback, also ein sehr kräftiges Kaliber, der viel Auslauf braucht. Mit so einem Hund geht man ja nicht einfach nur Gassi, sondern macht richtig große Touren querfeldein. Eine schöne Auszeit, bei der ich auf neue Gedanken und Ideen komme. •

INTERCONTINENTAL DÜSSELDORF
Königsallee 59 , 40215 Düsseldorf
GERMANY
www.duesseldorf. intercontinental.com 

BRITTA KUTZ

Seit 2016 ist Britta Kutz Hoteldirektorin des InterContinental auf der Königsallee 59. Zuvor hatte sie bereits drei InterContinental Häuser in Asien geleitet und war außerdem in führenden Positionen für die Luxusmarken Hyatt und Fairmont Hotels & Resorts tätig.

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Words: Elena Winter
Pictures: Andreas Endermann / InterContinental Düsseldorf

(Der Artikel wurde bereits im November 2020 geschrieben)