Walid el Sheikh | Gesichter und Stories in der Krise

Corona betrifft alle Düsseldorfer Wirtschaftsbereiche. Anfang April während des Shutdowns
hat VIVID Unternehmerinnen und Unternehmer aus ganz unterschiedlichen Branchen gefragt: Wie sieht Ihre aktuelle Situation aus? Welche Maßnahmen haben Sie in der Krise getroffen? Welche Tipps haben Sie für andere Unternehmer? Und was haben Sie aus dieser Situation bereits gelernt?

 
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Walid el Sheikh

Barbesitzer

Im Augenblick bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten und auf konkrete Handlungshinweise des Gesetzgebers zu warten. Allerdings hält sich die Politik mit Aussagen zu Lösungsansätzen sehr zurück. Besser gesagt, sie verweigert die Auskunft völlig, mit der Begründung, dass diese Situation einmalig sei und man auf Grund dessen nichts sagen könne. Oder sie profiliert sich mit inszenierten Posen vor Hilfskräften in Krankenhäusern oder auf Flughäfen. Zweifelsohne ist die Covid-19 Pandemie ein entsetzlicher Zustand, der bei Unachtsamkeit die Zahl der Opfer des Virus steigert, jedoch sind die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen derart massiv und flächendeckend, dass ein extremer soziokultureller und wirtschaftlicher Schaden entsteht, der in der Folge ebenfalls unkontrolliert Opfer produziert.

Opfer die nicht gezählt oder benannt werden, die keine Ansprüche geltend machen können, geschweige denn sich selbstständig äußern können (z.B. sozial, geistig o. körperlich benachteilige Kinder/Menschen, Haushalte mit prekärem Umfeld). Seniorenheime bleiben in Betrieb, Tageseinrichtungen für eben benannte werden geschlossen? Das wirft Fragen auf. Aber auch Opfer, die mit der psychischen Last der Schließung Ihrer Unternehmen, Wegfall ihrer Mieten, Entzug ihrer wirtschaftlichen und damit existenziellen Grundlage nicht zurecht kommen und sich dieser aussichtslosen Situation durch Suizid entziehen. Man darf die Pandemie nicht klein reden, sollte dies aber auch nicht mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen tun, und genau das scheint mir gerade der Fall zu sein.

Sehr viele politische Entscheidungen werden derzeit nicht zum ausschließlichen Zwecke der Unversehrtheit der Gesellschaft getroffen, sondern viel eher zum Schutze der persönlichen Integrität der politischen Entscheider. Es wird Solidarität gefordert, sogar gesetzlich angeordnet (Kündigungsschutz etc.), jedoch gelebt wird diese Forderung an die Gesellschaft von der Politik nicht. Damit wird demonstrativ gezeigt, dass man nicht im gleichen Boot sitzt, denn sonst würden Politiker in solch harten wirtschaftlichen Zeiten es der Gesellschaft gleich tun und mindestens auf 30% Ihrer Diäten aus Solidarität und zur Stärkung der staatlichen Handlungsfähigkeit (Reduktion der aufzunehmenden Neuverschuldung) verzichten. Dies nicht zu tun, bestätigt meine Eingangsthese des politischen Egoismus. Was mir persönlich bleibt, ist die Triebfeder meines unternehmerischen Handelns: Ich nehme die bestehen Bedürfnisse meines sozialen Umfelds auf und versuche, diese so gut es geht und soweit es umsetzbar ist zu befriedigen. Dazu zählt es, die „Schwächsten” in meiner Belegschaft vor Schaden zu bewahren. Also habe ich für meine Minijobber und Studentischen Aushilfen auszuführende Tätigkeiten in den Betrieben gesucht. Hätte ich dies nicht getan, wären einige gezwungen gewesen Grundsicherung zu beantragen, was teilweise eine psychische Demütigung der Leute gewesen wäre. Für unsere Gäste schalten wir - wie viele meiner Kollegen auch - Livestreams, die online kostenlos zugänglich sind. Diese werden am Wochenende und im Laufe der kommenden Woche Live gehen (genaue Informationen folgen). Das wichtigste ist es jedoch, persönlich hoffnungsvoll zu bleiben und das auch in Gesprächen und Taten vorzuleben, um in der „Post Corona Zeit” schnellstmöglich zu einer dann neuen Normalität zurück zu kehren. •