Kreativ und solidarisch gegen Corona

Viele Düsseldorfer Unternehmen beweisen derzeit Out of the box-Denken und ausgeprägten Gemeinschaftssinn. Eine Reise quer durch die Stadt, die Mut macht.

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Die Reise beginnt da, wo Unterstützung gerade besonders wichtig ist: bei der Gesundheitsversorgung. Ganz vorne dabei sind zwei große Industrieunternehmen mit Sitz in Holthausen – BASF und Henkel. BASF hat Ende März innerhalb von drei Tagen 13.000 Liter Desinfektionsmittel hergestellt, um damit Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Rettungsdienste und Einrichtungen für Eingliederungshilfe zu versorgen. „Unsere Kollegen haben in den vergangenen Tagen in Akkordarbeit mit großem Einsatz dafür gesorgt, dass Produktion und Lieferung reibungslos funktioniert haben. Ich bin stolz auf das gesamte Team und freue mich sehr, dass wir so unbürokratisch helfen konnten“, sagte Werksleiter Dr. Levent Yüksel. Weitere 36.000 Liter Desinfektionsmittel wurden in den Wochen darauf produziert und ebenfalls über den Krisenstab der Bezirksregierung verteilt.

Bisher 50.000 Liter Desinfektionsmittel spendete auch Henkel an umliegende Krankenhäuser und öffentliche Einrichtungen, weitere Mengen sind geplant (Stand: Anfang April). Die Aktion ist Teil einer übergeordneten großangelegten Kampagne: „Wir wollen mit einem umfassenden Solidaritätsprogramm unseren Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie leisten. Wir freuen uns daher, dass unser Team am Hauptsitz in Düsseldorf hier kurzfristig die Produktionskapazitäten bereitstellen konnte, um Desinfektionsmittel für den medizinischen Gebrauch herzustellen,“ so Carsten Knobel, Vorstandsvorsitzender von Henkel. Das angesprochene Solidaritätsprogramm umfasst unter anderem auch eine Spende von 2 Millionen Euro an die COVID-19-Fonds der WHO und UN-Stiftung und weitere Organisationen sowie eine weltweite Spende von fünf Millionen Körper- und Haushaltshygiene-Produkten.


„Wir wollen mit einem umfassenden Solidaritätsprogramm unseren Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie leisten.“

„Was Gutes im Schilde“ führt auch die Initiative „3Dorf“: Das Team aus jungen Düsseldorfer Kreativen produziert auf eigene Faust Gesichtsmasken im 3D-Druckverfahren. Diese „Protection Shields“ sollen kostenfrei an medizinische Einrichtungen verteilt…

„Was Gutes im Schilde“ führt auch die Initiative „3Dorf“: Das Team aus jungen Düsseldorfer Kreativen produziert auf eigene Faust Gesichtsmasken im 3D-Druckverfahren. Diese „Protection Shields“ sollen kostenfrei an medizinische Einrichtungen verteilt werden, andere Abnehmer werden um eine Spende für dieses gemeinnützige Projekt gebeten. Die Masken werden in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Architektur & Design der Hochschule Düsseldorf gefertigt, einige Unternehmen unterstützen außerdem. Weitere Helfer sind gerne gesehen – mehr Infos sowie Bestellmöglichkeiten unter 3dorf.de
Die ersten kostenlosen Masken gingen an das Herz Jesu Krankenhaus in Münster.

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Etwas weiter nördlich von Holthausen, zwischen Wersten und Oberbilk, hat man sich auf ein anderes derzeit begehrtes Hilfsmittel konzentriert: Atemschutzmasken. Die Provinzial Rheinland hat 43.000 davon an die Feuerwehr Düsseldorf gespendet – die somit weiter gut für ihre wachsenden Aufgaben gerüstet ist. Die unbegrenzt haltbaren Masken stammen noch aus Beständen, die während der Schweinegrippe 2009 angeschafft wurden. Noch etwas weiter nördlich, in Lörick, zeigte man ein Herz auch für die umliegende Region: ZTE Deutschland, ein Anbieter von Telekommunikationslösungen, ist einem Aufruf von Landrat Pusch aus Heinsberg gefolgt und hat 1.000 Mundschutzmasken gespendet. Im Mutterland China hat ZTE durch digitale Ferndiagnosen bereits einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise geleistet: Basierend auf der neuesten 5G-Mobilfunktechnologie, hat das Unternehmen gemeinsam mit China Telecom eine Echtzeit-Diagnose und Behandlungsplattform für Lungenentzündungen entwickelt, die das Coronavirus verursacht. Nicht weit entfernt von ZTE, in Heerdt, sitzt ein weiteres Unternehmen mit asiatischen Wurzeln, das einmal mehr Innovationsgeist in der Krise beweist: FujiFilm. Die pharmazeutische Abteilung des japanischen Konzerns führt derzeit vielversprechende klinische Studien in Japan durch, bei der Wissenschaftler die Wirkung des Grippemittels Avigan zur Therapie von COVID-19 testen. 

Auch mit anderen wichtigen Dingen kann man viel Gutes bewirken – zum Beispiel mit Lebensmitteln. Das Start-up BenFit Nutrition mit Sitz in Oberkassel hat in den letzten Wochen große Mengen High-Protein Backwaren bereitgestellt, unter anderem für die Unikliniken Düsseldorf, die Düsseldorfer Arche oder Fifty-Fifty. „Wir spenden Produkte an die Helfer, die für uns im Einsatz sind und eventuell gerade keine Zeit haben, einkaufen zu gehen und für sich zu sorgen. Die Aktion soll ebenso hilfsbedürftige Menschen und Tafeln unterstützen, die für jeden zusätzlichen Beitrag dankbar sind“, so BenFit-Gründer Benjamin Jakob. 

 

„Wir spenden Produkte an die Helfer, die für uns im Einsatz sind und eventuell gerade keine Zeit haben, einkaufen zu gehen und für sich zu sorgen.“

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Kostenlosen logistischen Support bekam das Team vom Full-Service-Dienstleister Richrath’s. Auch technisches Equipment kann in der Corona-Krise durchaus helfen: Damit speziell Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen Online-Angebote von Schulen und anderen Einrichtungen nutzen können, half der Telekommunikationsausrüster Huawei, mit Deutschlandsitz in Lörick, aus. Anfang April übergab man 100 Tablets an das Jugendamt Düsseldorf. Passend zur Osterzeit steuerte die METRO ordentlich Naschwerk bei.

Als weitere Geste sozialer Verantwortung stellte METRO 1.000 Ostertüten für obdachlose Menschen in Düsseldorf bereit. Und auch im eigenen Partner-Netzwerk engagiert sich der Handelsriese mit Sitz in Flingern: So unterstützt man etwa Gastronomen neuerdings mit einer speziellen und kostenlosen Bestellfunktion für deren Homepage. Denn viele Gastronomie-Betriebe sind mehr denn je auf Außer-Haus-Bestellungen angewiesen, haben aber noch nicht die notwendigen technischen Voraussetzungen dafür. „Die neue Bestellfunktion stellt eine aktuell höchst relevante Weiterentwicklung der kostenlosen Gastro-Website dar“, erklärt Tim Kruppe, Leiter Digitale Lösungen bei METRO Deutschland. Bis Mitte April 2020 hatten bereits über 2.600 Gastronomiebetriebe in 15 Ländern die neue Funktion aktiviert und bis dahin rund 6.600 Bestellungen entgegengenommen, täglich kommen durchschnittlich über 300 neue dazu. Ein weiteres Hilfstool der METRO ist die Online-Plattform hilfelokal.de: Lokale Unternehmer wie Blumenläden, Friseursalons oder Gastronomie können hier mit dem Kauf von Gutscheinen unterstützt werden, die später eingelöst werden. 

Wer nichts produziert oder handelt, bietet seine Dienstleistungen an. Juristen, die zu rechtlichen Fragestellungen in der Krise bloggen und beraten; Mediatorinnen, die kostenlose Erstberatungen für Altenheime und Kliniken in Zeiten von Besuchssperren anbieten; Taxiunternehmen, die spezielle Fahrdienste (zum Einkaufen, Medikamentenkauf etc.) für Senioren und eingeschränkte Personen machen – die Kreativität und Vielfalt der Services in Düsseldorf sind beeindruckend (siehe Info-Kasten #GemeinsamStark). Vor allem der IT-Sektor ist in Zeiten von verstärktem Homeoffice und intensiverer Nutzung digitaler Tools gefragt. Das Unternehmen Ablida aus Unterbilk unterstützt zum Beispiel Start-ups, Freiberufler und Solo-Unternehmen sowie mittelständische Betriebe dabei, sich in der Corona-Krise mithilfe von Projektmanagement-Tools neu zu organisieren. Auch Mitarbeitende kommunaler Corona-Hotlines, die große Mengen von Hilfs-Services verwalten und teils aus dem Homeoffice arbeiten müssen, profitieren derzeit davon. Geschäftsführer Markus Pins, der außerdem mit einer gemeinnützigen Stiftung junge Social-Start-ups fördert, bringt es auf den Punkt: „In diesen Tagen wird deutlich, wie sehr das eine mit dem anderen zusammenhängt, Engagement für das Gemeinwohl und für eine funktionierende Wirtschaft.“ •

GemeinsamStark - Angebote für und von Unternehmen

Die IHK Düsseldorf hat diese online-basierte Plattform eingerichtet für Firmen, die „aus der Not eine Tugend machen und in der Corona-Krise kreativ handeln und/oder mit Gemeinschaftssinn viel bewegen.“ #GemeinsamStark wächst kontinuierlich – die Angebote reichen von kostenfreien oder reduzierten Dienstleistungen und Produkten im B2B- oder B2C-Bereich über kreative Aktionen bis hin zu technischen Services. Wer sich an der Plattform beteiligen möchte, schreibt eine E-Mail an Gemeinsamstark@duesseldorf.ihk.de. Die IHK Düsseldorf prüft das Angebot kurzfristig und entscheidet über eine Veröffentlichung.

Hotels für Berufspendler

Mit innovativen Konzepten und Ideen will die Stadt dem angeschlagenen Tourismus wieder auf die Beine helfen. Eigentlich sollte es ein Super-Messejahr werden, die Erwartungen von Düsseldorf Tourismus waren hoch – und dann kam Corona. „Dadurch erlebt auch das Hotelgewerbe gerade eine Vollbremsung, denn Reisen nach Düsseldorf sind fast vollständig zum Erliegen gekommen“, sagt Ole Friedrich, Geschäftsführer von Düsseldorf Tourismus. Viele der rund 250 Hotels in der Stadt sind aktuell vorübergehend geschlossen. Für diese sehr herausfordernde Situation sind Lösungen zu suchen. „Die Wirtschaftsförderung kam im Rahmen ihres Krisenmanagements auf uns zu mit der Idee, zum Beispiel Hotelzimmer für Berufspendler anzubieten“, erklärt Ole Friedrich. Derzeit werden noch offene Hotels dazu angefragt und Konditionen verhandelt. Bisher nehmen sechs teil (Stand: 15. April). Auch für pendelnde Mitarbeitende in Düsseldorfer Krankenhäusern, die derzeit besonders stark gefordert sind, könnte die Übernachtung in Hotels eine sinnvolle Option sein. Über das Gesundheitsamt werden derzeit die Kliniken nach entsprechendem Bedarf abgefragt. Denkbar wären temporäre Hotelbuchungen zum Beispiel auch für gesunde Bewohner von Alten- und Pflegeheimen oder anderen sozialen Einrichtungen, die überlastet sind. Noch sind viele Fragen, insbesondere der Finanzierung, zu klären, aber: „Es ist ein wichtiger Versuch. Wir von Düsseldorf Tourismus bringen dabei mit unserer Expertise und Infrastruktur Angebot und Nachfrage zusammen und unterstützen“, erklärt der Geschäftsführer. Zudem wurden Hoteliers unterstützt, die ihre freien Zimmer jetzt temporär als Homeoffice anbieten. Auch dem Handel, der Gastronomie und der Kultur verschafft man Gehör: Unter „Düsseldorf Storys“ können Besucher der Homepage von Düsseldorf Tourismus zum Beispiel virtuelle 3D-Rundgänge durch Düsseldorfer Museen machen, Lieferservices von Restaurants in Anspruch nehmen und den neuen Podcast „Alle Rhein“ mit Mike Litt anhören und sich inspirieren lassen. „In dieser besonderen Zeit machen wir Düsseldorf noch stärker digital erlebbar. Damit leisten wir auch einen Beitrag, dass Menschen nach Lockerung der Corona-Maßnahmen wieder mit einem guten Gefühl in unsere lebenswerte Stadt kommen“, so Friedrich. 
www.duesseldorf-tourismus.de


Interview: Tom Corrinth