Die Demokratisierung des Weins

Jacques’ Wein-Depot ist seit 45 Jahren eine Institution im deutschen Weinhandel. Geschäftsführerin Kathy Féron über das Kulturgut Wein und darüber, wie sich das Düsseldorfer Unternehmen neben Discountern und Onlinehandel positionieren möchte.

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Firma Jacques’ Wein-Depot 
Geschäftsführerin Kathy Féron 
Sitz Düsseldorf
Seit 1974
Filialen 313
Umsatz (2017) 152,3 Mio. €

www.jacques.de

Natürlich machen Frauen Dinge anders als Männer. Sie denken und entscheiden gemeinschaftlicher. Leistung ist für sie ein Teamergebnis.
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Seit die Weinliebhaber Dr. Olaf Müller-Soppart und Jacques Héon 1974 das erste Jacques’ Wein-Depot in Düsseldorf eröffneten, hat sich viel getan – nicht nur auf dem deutschen Weinmarkt, sondern auch im Unternehmen. Seit knapp sechs Jahren gibt es eine Doppelspitze in der Geschäftsführung: Neben Alexander Borwitzky zeichnet Kathy Féron verantwortlich für die Belange der Weinhandelskette. Nach dem Studium des Weinbaus in Frankreich und Deutschland arbeitet Féron einige Zeit in Weinkellern, wechselt aber irgendwann in den Handel, wird Einkaufsleiterin bei Jacques’ Wein-Depot und schließlich Geschäftsführerin. Ich bin am Bodensee aufgewachsen. Dementsprechend hat mich das Kulturgut Wein schon immer fasziniert. In meiner Familie wie auch in der Region war er nichts Elitäres, sondern wurde von jedem getrunken“, erzählt Féron. Dieser Ansatz deckt sich mit der Unternehmensphilosophie von Jacques’ Wein-Depot: „Wir haben Wein demokratisiert und jedem zugänglich gemacht. Der Geschmack ist das Wichtigste, daher sollen auch die Kunden die Weine vor dem Kauf probieren.“ Die Mission von Jacques’ hat sich durchgesetzt: Es gibt Wein inzwischen überall zu kaufen, an der Tankstelle, am Büdchen, in Supermärkten. „Edeka und Rewe haben teilweise ziemlich gute Weinabteilungen. Der Hauptabsatz von Wein findet in Deutschland allerdings in Discountern statt“, weiß Kathy Féron. Der Weinhandel stagniere, sei sogar leicht rückläufig, man müsse kämpfen, um den Marktanteil zu behalten. „Wir wollen aber weiterwachsen, trotz widriger Marktbedingungen. Daher müssen wir uns dem Kunden so interessant wie möglich präsentieren“, ist sich Kathy Féron sicher. Der Onlinehandel spiele dabei zwar eine große Rolle, aber nicht, was den Abverkauf angeht. 

Jacques’ Wein-Depot setzt vor allem auf das Einkaufserlebnis im stationären Handel. Der Kunde solle eintauchen in die Welt des Weins, den Onlinehandel sieht Kathy Féron vor allem als ergänzende Informationsquelle zu den Produkten. „Natürlich verkaufen wir auch online, die persönliche Beratung vor Ort ist uns aber weiterhin das Wichtigste.“Der Erfolg dieses Konzepts schlägt sich auch in Zahlen nieder: Jacques’ Wein-Depot betreibt inzwischen 313 Filialen in ganz Deutschland. Dahinter steckt kein Franchise-System, sondern selbstständige Handelsvertreter, die vom Unternehmen einen komplett ausgestatteten und bestückten Laden zur Verfügung gestellt bekommen und Provision für jedes verkaufte Produkt erhalten. Jacques’ Wein-Depot gehört zur Hawesko Holding AG, einem Konzern, der ausschließlich auf Weinhändler spezialisiert ist. Im Jahr 2017 hat Jacques’ einen Umsatz von 152,3 Mio. Euro gemacht. „Wir wachsen jedes Jahr zwischen dreieinhalb und vier Prozent“, freut sich Kathy Féron. 

In die Zukunft schaut sie daher trotz des nicht einfachen Marktes optimistisch. ◊Wir wollen unseren Kunden weiterhin einen Mehrwert anbieten, besser sein, was die Qualität, aber natürlich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht. Da sehen wir noch viel Potenzial auf dem deutschen Markt – natürlich nicht nur über Expansion, obwohl wir derzeit jährlich zehn neue Filialen eröffnen. Wir haben immer mehr junge Kunden, die Produkte suchen, die den Aspekt der Nachhaltigkeit erfüllen. Das kommt uns entgegen, da wir mit Winzern arbeiten, die wir persönlich kennen, teilweise schon viele Jahre. Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Thema“, so Féron. 

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Wir wachsen jedes Jahr zwischen 
dreieinhalb und vier Prozent.

Die Weinbranche ist aber nicht nur ein hart umkämpfter Markt, sondern immer noch eine Männerdomäne. Wie sieht Kathy Féron ihre Rolle als weibliche Geschäftsführerin? „Natürlich machen Frauen Dinge anders als Männer. Sie denken und entscheiden gemeinschaftlicher, weniger egozentrisch. Leistung ist für sie ein Teamergebnis. Es gibt auch vermehrt Weinmakerinnen. Frauen haben tatsächlich eine bessere Sensorik als Männer, aber es ist ein landwirtschaftlicher Beruf, der körperlich sehr anstrengend ist“, weiß Féron.

In diesem Jahr feiert Jacques’ Wein-Depot seinen 45. Geburtstag. Viel ist geschehen seit der Eröffnung des ersten Ladens im Jahr 1974, aber eins bleibt definitiv: Düsseldorf als Hauptsitz der Weinhandelskette. ◊Die Stadt bedeutet uns extrem viel. Wir sitzen seit 40 Jahren in einem schönen alten Gebäude auf der Bilker Allee, was gar nicht so einfach war, weil wir stetig gewachsen sind, auch was die Mitarbeiterzahl angeht. Wir haben aber ein Haus im Hinterhof und uns inzwischen ein bisschen nach hinten durchgefressen“, lacht sie. Vielleicht wäre einiges unkomplizierter in einem modernen Gebäude außerhalb der Stadt, ◊aber das kommt für uns nicht infrage. Düsseldorf ist logistisch gut erreichbar und eine attraktive und sehr lebendige Stadt, die sich ständig weiterentwickelt. Das passt zu uns“, freut sich Kathy Féron. •


Autor: Katja Vaders