Worth it!
Talente verzweifelt gesucht! Aber wie können Unternehmen im aktuellen Kampf um Fachkräfte potentielle Kandidat:innen von sich überzeugen und auch halten? Düsseldorfer Employer Branding Expert:innen wissen: Wichtiger als Social Benefits sind vielen Mitarbeitenden Wertschätzung, Chancen zur Mitgestaltung und die Möglichkeit, persönlich zu wachsen.
Obstkorb, Tischtennisplatte und Fitnessabo? Nice to have! Ganz oben auf der Wunschliste von Mitarbeitern stehen heute Work-Life-Balance und zeitliche Flexibilität. „Die Arbeitswelt hat sich in ihrer Gesamtheit gewandelt, und auch unsere individuellen Lebenssituationen befinden sich fortlaufend im Wandel. Ein starres ’Nine-to-Five-im-Office‘ passt einfach nicht mehr in die heutige Zeit“, sagt Judith Reckert, Head of Employer Branding bei Crossmedia. Anfang 2022 hat die Düsseldorfer Agentur ein neues Arbeitsmodell eingeführt: Reduktion der Arbeitszeit auf eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich – ein progressives Gleitzeitmodell mit Überstundenausgleich sowie der freien Wahl des Arbeitsorts. „In der Pandemie haben wir gesehen, dass das gut funktioniert. Die Möglichkeit, die Arbeitszeit im Verlauf der Woche flexibler zu gestalten, um unterschiedlichen Lebenskonzepten gerecht zu werden und gleichzeitig den sich wandelnden Anforderungen unserer Kunden zu entsprechen, ist unser wichtigster Social Benefit“, sagt Reckert. Bei der jüngeren Generation steige laut der Employer Branding Expertin zudem die Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen. Ob der Einsatz von Ökostrom, umweltschonende Mobilität oder Food-Sharing-Fächern im Bürokühlschrank für bewussten Lebensmittelverbrauch – Crossmedia zeigt in Umweltfragen Haltung und investiert in ein neues umweltfreundliches Büro mit aufwendigem Klimakonzept, das Mitte 2024 fertiggestellt werden soll.
Sustainability und Soziales. Auch Feel Good- und Gesundheitsmanagement spielen heutzutage eine zentrale Rolle bei der Gestaltung einer positiven und damit attraktiven Arbeitsumgebung. Gesundheits- und Mental Health-Workshops, Sportevents, subventionierte Fitnesskurse oder kostenlose Yogastunden im Büro – immer mehr Unternehmen investieren in die körperliche und mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und ihr soziales Engagement. Crossmedia etwa schenkt allen Mitarbeitenden mit dem Social Day einen Tag Arbeitszeit, den sie in ein selbst gewähltes ehrenamtliches Projekt investieren dürfen. Aber erst die Schaffung einer inklusiven und gerechten Arbeitsumgebung fördert die psychische Gesundheit, reduziert Stressfaktoren und stellt sicher, dass Mitarbeitende Zugang zu Ressourcen haben, welche die eigene psychische Gesundheit verbessern. Judith Reckert ist überzeugt: „Indem wir den Menschen in den Mittelpunkt stellen und die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, bewahren wir Leidenschaft und Begeisterung für unsere Arbeit. Dies ermöglicht uns, Kund:innen zufriedenzustellen und trägt dazu bei, dass Agenturen zukunftsfähig bleiben. Eine zufriedene Belegschaft ist das Fundament unserer Zukunftsfähigkeit.“
Empathie und Eigenverantwortung. „Come as you are!“ heißt es beim Düsseldorfer Telefonie-Anbieter sipgate. „Für uns zählt das inklusive und respektvolle Miteinander. Das versuchen wir jeden Tag selbst neu zu gestalten und stetig zu verbessern – in unserer Safe Space Community oder unserer Diversity Gruppe. Wichtig ist der permanente Austausch, sein Gegenüber zu respektieren und gemeinsam zu lernen“, sagt Sigurd Jaiser, Mitglied der Geschäftsführung bei sipgate. Gelbe Brille, grüne Haare oder Anzug? Hauptsache, alle fühlen sich wohl und die Chemie stimmt. In Sachen Social Benefits ist das Düsseldorfer Unternehmen Vorreiter – von der internen Kinderbetreuung über kostenlose saisonale Bio-Küche im hauseigenen Restaurant, von fully remote work bis zu individuell regelbaren Arbeitszeiten, von Mitarbeiterevents bis zum Outdoor-Spielplatz für die neun Bürohunde. Doch auch bei sipgate hat man die Erfahrung gemacht, dass es MItarbeitenden heute vor allem um Mitsprache, Engagement und Weiterentwicklung geht. Maximale Eigenverantwortung statt Hierarchien: Um konstant im Teamwork voneinander zu lernen, arbeiten bei spigate immer mindestens zwei Personen an einer Aufgabe, verhindern so Fehler von Beginn an und sichern eine hohe Qualität. Bei sipgate können sich Mitarbeitende nicht nur individuell weiterbilden, hier sind alle Teams für Personalentscheidungen selbst verantwortlich – von der Ausschreibung der Stelle, über das Vorstellungsgesprächs bis Einstellung. Fachliche und persönliche Weiterbildung, die Möglichkeit, ein Feedback zu geben bzw. an Entscheidungsprozessen beteiligt zu sein, ist für progressive Unternehmen wie sipgate und Crossmedia die Basis für die gemeinschaftliche Weiterentwicklung.
Kommunikation und Klarheit. „Es gibt aktuell einen starken Fokus darauf, Mitarbeitende mitzunehmen und partizipativ an Prozessen teilnehmen zu lassen“, sagt mit Jörg Wolf einer, der es wissen muss. Seit etwa 15 Jahren positioniert Wolf gemeinsam mit Sabine Castenow Arbeitgebermarken und sorgt dafür, dass sie entlang des gesamten Employer Cycle erlebbar werden. Neben den beiden Geschäftsführern kümmert sich ein knapp 50-köpfiges Team in der Employer Branding Agentur Castenow um Kunden wie die Bundeswehr, AIDA, Rewe, die Stadt Köln und zahlreiche mittelständische Unternehmen. „Social Benefits werden zwar gerne ’mitgenommen“, wichtiger ist es aber für Mitarbeitende, sich ernstgenommen und wertgeschätzt zu fühlen und vor allem: sich weiterentwickeln zu können“, bestätigt Wolf. Soziale Benefits wie Fitnesstrainings oder kostenlose Getränke würden nur die ersten 4 bis 8 Wochen „wirken“, dann trete der Gewöhnungseffekt ein. Nachhaltiger sei eine wertschätzende Unternehmenskultur, die Mitarbeitenden viel Raum zur persönlichen Weiterentwicklung gibt sowie eine klare, transparente Kommunikation – bereits beim Onboarding. Schließlich würde jeder Zweite kündigen, weil er sich in der Organisation eines Unternehmens nicht wohlfühlt. Auch das Offboarding sollte respektvoll und wertschätzend verlaufen – denn Mitarbeitende, die gehen, tragen nicht nur das Image einer Unternehmens mit in die Welt, sondern kehren bei einem fairen Miteinander auch gerne in ein Unternehmen zurück.
„Die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens ist das A und O, um für Talente attraktiv zu sein. Kultur und Werte, die nach außen kommuniziert werden, müssen auch innen gelebt werden“, sagt Wolf. Dass es vom Chef oder der Chefin abhängt, ob sich junge Menschen für eine Stelle entscheiden, zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD). Laut der wünschen sich mehr als die Hälfte der befragten Generation Z von ihren Vorgesetzten Wertschätzung und Lob. Für 43 Prozent der Befragten muss der Chef, die Chefin offen und bereit für Veränderung sein. Erst auf dem dritten Platz landet die fachliche Kompetenz. Während sich 74 Prozent eine gute Work-Life-Balance wünschen, und 71 Prozent die Aussicht auf abwechslungsreiche Tätigkeiten, sind für 81 Prozent und somit die Mehrheit der Befragten gute Verdienstmöglichkeiten am wichtigsten bei ihrer Berufswahl. Eine Sache scheint also nicht aus der Mode zu kommen: das liebe Geld. •
Words: Karolina Landowski
Pictures: PR, Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz, Düsseldorf, Crossmedia / Jan Ladwig, sipgate