Von NRW bis nach Shanghai kulinarischer Bestseller

Der Thermomix ist für seine begeisterten Kunden eine Art Religion – und zwar nicht nur in Deutschland. Hersteller Vorwerk expandiert bereits seit vielen Jahren global und setzt nun vor allem auf neue Märkte in China und den USA.

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Der Thermomix ist schon seit über 30 Jahren ein Dauerbrenner im Produktportfolio des Tra­ditionsunternehmens Vorwerk, das auf eine über 130-jährige Geschichte als Familienunternehmen zurückblickt und seinen Sitz in Wuppertal hat. Die multifunktionale Küchenmaschine verkauft sich laut des Vorwerk-Geschäftsberichts 2017 weltweit alle 29 Sekunden – und das trotz eines vergleichsweise hohen Preises von 1.299 Euro pro Stück. Dabei verzichtet Vorwerk auf klassische Produktwerbung und setzt auf althergebrachte Vertriebswege: Wo einst der Staubsaugervertreter an der Tür der interessierten Hausfrau klingelte, laden heutzutage Thermomix-Repräsentantinnen zum sogenannten „Erlebniskochen“ ein, um Kundinnen und Kunden für die Allround-Küchenmaschine zu begeistern. Mit Erfolg: Im letzten Jahr wurden weltweit 1,1 Milliarden Euro mit dem Lifestyleprodukt aus Wuppertal umgesetzt, davon allein in Deutschland 300 Millionen Euro.

Die Geschichte des Thermomix geht bis in die 1970er-Jahre zurück. Da in Frankreich gebundene Suppen zu den Lieblingsgerichten gehören, kam der damalige Geschäftsführer der französischen Vorwerk-Organisation auf die Idee, eine Universalküchenmaschine zu entwickeln, die Zutaten pürieren sowie Flüssigkeiten erhitzen konnte – einen Vorläufer des Thermomix. „Der erste richtige Thermomix kam dann in den frühen 1980ern in Frankreich auf den Markt, ein deutsches Modell folgte 1984“, so Anika Wichert, PR-Managerin bei Vorwerk. Bis heute wird der Thermomix vorwiegend in Frankreich produziert, die Forschung und Entwicklung von Vorwerk hat ihren Sitz jedoch in Wuppertal. „Das Bekenntnis der Unternehmerfamilie zum Standort Wuppertal ist ungebrochen. Die Universitätsstadt besitzt einen hohen Grad an Innovations- und Wirtschaftskraft. Wir bewegen uns im Premiumsegment. Qualität der Produkte und Know-how der Mitarbeiter sind uns sehr wichtig, und auch die Nähe von Produktion, Forschung und Entwicklung“, so Michael Weber Pressesprecher der Vorwerk Gruppe. „Der Thermomix ist ein global erfolgreiches Konzept, das bisher in 75 Ländern vertrieben wird. In Spanien gibt es bereits in 40 Prozent aller Haushalte einen, der große Durchbruch in Deutschland kam für den Thermomix in den 1990ern. Zum aktuellen Thermomix TM5, der 2014 auf den deutschen Markt kam, gehört der sogenannte „Cook-Key“. Dieser wird seitlich an den Thermomix TM5 angelegt und sendet die Lieblingsrezepte aus dem Thermomix Rezept-Portal Cookidoo (www.cookidoo.de) kabellos via WLAN direkt auf das Display des Thermomix TM5. Der Kunde wählt das gewünschte Rezept am Thermomix aus und wird Schritt für Schritt durch die einzelnen Arbeitsschritte geführt, die benötigten Werte für Temperatur und Zeit sind dabei automatisch eingestellt. Das ist die sogenannte Guided-Cooking-Funktion. Im Thermomix Rezept-Portal Cookidoo können außerdem eigene Rezeptlisten oder ein Wochenplaner erstellt werden. Aus dem Wochenplaner generiert sich automatisch eine Einkaufsliste, die gleich an den Kooperationspartner REWE versendet werden kann, der die bestellten Zutaten wenig später nach Hause liefert.

Der Thermomix wird jedoch nicht über Onlineversand, sondern nur über Thermomix-Repräsentantinnen vertrieben. Da er ein sehr erklärungsbedürftiges Produkt sei, sei auch ein Verkauf in Elektrofachmärkten nicht möglich, so Weber. Vorwerk setze zu hundert Prozent auf den Direktvertrieb; eine Win-win-Situation. „Da wir so gezielt auf Kundenwünsche eingehen können, bekommen wir auch viel Feedback und verkaufen vor allem durch die Weiterempfehlungen von Kunden. Das ist ein Selbstläufer“, so Anika Wichert.

Der Thermomix, eine Erfolgsstory, die sich auch in den Absatzzahlen niederschlägt. „Der Launch des TM5 ist vier Jahre her. Wir hatten zunächst zwei Absatzrekordjahre, die natürlich stark davon abhingen, dass wir nach vielen Jahren wieder mit einem neuen Thermomix-Modell auf den Markt gekommen sind. Die Umsatzzahlen sind im letzten Jahr leicht zurückgegangen, dennoch verkaufen wir mit dem TM5 immer noch mehr Geräte als 2014 mit dem Vorgängermodell TM31“, erzählt Michael Weber.

Thermomix
 in Zahlen

Umsatz in 2017 weltweit 
1,1Mrd. Euro
Weltweit wird alle 
29 Sekunden ein 
­Thermomix verkauft
Vertrieb in 75 Ländern weltweit
1984 kam der Thermomix erstmals in Deutschland auf den Markt

Mitverantwortlich für die durchgehend guten Umsätze sind nicht zuletzt die Expansionen auf den chinesischen sowie den US-amerikanischen Markt. „Wir sind mit dem Thermomix seit drei bis vier Jahren in China, und zwar sehr erfolgreich. Wir lagen im letzten Jahr bei 47 Millionen Euro Umsatz“, so Weber. Auch in den USA, wo der Thermomix seit anderthalb Jahren erhältlich ist, laufe es gut, andere wichtige Märkte für den Thermomix seien vor allem Italien, Frankreich, Portugal und Spanien.

Dass der Markt für den Thermomix irgendwann gesättigt ist, befürchtet man bei Vorwerk nicht. „Wir denken ständig über neue Produktfeatures nach. Digitalisierung ist für uns ein zentrales Thema, und wir wollen die Nutzung der Geräte als Plattform weiter ausbauen, eine Art digitalen Service rund um das eigentliche Produkt anbieten. Da haben wir einige Ideen, die wir ständig weiterentwickeln. Und überlegen Sie mal: Wir sprechen gerade ungefähr eine Stunde. In dieser Zeit haben wir weltweit ca. 120 Thermomix verkauft“, freut sich Michael Weber. ●

Firma: Vorwerk
Unternehmenssitz: Wuppertal
Gesamtumsatz (2017): 906,1 MIO. €
davon Thermomix: 120,0 MIO €
seit: 1883


www.vorwerk.de
www.thermomix.de


Text: Katja Vaders